Hubert Fromlet. Foto: Magnus Hjalmarson Neideman/SvD/TT

Schweden besorgt nach Sieg von Trump

06.11.2024

In Schweden dominiert seit längerem die Sorge vor einem US-Präsidenten namens Donald Trump. Vor allem Trumps exzentrisches Streben nach verstärkter politischer und wirtschaftlicher Hegemonie der Vereinigten Staaten („America first“) auf Kosten der EU und Europas insgesamt bereitet auch in Schweden vielerorts erheblichen Kummer, meint Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

Ohne in direkte Konfrontation mit den USA gehen zu wollen, erscheint es mir als beste Reaktion Schwedens und aller anderen EU-Länder, den Herausforderungen der Trump-Adminstration mit energischen und sichtbaren Verbesserungen der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu begegnen.

Trumps Ignoranz von wissenschaftlichen Erkenntnissen – besonders beim allzeit schädlichen Protektionismus

Donald Trump, „President-Elect“ der Vereinigten Staaten, hat auch im gerade abgeschlossenen Wahlkampf wieder nachdrücklich bestätigt, dass er von wissenschaftlichen und historischen Erkenntnissen nur wenig hält. Sonst würden seine wirtschaftspolitischen Ideen und Pläne sicherlich anders aussehen.

„Besonders hanebüchen nimmt sich Trumps protektionistische Orientierung aus.“

Besonders hanebüchen nimmt sich Trumps protektionistische Orientierung aus. Dabei findet man innerhalb der Wirtschaftswissenschaften kaum derartig viel Konsens wie über die volkswirtschaftlichen Schäden von Protektionismus im internationalen Handel. Dennoch hatte Trump schon im Wahlkampf angekündigt, Importe aus China mit 60-prozentigen Zöllen belegen zu wollen – und die EU und den Rest der Welt mit noch immer besorgniserregenden 10-20 Prozent. Man fragt sich, wie Trump zu der Schlussfolgerung gekommen ist, dass „tariffs are best thing ever invented“ (Michigan, im September 2024).

„Dadurch könnten auch schwedische und deutsche Exportunternehmen Schaden nehmen.“

Der „Rest der Welt“ inkludiert auch „emerging markets“ und arme Entwicklungsländer, die fast allesamt dringlich auf Exporteinnahmen angewiesen sind. Für diese beiden letztgenannten Ländergruppen bedeuten verschlechterte Exportmöglichkeiten häufig auch weniger Importpotenzial wegen geringerer Deviseneinnahmen. Dadurch könnten auch schwedische und deutsche Exportunternehmen Schaden nehmen, was gegebenfalls zudem dem chinesischen und russischen Vormarsch in diese Länder förderlich sein könnte. 

Gleichgültigkeit gegenüber höherer Inflation und Staatsverschuldung

Auf den Binnenmärkten der USA kann durch Protektionismus reduzierte Importkonkurrenz sehr wohl zu höheren Preisen und mehr Inflation führen – und damit auch zu höheren Zinsen als derzeit allgemein erwartet wird. Auch hier könnte ein gewisser Schaden für die Konjunktur entstehen.

„Es braucht keine tiefgreifenden volkswirtschaftliche Kenntnisse, um zunehmende Inflations- und Zinsrisiken befürchten zu müssen.“

Als wenig erbaulich – und gegen jedwede wissenschaftliche und historische Erfahrung – erscheint auch die offensichtliche Gleichgültigkeit Trumps gegenüber noch höherer amerikanischer Staatsverschuldung. Diese wird noch weiter zunehmen angesichts einer geplanten – eigentlich löblichen – Verlängerung von Steuersenkungen für private Haushalte und angestrebter Reduzierung von Unternehmenssteuern. Auch in diesem Zusammenhang braucht es keine tiefgreifenden volkswirtschaftliche Kenntnisse, um zunehmende Inflations- und Zinsrisiken befürchten zu müssen. 

Eventuell könnten sich auch Trumps geldpolitischen Pläne in den nächsten Jahren als inflationsfördernd erweisen, falls die Unabhängigkeit der amerikanischen Zentralbank wirklich eingeschränkt werden sollte. Eine derartige Veränderung würde auch im Widerspruch zur dominierenden wissenschaftlichen Forschung stehen.

Verbesserte Wettbewerbsfähigkeit auch für Schweden der beste Weg nach vorne

Die Vereinigten Staaten fungieren auch für schwedische Unternehmen als äußerst wichtiger Exportmarkt, in 2023 auf Nummer drei nach Deutschland und Norwegen. Auch die bei fortschreitendem amerikanischen Protektionismus nachfolgenden negativen Handelseffekte auf andere Länder und den Welthandel insgesamt könnten die schwedische Exportkonjunktur zukünftig (etwas) schwächen. 

Handelspolitische Konfrontation mit den USA kann dennoch nicht die richtige Antwort Schwedens und der EU auf die kommende Wirtschaftspolitik des „President-Elect“ sein. Meines Erachtens bleiben sichtbare Anstrengungen für verbesserte globale Wettbewerbsfähigkeit schwedischer und aller EU-Unternehmen der beste Weg nach vorne.

Hubert Fromlet 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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