
Schwache Schwedenkrone ist kein Zufall
31.01.2023
Es ist schon erstaunlich, wie oft es die Kursschwankungen der Schwedenkrone in die Schlagzeilen schaffen. Immer wieder kommt es dabei zu generellen und bereits bekannten Erklärungsversuchen. Das bedeutet jedoch nicht, dass althergebrachte Gründe für schwedische Währungsschwächen inzwischen obsolet geworden sind. Gleichzeitig sollte man jedoch auch andere Ansätze berücksichtigen. Dazu gehören nicht zuletzt psychologische Aspekte, welche trotz mehrfacher Verleihung des Nobelpreises für Erkenntnisse in „Behavioral Finance“ am Finanzmarkt weiterhin zu stiefmütterlich behandelt werden.
Psychologie kann eine wichtige Rolle spielen
Allein im neuen Jahr hat sich die Schwedenkrone in den ersten Wochen bereits verstärkt und dann wieder abgeschwächt. Die Volatilität der Krone lebt weiter. Das sollte zu denken geben und zu erweiterter Ursachenanalyse führen. Wie schon früher in dieser Rubrik beschrieben, gehen viele Prognosen – auch offizielle wie die der Reichsbank – inmitten einer Schwächeperiode stets von einem zukünftigen Erstarken der Schwedenkrone aus. Dies geschieht regelmäßig vor dem – richtigen – Hintergrund guter wirtschaftlicher Fundamente.
Diese bereits jahrelangen guten wirtschaftlichen Entwicklungen im Außenhandel, Staatshaushalt, BIP und Wettbewerbsfähigkeit reichen aber offensichtlich noch immer nicht aus, um die schwedische Krone zu einer attraktiven und stabilen Währung zu machen. Also sollte die Ursachenforschung auch anderweitig und tiefer angelegt werden.
Seltsamerweise wird bei der Analyse von schwer erklärlichen oder übertriebenen Entwicklungen an den Finanzmärkten häufig behauptet, dass Psychologie hierbei oft die Hauptrolle spiele – ohne dass auf dieses Phänomen näher eingegangen wird.
„Ein Erklärungsansatz könnte beinhalten, dass Schweden als Land aufgrund seiner diversen sozialen und gesellschaftlichen Probleme einiges an Sympathie bei ausländischen und vielleicht auch einheimischen Finanzanalysten verloren hat – und damit auch als Stabilitätsanker für die Krone.“
Ein Erklärungsansatz könnte beinhalten, dass Schweden als Land aufgrund seiner diversen sozialen und gesellschaftlichen Probleme einiges an Sympathie bei ausländischen und vielleicht auch einheimischen Finanzanalysten verloren hat – und damit auch als Stabilitätsanker für die Krone. Dieser These müsste jedoch weiter nachgegangen werden, durch beispielsweise umfangreiche Befragungen bei schwedischen und ausländischen Devisenhändlern sowie finanziellen Entscheidungsträgerinnen und -trägern außerhalb des Bankenbereichs. Auch könnten moderne Ansätze der (experimentellen) Feldforschung zu interessanten psychologischen Schlussfolgerungen führen.
Von gewisser Relevanz könnte auch sein, dass die Schwedenkrone nach einer gewissen Periode des Erstarkens immer wieder in Schwächeperioden zurückgefallen ist. Es fehlt folglich an trendmäßig aufgebautem Vertrauen in die schwedische Währung, welches manchmal auch von der Zinspolitik der Reichsbank gestört wird. Auch hier handelt es sich um einen wichtigen psychologischen Faktor.
Damit kommen wir zur wichtigsten Schlussfolgerung dieses Artikels:
Psychologische Faktoren dürften eine größere Rolle spielen beim Verständnis für die Kursentwicklungen der schwedischen Krone als allgemein angenommen. Damit könnte – und sollte sich – ein spannendes neues Gebiet für die Finanzmarktforschung auftun.
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