Gruppenfoto von Tactons Team in Karlsruhe mit zwei Tacton-Bannern in den Händen der Mitarbeiter

Tactons neues Team in Karlsruhe.

Foto: Tacton Systems

Deutschland neuer Heimatmarkt für Tacton Systems

Enormes Potenzial dank des branchenübergreifenden Fokus auf Industrie 4.0 – das hat das schwedische IT-Unternehmen Tacton Systems in Deutschland erkannt. Mit zwei Firmenübernahmen innerhalb weniger Monate hat man seine Position gestärkt und ist nun dabei, den großen deutschen Markt endgültig zu erobern, wie die neue Deutschland-Chefin Ewa Johansson in unserem Interview erklärt.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Tacton Systems ist Weltmarktführer im Bereich Configure Price Quote (CPQ). Für jemanden, der noch nie davon gehört hat: Was muss man sich darunter vorstellen? Was machen Sie genau?

Ewa Johansson: Wir sind ein IT-Unternehmen, das IT-Werkzeuge für den Vertrieb anbietet. Mithilfe dieser Werkzeuge effektivieren und vereinfachen wir den Vertriebsprozess in Industrieunternehmen.

Zu Ihren Kunden zählen große Industriekonzerne wie Siemens, ABB und GE Healthcare. Wofür setzen diese Ihre Produkte ein?

Sie nutzen unsere Produkte, um schnell und effektiv Offerten zu erstellen, die korrekt und für den jeweiligen Kunden attraktiv sind. Wir können in kürzester Zeit exakte Kalkulationen für äußerst detailliert konfigurierte und kundenangepasste Produkte zusammenstellen. Viele Unternehmen haben dies vorher manuell oder in Excel gemacht. Aber das ist auf Dauer nicht sehr effektiv. Verkauft man große Produkte in sehr vielen verschiedenen Variationen, ist es für die Vertriebsmitarbeiter nicht gerade leicht, alle unterschiedlichen Konfigurationen im Kopf zu behalten. Unsere Lösungen dienen als Hilfssysteme für den Vertrieb der Unternehmen.

In welchen anderen Bereichen werden Ihre Lösungen eingesetzt? Welche Möglichkeiten gibt es?

Für uns steht die verarbeitende Industrie ganz klar im Mittelpunkt. Wir sehen die Implementierung unserer Lösungen als einen Schritt im Digitalisierungsprozess, in dem sich die meisten Unternehmen gerade befinden. Wir sind ein Teil der laufenden Umstellung hin zur „Industrie 4.0“.

Vergangenen Herbst übernahm Tacton das deutsche Unternehmen Lumo Graphics mit Sitz in Karlsruhe und im Juli gaben Sie zudem die Übernahme der Bochumer Ventacor GmbH bekannt. Warum waren diese beiden deutschen Firmen so interessant für Tacton?

Lumo Graphics war für uns interessant, da wir durch die Übernahme Zugang zu einem Kompetenzbereich erhalten haben, der bei uns im Unternehmen bisher noch gefehlt hat. Die Kernkompetenz der Kollegen liegt in der Visualisierung von Produkten, was sehr gut zu dem passt, was wir machen. Mit den Werkzeugen von Tacton können unsere Kunden ihre Produkte zunächst konfigurieren und dann können sie mithilfe der Lösungen von Lumo Graphics auch visualisiert werden. Wir hatten vorher bereits mit der Firma zusammengearbeitet, da wir die Kompetenz wie gesagt nicht selbst besaßen. Aber nun wird Lumo Graphics Teil von Tacton und wir werden deren Lösungen direkt in unsere Produktplattform integrieren. Außerdem bekommen wir so Direktzugang zum deutschen Markt – noch dazu in einem Teil von Deutschland, in dem die Industrie extrem stark ist. Was Ventacor angeht, ist auch dieses Unternehmen ein Partner, mit dem wir bereits seit Längerem zusammenarbeiten. Die Firma ist im gleichen Bereich tätig wie wir und hat Mitarbeiter mit großer technischer Kompetenz. Bisher war Ventacor einer unserer Vertriebspartner in Deutschland, aber durch die Übernahme können wir im Verkaufsprozess nun eine Stufe überspringen und erhalten direkten Zugang zum deutschen Markt. Nach den beiden Zukäufen haben wir jetzt insgesamt 30 Angestellte in Deutschland.

Planen Sie, jetzt noch mehr Fokus auf den deutschen Markt zu legen? Welches Potenzial sehen Sie in Deutschland?

Wir sehen in Deutschland enormes Potenzial! Hier gibt es den größten Industriesektor in ganz Europa und man arbeitet fokussiert in Richtung „Industrie 4.0“, was bedeutet, dass viele Unternehmen derzeit ihre internen Prozesse überprüfen und effektivieren wollen. Da können wir mit unseren Lösungen anknüpfen. Wir haben schon lange mit deutschen Kunden gearbeitet, aber bisher haben wir diese von Schweden aus betreut. Nun können wir den Kunden noch näher kommen. Wir sehen Deutschland als einen neuen Heimatmarkt für uns.

Sie persönlich haben jetzt auch eine neue Rolle in Deutschland. Erzählen Sie mehr!

Ja, ich wurde zur Geschäftsführerin für die deutschsprachigen Länder ernannt. Meine Rolle ist es, die beiden neu hinzugekommenen Tochterunternehmen in die Tacton-Familie zu integrieren und gleichzeitig den Umsatz auf dem deutschen Markt anzukurbeln. Ich habe also sowohl einige organisatorische Aufgaben als auch unser Wachstum in Deutschland im Blick. Rein physisch sitze ich seit ein paar Wochen in Karlsruhe. Aber ich habe auch immer noch einen Schreibtisch in Stockholm und werde künftig ab und an zwischen den beiden Städten hin- und herpendeln. Es ist toll, wieder in Deutschland zu sein. Ich habe in den 1990er-Jahren fünf Jahre lang in Berlin gearbeitet, aber das hier ist eine neue Rolle für mich.

Seit 2014 ist Tacton Systems Mitglied der Deutsch-Schwedischen Handelskammer. Welchen Nutzen ziehen Sie als Unternehmen aus der Mitgliedschaft bei uns?

Wir bekommen sowohl fachliche Weiterbildung als auch Zugang zu einem fantastischen Netzwerk. Während meiner gesamten beruflichen Laufbahn war ich stets bei Unternehmen tätig, die Mitglied der Deutsch-Schwedischen Handelskammer waren. Als ich bei Tacton anfing, sorgte ich deshalb dafür, dass auch wir Mitglied wurden. Im Laufe der Jahre habe ich viele Veranstaltungen der Handelskammer besucht, die mir immer sehr viel gebracht haben, sowohl inhaltlich als auch in Sachen Kontakte. Nun, da ich hauptsächlich von Deutschland aus arbeiten werde, werde ich wahrscheinlich nicht mehr zu so vielen Veranstaltungen kommen können, aber wir als Unternehmen werden auch weiterhin ein sehr aktiver Teil des Netzwerks bleiben.

 

In unserer Serie Mitglied des Monats treffen wir jeden Monat einen Vertreter eines unserer rund 1.150 Mitgliedsunternehmen, der uns einen Einblick in die Arbeit und aktuellen Aktivitäten des jeweiligen Unternehmens gibt.