
Schwedens Katastrophenschutz ist ausbaufähig
24.08.2016
Es gibt immer mehr Naturkatastrophen in Schweden, von Stürmen und Waldbränden bis hin zu starken Überschwemmungen. Die Zivilschutzbehörde MSB fordert nun eine engere Kooperation von Behörden, Unternehmen und Freiwilligenorganisationen. Auch deutsche Partner können Technologien und Know-how bereitstellen, damit das Land bei Katastrophen zielgerichteter handeln kann.
Im Zuge des Klimawandels dürften sich Extremwetterereignisse in Schweden künftig häufen. Vor allem jüngere Naturkatastrophen wie die Waldbrände im Sommer 2014 zeigen, dass die Zusammenarbeit der betroffenen Behörden und Organisationen dabei nicht immer reibungslos verläuft. Zwar wurden viele Feuerwehren alarmiert, doch verfügten diese teils nur über vier bis sechs Einsatzkräfte.
Bei dem Orkan Gudrun, der 2005 vor allem im Süden Schwedens große Schäden anrichtete, mangelte es bei der Brandbekämpfung nicht an allgemeiner Hilfsbereitschaft, doch es fehlte ein einheitliches Führungssystem. So auch bei dem mehrtägigen Waldbrand auf der Insel Gotland Anfang Mai 2016. Feuerwehrleute beklagten einen Mangel an Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden.
Bessere Koordination der Einsatzkräfte notwendig
Große Koordinationslücken zwischen den Rettungsdiensten, vor allem bei Großeinsätzen, suggeriert auch ein Forschungsbericht der Zivilschutzbehörde MSB. Ziel müsse es unter anderem sein, die Koordinierung und Lenkung von Maßnahmen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene klar zu regeln. Nachbesserungen fordert die MSB insbesondere in der medizinischen Notaufnahme, zur Sicherung der Strom- und Lebensmittelversorgung sowie in der Transportinfrastruktur. Darüber hinaus seien mehr gemeinsame Übungen erforderlich.
Eine mangelnde Abstimmung zwischen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten kann auch bei Zugunglücken verheerende Folgen haben. Die Universität Umeå, MSB, Polizei und Rettungsdienste erarbeiten daher derzeit gemeinsam einen neuen Handlungsplan für derartige Katastrophen.
Überschwemmungsgefahren gestiegen
Hochwasser und Überflutungen sind in Schweden ebenfalls ein wichtiges Thema. Vor allem die süd- und westlichen Landesteile waren nach Stürmen und heftigen Regenfällen bereits mehrfach überschwemmt.
Für Göteborg wurde von dem Unternehmen Ramböll ein spezielles hydrologisches Modell entwickelt, mit dem sich Wasserstände durch erhöhte Niederschläge und Meeresspiegel simulieren lassen. Eine mögliche Gegenmaßnahme wären Schutzhäfen, aus denen der Zufluss abgepumpt werden kann. Durch eine Kombination solcher mit einem Drainagesystem entlang des Kanals ließe sich Göteborg gegen hohe Wasserstände schützen. Dazu wurde zum Jahresbeginn 2015 eine Vorstudie vorgestellt, aber noch keine Entscheidung über konkrete Baumaßnahmen getroffen. Einem Vertreter des Stadtbauamts zufolge würden solche Anlagen mindestens 10 Milliarden Schwedische Kronen (etwa 1,1 Milliarden Euro) kosten.
Risikobewusstsein auf allen Ebenen
Damit wäre es aber nicht getan. „Wir brauchen ein Risikobewusstsein auf allen Entscheidungsebenen, zum Beispiel, wenn es darum geht, wo gebaut wird. Eine Gegend, die häufig überschwemmt wird, eignet sich vielleicht nicht besonders gut als Wohngebiet. Da hat auch Schweden noch eine Menge zu tun“, sagte MSB-Generaldirektorin Helena Lindberg gegenüber dem Schwedischen Rundfunk.
Bessern sollen sich auch die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden. Schwedens rot-grüne Regierung will im Zeitraum 2017 bis 2020 die Unterstützung für die Kommunen zur Verhütung von Naturereignissen um jährlich 50 Millionen Kronen (etwa 5,3 Millionen Euro) erhöhen. Damit verdreifacht sich das Jahresbudget für den Katastrophenschutz gegenüber 2016 nahezu.
Deutsches Know-how gerne gesehen
Da Schweden mit größeren Naturkatastrophen bisher noch relativ wenig Erfahrung hat, sind die Lösungen und Strukturen deutscher Akteure, unter anderem im Rahmen des Risiko- und Krisenmanagements, willkommen. Vor diesem Hintergrund organisiert die Deutsch-Schwedische Handelskammer von 23. bis 25. November 2016 eine Informationsreise für schwedische Multiplikatoren nach Nordrhein-Westfalen.
Im Mittelpunkt der Reise stehen Projekte, Initiativen und Unternehmen, die auf unterschiedliche Weise die Folgen des Klimawandels im Bereich Umwelt- und Katastrophenschutz thematisieren, sowie Technologien und Systeme, die dabei zum Einsatz kommen. Bei Interesse an einer Teilnahme wenden Sie sich gerne an Alrun Griepenkerl, +46-8-665 18 75, alrun.griepenkerl@handelskammer.se.
Den ausführlichen Überblick zum Thema Katastrophenschutz in Schweden finden Sie bei Germany Trade & Invest.