Hubert Fromlet.

Foto: Magnus Hjalmarson Neideman/SvD/TT

Schweden diskutiert wieder über den Euro

03.12.2025

Es wird lauter um einen schwedischen Anschluss an das Euro-System der EU. Schweden denkt heute wesentlich europäischer als zu Zeiten der Volksabstimmung über den Beitritt zum Euro vor über 20 Jahren, meint zu diesem Thema Professor Hubert Fromlet, Seniorberater der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

 

Schweden ist erst seit 1995 Mitglied der EU. Daher war es erwartbar, dass die Schweden bei so viel politischem Neuland nur wenige Jahre später – am 14. September 2003 – den Euro als neue schwedische Währung deutlich ablehnten. Zu dieser Zeit dachten die meisten in Schweden zumeist noch nicht sonderlich europäisch. 

Noch weniger war das 1995 der Fall, als die schwedische Regierung nur drei Quartale nach dem EU-Beitritt eine spezielle Kommission zur Auswertung der Vor- und Nachteile eines schwedischen Übergangs zum Euro ins Leben rief. Dieser unter Leitung des führenden Euroforschers in Schweden, Professor Lars Calmfors, erstellte Bericht kam letztendlich zu der Schlussfolgerung, dass die Zeit für eine Ablösung der Krone durch den Euro nach Abschätzung aller Risiken noch nicht gekommen war.

Als gewichtige Argumente gegen den Euro wurden die erforderliche Aufgabe einer selbständigen Geldpolitik wie auch die daraus folgenden Einschränkungen für eine konjunkturpolitische Stabilisierungspolitik benutzt. Ein Jahr vor dem EWU-Referendum plädierte Calmfors aber für die Einführung des Euros in Schweden, primär aufgrund der offensichtlichen schwedischen Außenseiterrolle in zahlreichen politischen EU-Entscheidungsprozessen.

Keine wirtschaftliche Sonderbehandlung mehr

Politische Argumentation benutzt Calmfors auch jetzt wieder in seinem aktuellen Plädoyer für einen schwedischen Euro-Beitritt. Allerdings mit mehr Nachdruck als vor über 20 Jahren. Schließlich hätten die geopolitischen Risiken auch für Schweden erheblich zugenommen.

Zudem bringt Calmfors inzwischen auch mehr positive wirtschaftliche Motive in seine Euro-Befürwortung ein. Hierzu zählen etwa klar positive Außenhandeleffekte für schwedische Exportunternehmen – auch gegenüber Drittländern – die aber meines Erachtens eigentlich schon seit längerer Zeit existierten. 

Auch werden Direktinvestitionen aus dem Ausland durch die gemeinsame europäische Währung stimuliert. Wichtig ist der Hinweis, dass sämtliche schwedischen Wirtschaftskrisen in diesem Jahrhundert ihren Ursprung im Ausland hatten. Das heißt mit anderen Worten, dass Schwedens und Eurolands Konjunkturentwicklungen – im Gegensatz zu früher - nunmehr ziemlich synchron einhergehen und wirtschaftliche Sonderbehandlungen für Schweden seltener vonnöten sind.

Insgesamt sieht Calmfors mit seiner privat initiierten Expertengruppe momentan mehr Vorteile als Nachteile bei einem schwedischen Euro-Anschluss. Dies ist seit geraumer Zeit auch meine Meinung.    

Problem der politischen Umsetzung

Eigentlich braucht es in Schweden keine erneute Volksabstimmung, da das Land beim Eintritt in die EU keine Sonderoption für den Euro zugestanden wurde wie Großbritannien und Dänemark. Das Problem liegt daher im politischen Betrieb, zumal die rechte Stützpartei SD der bürgerlichen Minoritätsregierung sich bislang deutlich gegen den Euro ausgesprochen hat. Zudem könnte es auch noch zeitraubenden Euro-Gutachten im Auftrag der (zukünftigen) Regierung kommen.

Finanzministerin Elisabeth Svantesson sprach vor gut einem Jahr noch von einem Zeitraum von acht Jahren bis zum Abschluss aller Verhandlungen und Beitrittsprozesse. Ganz so lange muss es aber vielleicht gar nicht mehr dauern. 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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