Schweden glaubt an Zinssenkungen

21.03.2024

Die Hoffnung der Schwedinnen und Schweden auf einen baldigen Start mehrerer Zinssenkungsrunden lebt weiter. Die Märkte rechnen deutlich mit niedrigeren Zinsen ab Mai oder Juni – und auch die Reichsbank nimmt offensichtlich Kurs auf geldpolitische Lockerungen. Im Fokus steht nicht mehr das „Ob“, sondern das „Wann“, meint Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

2023 war ein schwieriges Jahr für die schwedische Wirtschaft, nicht zuletzt wegen der steigenden Zinsen, die vielen privaten Haushalten und (kleineren) Unternehmen sehr zu schaffen machten. Angesichts dieser einheimischen Restriktionen und den kritischen geopolitischen Bedingungen nahm es nicht wunder, dass das schwedische BIP im Jahresdurchschnitt um 0,2 Prozent abnahm. 

Besonders schwerwiegend nahm sich hierbei der Einbruch der Wohnungsbauinvestitionen aus (minus 26 Prozent im Vergleich zum 4. Quartal 2022). Aber auch sonst gab es im schwedischen Winter keine nennenswerten konjunkturellen Lichtblicke. 

Tiefpunkt erreicht – aber auch die Wende? 

Noch im Januar lagen zehn von insgesamt dreizehn Indikatoren des von der Statistikbehörde SCB (Statistiska Centralbyrån) monatlich veröffentlichen Konjunkturanzeigers „Konjunkturklocka“ unter dem längerfristigen Trend, sieben davon im Rezessionsbereich. 

„Zu Beginn des neuen Jahres gestaltete sich die schwedische Konjunktur nach wie vor alles andere als rosig.“

Zu Beginn des neuen Jahres gestaltete sich die schwedische Konjunktur nach wie vor alles andere als rosig. Doch könnte der Tiefpunkt inzwischen erreicht sein. Aber kommt nun auch die Wende?

Niedrigere Inflation und Zinsen zur Lösung des gordischen Knotens

Wenn auch der Tiefpunkt in der schwedischen Konjunktur inzwischen erreicht sein dürfte, heißt das noch lange nicht, dass sich auch schon ein Wendepunkt eingefunden hat. Das weiß man im jetzigen Konjunkturstadium erst in ein paar Monaten. Man darf jedoch hoffen, dass sich die Lösung des gordischen Konjunkturknotens abzeichnet. 

Dies soll in Schweden – wie auch in Deutschland – hauptsächlich über eine weiter sinkende Inflation und dadurch ermöglichte Zinssenkungen erreicht werden. Die Aussichten hierzu stehen nicht schlecht.

Zuletzt wurde in Schweden im Februar ein Anstieg der Konsumentenpreise (KPI oder VPI für das Synonym Verbraucherpreise) von 4,5 Prozent notiert (Januar: 5,4 Prozent). Dies scheint zwar noch ein geraumes Stück vom 2-prozentigen Inflationsziel der Reichsbank entfernt, doch geht es in der schwedischen Geldpolitik nicht um KPI bzw. VPI, sondern um KPIF und VPIF (mit festen Zinsen für die Wohnfinanzierung privater Haushalte). Und hier sah es zuletzt einiges freundlicher aus (Februar 2,5 Prozent, gleich dem KPI- / VPI-Anstieg in Deutschland). 

„Noch aber ist der für die nächsten Monate erwartete Beginn der schwedischen Zinssenkungen nicht richtig in trockenen Tüchern.“

Noch aber ist der für die nächsten Monate erwartete Beginn der schwedischen Zinssenkungen nicht richtig in trockenen Tüchern. Inflationsrückschläge können nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Auch lässt sich noch nicht sagen, wie tief die Zinsen überhaupt fallen können – wohl kaum wieder nahe null, sondern eher bis zum neutralen Niveau von 2-3 Prozent für die Repozinsen (gegenwärtig 4 Prozent). 

Gleichzeitig wird auch eifrig diskutiert, ob Schweden seine erste Zinssenkung im jetzigen Zinszyklus vor dem entsprechenden Schritt der EZB durchführen kann. Theoretisch ist dies sicherlich möglich, aber praktisch dürfte wohl kein großer Zeitraum zwischen den beiden Zinsentscheidungen liegen. 

Für Schwedens Konjunktur geht es zunächst um den notwendigen psychologischen Umschwung, begründet durch positive Zinshoffnungen mit nachfolgender Konkretisierung. Wie schon zuvor beschrieben, dürfte der entscheidende Anstoß für eine bessere schwedische Konjunktur in Lockerungen der schwedischen Geldpolitik liegen, abgesehen von einem – leider – nicht zu erwartenden baldigen Ende des Krieges in der Ukraine.

 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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