Silberstreifen am schwedischen Konjunkturhorizont

03.03.2025

Noch vor wenigen Wochen nahm sich das schwedische Konjunkturklima nicht sonderlich erbaulich aus. Inzwischen hat sich aber die faktische Entwicklung als etwas günstiger erwiesen als es die Stimmungsindikatoren widerspiegelten. Daher kann es die Mühe wert sein, die gerade veröffentlichten Zahlen für das schwedische BIP im vierten Quartal 2024 etwas genauer zu analysieren, so Prof. Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer. 

Aufgrund der unsicheren geoökonomischen Perspektiven stehen die schwedischen Aufschwungssignale auf noch recht unsicheren Beinen. Im Gegensatz zu Deutschland konnte man in Schweden aber gegen Jahresende 2024 etwas günstigere Konjunkturzeichen ausmachen. 

Breiter Fortschritt im vierten Quartal – Wendepunkt jetzt da?

So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 1,9 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal (in Deutschland jeweils -0,2 Prozent). Somit könnte in Schweden der konjunkturelle Wendepunkt erreicht sein, was allerdings aufgrund der gestiegenen geopolitischen Unsicherheit noch nicht in trockenen Tüchern ist.

„Interessanterweise haben sich die schwedischen Tendenzen in Richtung Konjunkturaufschwung auf relativ breiter Front gezeigt.“

Interessanterweise haben sich die schwedischen Tendenzen in Richtung Konjunkturaufschwung auf relativ breiter Front gezeigt, allerdings mit unterschiedlicher Kraft. Recht ordentlich haben sich hierbei vor allem die Exporte im vierten Quartal 2024 entwickelt mit +0,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und +2,2 Prozent zum entsprechenden Vorjahresquartal – bedingt durch die in 2024 größtenteils schwache Schwedenkrone sowie maßvolle Lohnsteigerungen. 

Aber auch der private Konsum hat sich gegen Jahresende mit +0,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und +0,5 Prozent zum entsprechenden Vorjahresquartal etwas günstiger entwickelt als vielerorts erwartet. Als kleiner Lichtblick entpuppten sich auch die Bruttoinvestitionen, für die im vierten Quartal 2024 mit +1,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und +1,0 Prozent zum entsprechenden Vorjahreswert immerhin leicht positive Zahlen notiert werden konnten. Vor allem verbesserte Bauinvestitionen haben diesen verhaltenen Aufschwung ermöglicht. Vom stagnierenden öffentlichen Konsum kamen aber auch im vierten Quartal noch keine Wachstumsimpulse. Dies könnte sich mit Blick auf das Wahljahr 2026 aber auch noch ändern. 

„Insgesamt reichte die Entwicklung der oben genannten BIP-Aggregate für einen 1-prozentigen Anstieg des totalen BIP in 2024.“

Insgesamt reichte die Entwicklung der oben genannten BIP-Aggregate für einen 1-prozentigen Anstieg des totalen BIP in 2024 – nicht gerade berauschend, aber etwas besser als in Deutschland (-0,2 Prozent). Da nimmt es nicht wunder, dass die Importe im vierten Quartal 2024 mit -0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal nochmals leicht abnahmen, jedoch +1,5 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal zunahmen. 

Fazit: Inzwischen könnte der konjunkturelle Wendepunkt in Schweden erreicht sein – allerdings nur, wenn sich die geoökonomischen Voraussetzungen nicht weiter verschlechtern, und die Inflation sowie Zinsrisiken zukünftig in Schach gehalten werden können. 

Hubert Fromlet

 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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