Schweden beendet schwierige Tarifrunde

03.04.2025

In Schweden sind in diesen Tagen Lohn- und Gehaltsverhandlungen für 3,4 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Ende gegangen. Weder Arbeitgeber noch Gewerkschaften zeigten sich mit dem Ergebnis richtig zufrieden. Dennoch scheint der Kompromiss für beide Seiten einigermaßen akzeptabel zu sein, kommentiert Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, den Abschluss der Verhandlungen.

Als Hauptergebnis der Tarifverhandlungen für die Industrie manifestieren sich Lohn- und Gehaltserhöhungen von 3,4 Prozent für das erste Jahr ab 01.04.2025 und 3,0 Prozent für das zweite Jahr bis zum 31.3.2027. Dabei sollen diese Tarifabschlüsse auch als Norm für viele weitere Tarifbereiche fungieren. 

„Nach Aussagen der Tarifpartner handelt es sich sogar um eine der höchsten Tarifsteigerungen seit nahezu 30 Jahren.“

Nach Aussagen der Tarifpartner handelt es sich sogar um eine der höchsten Tarifsteigerungen seit nahezu 30 Jahren. 

Es sollte hierzu auch beachtet werden, dass es den Gewerkschaften gelungen ist, etliche weitere Forderungen durchzusetzen, wie beispielsweise Sondererhöhungen für Niedriglohnempfänger, Überstundenkompensation für Teilzeitbeschäftigte sowie kleinere Zuschüsse zu den Konten für zukünftige Arbeitszeitverkürzungen älterer Arbeitnehmender. Diese Sonderkonditionen werden aber kaum normbildend an alle Tarifbereiche weitergegeben, was allerdings unterschiedlich interpretiert wird. Zumeist wird aber betont, dass nur die genannten 6,4 Prozent als generelle Norm gelten sollen.

6,4 Prozent für zwei Jahre – mit unterschiedlichen Reaktionen

Relativ unzufrieden zeigten sich die Arbeitgeber mit den Verhandlungsergebnissen. Bemängelt wurden vor allem die wohl etwas günstigeren Einschätzungen für die schwedische Konjunkturentwicklung seitens der Gewerkschaften sowie die vermuteten negativen Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit der schwedischen Industrie im Vergleich zur Konkurrenz aus Finnland und – nota bene – aus Deutschland. 

Gerade der Vergleich zum deutschen Metallabkommen scheint aber etwas zu hinken. Zum einen unterscheiden sich die rein prozentuellen Zahlen nicht allzu sehr – 6,4 Prozent gegenüber 5,1 Prozent in Deutschland für insgesamt 25 Monate (allerdings in Deutschland nur 2,0 für das erste Jahr ab 01.04.2025). Zum anderen hat der schwedische Tarifvertrag viel mehr Breitenwirkung, während in Deutschland offensichtlich noch Tarifabschlüsse anstehen, die durchaus höher als 5,1 Prozent ausfallen können. 

Hierzu kann auch bemerkt werden, dass die Berechnungen der IG-Metall sogar eine Tarifeinigung von 5,5 statt 5,1 Prozent beinhalten. Außerdem gibt es in Deutschland Sonderzahlungen einmaliger Natur. Vielleicht empfindet man auf schwedischer Seite aber auch gewisse Besorgnis für die Wettbewerbsfähigkeit wegen der in diesem Jahr (bislang) notierten Verstärkung der Krone.

Auch seitens der Arbeitnehmer ist nicht alles eitel Sonnenschein. Man glaubt zwar – trotz gewisser Abstriche im Vergleich zu ursprünglichen Forderungen – an Verbesserungen der Reallöhne, doch nimmt sich die zukünftige Entwicklung gerade der Reallöhne nicht zuletzt wegen der Trumpschen Eskapaden recht unsicher aus. 

„Die meisten Ökonomen rücken dagegen die schwedische Lohn- und Gehaltsabschlüsse eher in ein positives Licht.“ 

Die meisten Ökonomen rücken dagegen die schwedische Lohn- und Gehaltsabschlüsse eher in ein positives Licht. 

Vor allem lobt man die nun erreichte Planungssicherheit für den Unternehmensbereich. Man glaubt auch, dass das 2-prozentige Inflationsziel der Reichsbank in den nächsten zwei Jahren zu schaffen sei. Gleichzeitig erschwert jedoch gerade die wackelige geopolitische Lage jedwede Prognose sowohl für die Preisentwicklung als auch für die Sparquote und den privaten Konsum. Zudem kann man nicht unbedingt von einer starken Schwedenkrone über die ganzen nächsten zwei Jahre hinweg ausgehen.

Fazit: Insgesamt bleibt abzuwarten, wie die schwedischen Tarifabschlüsse in die zukünftige schwedische Konjunkturlandschaft passen werden – aber auch im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit, speziell im Vergleich zu deutschen Unternehmen. 

Hubert Fromlet 

 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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