
Wenn heute Wahlen in Schweden wären
28.02.2025
Natürlich standen die deutschen Wahlen bei der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in den letzten Wochen im Vordergrund. Dies schließt aber nicht aus, ebenso die schwedischen Wählersympathien etwas genauer zu betrachten, zumal die Schwedinnen und Schweden in 2026 zur Wahl gehen werden. Noch lässt sich aber kein deutlicher politischer Trend erkennen, kommentiert Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.
Auch in Schweden werden regelmäßig politische Meinungsumfragen durchgeführt, wenn auch nur von wenigen Akteuren und nicht ganz so ausführlich wie dies in Deutschland der Fall ist. Zuletzt publizierte das öffentliche schwedische Fernsehen (SVT/Verian) folgende für Februar 2025 ermittelte Verteilung der schwedischen Wählerlandschaft.
Partei | in Prozent | Unterschied zur Wahl 2022 |
Sozialdemokraten (Socialdemokraterna, S) | 33,7 | + 2,4 |
Linkspartei (Vänsterpartiet, V) | 7,4 | + 1,8 |
Die Grünen (Miljöpartiet, M) | 6,2 | + 0,5 |
Zentrumspartei (Centerpartiet, C) | 3,8 | - 1,3 |
Christdemokraten (KD) | 4,1 | - 0,8 |
Liberale (Liberalerna, L) | 2,5 | - 1,4 |
Schwedendemokraten (Sverigedemokraterna, SD, rechtsaußen) | 20,9 | - 1,7 |
Quelle auf Schwedisch: SVT/Verians
Etliche Parallelen zur deutschen Parteienlandschaft
Es fällt auf, dass Linkspartei und Schwedendemokraten in Schweden momentan ungefähr die gleichen Anteile erreichen wie ihre deutschen Pendants. Auch werden die schwedischen Liberalen um den Eintritt in das schwedische Parlament kämpfen müssen (bei Sperrklausel von 4 Prozent). Wichtig ist der Hinweis, dass die zumeist ländlich vertretene Zentrumspartei eigentlich dem bürgerlichen Block angehört, derzeit aber mit den Linksparteien kooperiert. Es bleibt abzuwarten, auf welcher Seite sich die Zentrumspartei vor den Wahlen am 13. September 2026 positionieren wird. Dagegen scheint es sicherer, dass die Schwedendemokraten die jetzige Regierung aus M, KD und gegebenenfalls auch L bei einem bürgerlichen Wahlsieg weiterhin parlamentarisch unterstützen würden, vor allem bei der Verabschiedung des Haushalts.
Aktuell führt die Opposition – viel hängt von der weiteren Wirtschaftsentwicklung ab
Ein Blick auf die oben zitierte Tabelle manifestiert, dass der links orientierte Block um die Sozialdemokraten derzeit die Nase vorn hat – allerdings mit der Einschränkung, dass zurzeit sowohl die Zentrumspartei als auch die Liberalen unter der Vier-Prozent-Hürde bleiben würden. Dies kann sich aber bis zum September nächsten Jahres noch ändern. Daher sollte das jetzige Machtverhältnis von Regierung plus Schwedendemokraten zu Opposition – 47,2 zu 51 – nicht zu genau genommen werden, wobei der Unterschied in beide Richtungen nicht einmal zwei Prozenteinheiten ausmacht.
Die weitere Entwicklung der beiden politischen Blöcke könnte in hohem Maße von der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung abhängen.
„Noch wartet Schweden auf einen deutlich sichtbaren Aufschwung und somit auch auf bessere Zahlen vom schwachen Arbeitsmarkt.“
Noch wartet Schweden auf einen deutlich sichtbaren Aufschwung und somit auch auf bessere Zahlen vom schwachen Arbeitsmarkt (je nach Quelle und Definition 7,2 bzw. 10,4 Prozent). Nach den wirtschaftspolitischen Plänen und Erwartungen von Finanzministerin Elisabeth Svantesson sollte Schweden aber in 2026 besseren Zeiten entgegensehen können. Implizit wohl mit der Einschränkung, dass geopolitisch in der Zwischenzeit nichts sonderlich Negatives passiert. Ob sich die schwedische Wirtschaft – insbesondere der Arbeitsmarkt – letztendlich zum zentralen Wahlhema der Mitte-Links-Opposition entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Hubert Fromlet
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