Ralph-Georg Tischer, Geschäftsführer der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

Ralph-Georg Tischer, Geschäftsführer der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

Foto: Birgit Walsh

Weihnachtsbrief des Geschäftsführers

11.12.2024

Der Binnenmarkt bietet viele Geschäftsmöglichkeiten und ist ein wichtiger Wachstumsmotor. Um dieses Potenzial zu nutzen, bedarf es des politischen Willens und Mutes der Mitgliedstaaten, Hindernisse und nationale Alleingänge zu beseitigen. Brüssel muss eine spürbare Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen sicherstellen. Lesen Sie Ralph-Georg Tischers Weihnachtsbrief darüber, wie der Trend eines erwarteten Rückgangs des Handelsvolumens umgekehrt werden soll.

Freier Handel schafft bekanntlich Wachstum und Wohlstand. Diese Grundformel wird geopolitisch leider immer weiter in Frage gestellt. Die Zersplitterung der Weltgemeinschaft in verschiedene Machtblöcke ist längst auch in der Handelspolitik sichtbar. Durch die Rivalität der USA mit China und das eingefrorene Verhältnis zu Russland wird der globale Handlungsrahmen für die Wirtschaft immer enger. Die alte Ordnung geht. Darauf müssen wir uns wohl einstellen. 

„Der europäische Binnenmarkt wird allein mit seiner Größe und seinem globalen Gewicht noch viele unternehmerische Chancen generieren.“

Unsere Hoffnung liegt einmal mehr auf Europa. Der europäische Binnenmarkt wird allein mit seiner Größe und seinem globalen Gewicht noch viele unternehmerische Chancen generieren. Er bleibt ein potenzieller Wachstumsmotor. Nachbarschaft zählt, das wissen wir alle. Was wir brauchen, ist der politische Wille und Mut in den Mitgliedsstaaten, die Binnenmarkthürden und nationale Alleingänge zu beseitigen. Ansatzpunkte gibt es genug: etwa die Vereinheitlichung der unternehmerischen Berichtspflichten und Steuererklärungen, die Anerkennung von beruflichen Abschlüssen, die Beseitigung des Regel-Wildwuchses durch unzählige EU-Richtlinien hin zu einheitlich bindenden EU-Verordnungen. 

„Es liegt an Brüssel, endlich für eine spürbare Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu sorgen.“

Es liegt an Brüssel, endlich für eine spürbare Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu sorgen und damit dringend notwendige Wachstumspotenziale freizusetzen.

In der aktuellen Lage verbindet Schweden und Deutschland die schwächelnde Entwicklung unserer eng verflochtenen Wirtschaftsräume. Viele Nachrichten aus den Unternehmen sind nicht von Optimismus getragen, allen voran die nicht enden wollenden Hiobsbotschaften aus unseren Kernbranchen der Automobilindustrie und dem Maschinenbau. Wir spüren die mangelnde Exportdynamik, die unser bilaterales Geschäft erlahmen lässt. Unter diesen Umständen ist zu erwarten, dass das Handelsvolumen zwischen unseren Ländern im Jahresvergleich wohl rückläufig sein wird, so wie es auch die Statistiken aktuell vermuten lassen. Wirtschaftswachstum fällt aus.

Im besonderen Maße trifft dabei die Strukturkrise der deutschen Wirtschaft unsere Mitgliedsunternehmen, wenn auch je nach Branche, Größe, Standort unterschiedlich. Eine notwendige wirtschaftspolitische Wende in Deutschland, von der auch unsere bilateralen Beziehungen profitieren könnten, fordern und versprechen im anlaufenden Bundestagswahlkampf alle Akteure. Ob es angesichts der Gemengelage an aufgestauten Strukturproblemen und unterschiedlichen politischen Lösungskonzepten so kommen wird, liegt schlussendlich in der Hand der deutschen Wählerinnen und Wähler. Die Wirtschaft zumindest wartet auf positive Standortsignale. Denn wo Investitionen und Innovationen stattfinden, hängt von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Standortes ab. Niemand wartet auf uns.

Auch die Handelskammer hat in diesem Jahr vielfältige Impulse setzen und positive Beiträge für unsere beiden Standorte leisten können, indem bilaterales Geschäft gesichert und ausgebaut werden konnte. Dabei reicht die Palette der Aktivitäten vom German Swedish Tech Forum (GSTF), der Swedish German Cleantech Platform (SGCP), dem „AI Park Satellit Stockholm“, unseren Talentförder- und Sprachprogrammen, über die Arbeitsgruppen bis hin zu den vielfältigen Einzelengagements als verlässlicher Dienstleister. All dies macht uns zur einzigen bilateral aufgestellten Plattform für Unternehmen. 

„Wie wertvoll unser Netzwerk für das jeweilige Geschäft ist, belegt dabei auch die ungebrochen steigende Zahl an Mitgliedsunternehmen, Partnerschaften und Kunden.“

Wie wertvoll unser Netzwerk für das jeweilige Geschäft ist, belegt dabei auch die ungebrochen steigende Zahl an Mitgliedsunternehmen, Partnerschaften und Kunden.

In welcher Rolle auch immer wir für Sie da sind, wir freuen uns auf ein weiteres gemeinsames Jahr mit Ihnen und wünschen allen Leserinnen und Lesern im Namen des Vorstandes und unseren Mitarbeitenden in Stockholm, Malmö und Göteborg ein frohes Weihnachtsfest und einen gelungenen Start ins neue Jahr. 

Bleiben Sie uns gewogen!
Ihr Ralph-Georg Tischer