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Schwedens Bauwirtschaft spürt Aufwärtstrend
29.09.2014
Neue Investitionen auf dem Wohnungsmarkt bringen die schwedische Bauwirtschaft in Schwung. Experten schätzen, dass die Bauinvestitionen in diesem Jahr um rund 10 Prozent zulegen dürften. Neue Geschäftschancen bietet auch der Anlagenbau, unter anderem mit mehreren Großprojekten im Energiesektor.
Im Jahr 2013 gingen die Investitionen in Schwedens Bauwirtschaft nach Angaben des Dachverbands der Bauunternehmen, Sveriges Byggindustrier, um 1 Prozent zurück. Hauptgrund dafür war die schwache Entwicklung im Anlagen- und sonstigen Hochbau. Doch seit einiger Zeit gewinnt der Wohnungsmarkt wieder an Fahrt und auch der Bedarf an Umbau- und Renovierungsmaßnahmen ist hoch. Experten erwarten deshalb, dass die Bauinvestitionen 2014 um 10 Prozent steigen werden.
Startschuss für zahlreiche neue Bauprojekte
Rund drei Prozent höher als im Vorjahr ist die Anzahl der Baugenehmigungen zur Errichtung neuer Wohn- und Nichtwohngebäude. Dabei ist der Anteil der Wohngebäude mit einem Zuwachs von 9 Prozent überdurchschnittlich hoch. Die Anzahl der Baubeginne stieg seit 2013 sogar um knapp die Hälfte, sodass bei den Investitionen in den Wohnungsbau in diesem Jahr mit einem landesweiten Zuwachs von insgesamt 18 Prozent gerechnet wird.
Die Bauaktivität konzentriert sich vor allem auf die Großstädte und besonders den Ballungsraum Stockholm. Bereits im Herbst 2013 lagen der dortigen Provinzverwaltung Bebauungspläne für mehr als 47.000 neue Wohnungen vor. Ein Großteil dieser Wohnungen soll in Form von Mehrfamilienhäusern in den Stadtteilen Älvsjö, Midsommarkransen und Södermalm sowie den Vororten Solna und Vallentuna entstehen.
Ganze Stadtteile in Planung
Neben Studentenwohnheimen, die in Bromsten oder auf Kungsholmen um- oder ganz neu gebaut werden sollen, spielt auch barrierefreies Wohnen eine immer wichtigere Rolle. Weitere Bauprojekte außerhalb von Stockholm finden sich beispielsweise in den Städten Karlstad und Helsingborg. Dort sollen ganz neue Wohngebiete entstehen.
Der Markt für Wohnungsrenovierungen und -modernisierungen konnte 2013 nur knapp 2 Prozent zulegen, für 2014 wird allerdings ein Plus von 8 Prozent erwartet. Besonders die Erneuerung der Gebäudetechnik und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz machen Umbauaktivitäten erforderlich.
Um den Energieverbrauch in Wohn- und Geschäftshäusern deutlich zu reduzieren, müsste Schweden den Fokus stärker als bisher auf effizienzverbessernde Maßnahmen in bereits bestehenden Gebäuden richten. Denn neue Gebäude machen pro Jahr nur etwa 1 Prozent des Immobilienbestands aus. Erheblicher Modernisierungsbedarf besteht hingegen vor allem bei Mehrfamilienhäusern aus den 1960er- und 70er-Jahren in den Randgebieten der großen Städte.
Investitionen im Anlagenbau nehmen zu
Der öffentliche, gewerbliche und industrielle Anlagenbau musste 2013 leichte Einbußen verkraften. Grund dafür sind die gesunkenen Investitionen in die Schienen- und Straßeninfrastruktur. Im Jahr 2014 soll der Anlagenbau, dank gewerblicher und industrieller Projekte, aber wieder um 4 Prozent zulegen. Zwei aktuelle Großprojekte sind der Umbau eines Fernheizkraftwerks in Stockholm und der Bau einer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage in Linköping.
Auch die öffentlichen Bauinvestitionen sollen in diesem Jahr wieder deutlich ansteigen, nachdem sie im Vorjahr stagniert hatten. Eines der größten Vorhaben ist der Bau einer Forschungsanlage zur Analyse der Eigenschaften von Stoffen mithilfe von Neutronen (European Spallation Source, ESS) im südschwedischen Lund. Hierbei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von 17 europäischen Staaten, wobei sich Schweden mit gut einem Drittel und Deutschland mit 11 Prozent an den Baukosten beteiligt.