
Schweden hofft auf ein besseres Jahr
11.01.2024
Zwei Themen beherrschen die schwedischen Medien um die Jahreswende: zum einen die klirrende Kälte vor allem nördlich von Stockholm, zum anderen die offiziellen Warnungen vor einem potenziellen Weltkrieg, was viele Schwedinnen und Schweden nach über 200 Jahren ohne Krieg auf heimischem Boden natürlich ordentlich erschreckt hat.
Ökonomisch hat sich hingegen in den letzten Wochen kaum etwas getan. Bleibt abzuwarten, welche Akzente wichtige Wirtschaftsindikatoren wie BIP, KPI, PMI und Deutschlands ifo-Index in den nächsten Wochen setzen werden.
Nuklearenergie und Zinsen im Fokus – aber (noch) nicht die EU-Wahlen
Politisch geht es in Schweden weiterhin wesentlich ruhiger zu als in Deutschland. Sowohl die bürgerliche Regierungskoalition als auch die parlamentarischen Oppositionsparteien scheinen vorzugsweise ziemlich deutlich im Stillen zu wirken.
„Insgesamt wird in Schweden kaum bezweifelt, dass es schließlich zum Ausbau der Kernenergie kommen wird.“
So geschieht es derzeit auch bei den laufenden blockübergreifenden Gesprächen über den Ausbau der Kernkraft, was jedoch zu Lasten der Transparenz über die Bühne geht. Insgesamt wird in Schweden kaum bezweifelt, dass es schließlich zum Ausbau der Kernenergie kommen wird.
Interessant ist auch der etwas „großzügige“ intellektuelle Umgang seitens der Politik und wohl der meisten Wähler mit den Schicksalswahlen zum Europäischen Parlament im Juni dieses Jahres. „Schicksalswahlen“ insofern, als der zu befürchtende Terraingewinn der EU-Rechtsaußenparteien auch Schwedens Wirtschaft negativ beeinflussen würde. Bleibt zu erwähnen, dass das schwedische Pendant zur AfD – die „Schwedendemokraten“ – bei Umfragen mit 22,5 Prozent im Dezember sich ebenso groß zeigten wie die drei Regierungsparteien insgesamt.
Ökonomisch warten die Fachleute auf den Finanzmärkten darauf, dass sich endlich ein Aufschwung des privaten Konsums abzeichnet. Derzeit erscheint aber offenbar, dass es Schwedens Haushalte noch immer am nötigen Glauben an eine (bald) bessere Zukunft mangelt. Das merkt man bei Verbraucherindizes und dem nach wir vor schwächelnden Konsum. Allerdings sind für das Weihnachtsgeschäft des Einzelhandels noch keine repräsentativen Zahlen zu erhalten.
„Man spricht sogar von fünf bis sechs Zinssenkungen in 2024.“
Die große Hoffnung der schwedischen Finanzmärkte sowie Konjunkturexpertinnen und -experten liegt primär – abgesehen von viel mehr Frieden – bei mehreren Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres. Man spricht sogar von fünf bis sechs Zinssenkungen in 2024. Hoffentlich kommt es dazu auch – aber nicht wegen andauender Konjunkturschwäche, sondern wegen eines deutlichen Rückgangs der Inflation. Die letztere Entwicklung wäre aus mehreren Gründen sehr schön: deutlichere Zinssenkungen würden ermöglicht – aber auch mehr Kaufkraft und bessere Reallöhne für die privaten Haushalte, bessere Überlebenschancen für notleidende mittelständische Unternehmen und nicht zuletzt willkommene Starthilfen für Investitionen jedweder Art.
All dies ist aber bei weitem noch nicht in trockenen Tüchern.
Hubert Fromlet
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