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Schwedische Agrarwirtschaft: Wachstumschancen in schwierigem Umfeld

25.05.2015

In diesem Jahr wollen deutlich weniger Landwirte in Schweden in neue Maschinen investieren als im Vorjahr. Mit dem Wegfall der EU-Milchquotenregelung zum 1. April 2015 erwartet insbesondere der Milchsektor einen noch härteren Wettbewerb und sinkende Umsätze. Hingegen birgt das Bio-Segment, angesichts steigender Nachfrage, noch viel Entwicklungspotenzial.

Schwedens Agrarerzeugung umfasst hauptsächlich Ölpflanzen, Kartoffeln, Getreide sowie Fleisch- und Milchprodukte. Etwa 75 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaften gleichzeitig auch Waldflächen.

Ein wichtiger Geschäftspartner sind in Schweden die Genossenschaften, über die rund drei Viertel der heimischen Agrarproduktion weiterverarbeitet oder abgesetzt werden. Viele Landwirte haben sich aufgrund besserer Konditionen zu Kooperativen zusammengeschlossen und wollen die Zusammenarbeit weiter verstärken. Dies ergab eine Umfrage des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens LRF Konsult und des Kreditinstituts Swedbank och Sparbankerna unter rund 1000 Betrieben mit mehr als 20 ha Nutzfläche.

Weniger Investitionen 2015

Rund 30 Prozent der Befragten haben 2014 in neue Maschinen investiert. Vor allem Milch- und Fleischproduzenten erhöhten ihre Ausgaben um 6 beziehungsweise 10 Prozent. Dieses Jahr wollen allerdings gerade einmal 11 Prozent aller Betriebe in neue Maschinen und Anlagen investieren – was über die letzten zehn Jahre gesehen ein Rekordtief bedeutet.

Der Untersuchung zufolge planen 8 Prozent der befragten Unternehmen in Qualitätssicherungssysteme zu investieren, wobei Schweinehalter hieran das größte Interesse äußern (36 Prozent). Dabei kommt ihnen zugute, dass die Verbraucher trotz der deutlichen Preisunterschiede zwischen heimischem und importiertem Schweinefleisch aus Tierschutz- und Qualitätserwägungen lieber zu schwedischen Erzeugnissen greifen. Das Wohlergehen der Tiere spielt hierzulande eine wesentliche Rolle. Auch multiresistente Keime sind äußerst selten, da in Schweden auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet wird.

Milchbetriebe befürchten Umsatzeinbruch

Nachdem die Milchquoten-Regelung der EU Ende März ausgelaufen ist, dürfte 2015 auch für schwedische Milchunternehmer ein schwieriges Jahr werden. Die Anzahl der aktiven Milchviehhalter ist 2014 zwar um 5 Prozent auf circa 4.400 zurückgegangen, viele Molkereien rechnen aber in den nächsten Monaten mit einem deutlichen Preisrückgang. Da es kostenseitig kaum Entlastung geben dürfte, schließen manche Beobachter ein Umsatzminus von 6 bis 7 Prozent nicht aus.

Angesichts der starken Rivalität im Milchsektor könnten sich Produzenten durch Innovationen Wettbewerbsvorteile verschaffen. So hat der schwedische Hersteller DeLaval ein vollautomatisches Melkkarussell für große Betriebe entwickelt, welches außer in Schweden unter anderem auch in Deutschland zur Anwendung kommt.

Bio-Marktpotenzial noch nicht ausgeschöpft

Ein nach wie vor vielversprechendes Geschäftsfeld ist die ökologische Landwirtschaft. Trotz der steigenden Nachfrage nach Bio-Produkten macht das Segment erst knapp 6 Prozent des gesamten Lebensmittelmarkts in Schweden aus (Deutschland 2012: 3,9 Prozent). „Unser Umsatz mit Öko-Lebensmitteln ist 2014 um 55 Prozent gewachsen“, sagt Anders Svensson, Geschäftsführer von ICA Sverige, der größten Lebensmittelkette des Landes. Vor allem in den großen Städten ist das Ökobewusstsein der Verbraucher besonders ausgeprägt.

Insgesamt kann Schweden etwa vier Fünftel seines Bedarfs an Agrarerzeugnissen aus eigener Produktion decken. Importiert werden vor allem Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Getränke, Molkereiprodukte, Kaffee, Tee und Kakao. Die größten Bezugsländer sind, statistisch gesehen, Norwegen, Dänemark, Deutschland und die Niederlande. Allerdings sind diese häufig nur Transitländer für Produkte, die aus ganz anderen Regionen der Erde stammen, was beim Umgang mit entsprechenden Statistiken zu beachten ist.

 

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