Schwache Konjunktur offiziell bestätigt

23.11.2023

In Schweden diskutieren Wirtschaftsfachleute derzeit fast nur kurzfristige Konjunkturaspekte. Langfristige Probleme werden nach wie vor unter den Tisch gekehrt. Somit fungieren weiterhin sinkende Inflationsraten – international und zu Hause – auch ins nächste Jahr hinein als die „großen“ Hoffnungsträger für die schwedische Wirtschaft, meint Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

Indikatoren noch immer unter dem Trend

Die Statistische Zentralbehörde (Statistiska Centralbyrån, SCB) fasste neulich die schwedische Wirtschaftskrise – auf Schwedisch ”lågkonjunktur” genannt (wörtlich „niedrige Konjunktur“) – wie folgt zusammen (eigene Übersetzung):

„Die schwedische Wirtschaft schrumpft“

Schwedens Wirtschaft in der Krise
„Die schwedische Wirtschaft schrumpft, was auch an unserer sogenannten Konjunktur-Uhr abzulesen ist (eigene Anm: Im September lagen noch 10 von 13 benutzten Indikatoren unter dem längerfristigen Trend). Am Arbeitsmarkt ist zu sehen, dass Unternehmen dabei sind, die Zügel straffer anzuziehen. Die Arbeitslosigkeit steigt, und die geleisteten Arbeitsstunden nehmen ab. Die Umsätze im Einzelhandel reduzierten sich erneut im September.“ (Quelle: SCB)

Inflations- und Wechselkursziel passen nicht zusammen

Die oben kurz zitierten offiziellen Kommentare ändern nichts an meinen Einschätzungen im vorigen Artikel. Was mich aber momentan überrascht, ist die Feststellung, dass die Finanzmärkte einmal wieder die nächste geldpolitische Entscheidung der Reichsbank teilweise auch im Hinblick auf die Krone motivieren – als ob 0,25 Prozent mehr Zinsen mehr oder weniger den Trend der Krone beeinflussen könnten.

Kurzfristig könnte eine kleinere Zinserhöhung der Krone schon behilflich sein, aber keineswegs um auf die Importpreise und damit die Inflation nachhaltig einwirken zu können. Hierfür müssten schon gewichtigere und stabilere Verbesserungen die Devisenmärkte überzeugen. Dies braucht Zeit.

„Weiterhin sollten die Finanzmärkte sorgfältiger mit dem sogenannten 'Impossible Trilemma' umgehen.“

Weiterhin sollten die Finanzmärkte sorgfältiger mit dem sogenannten „Impossible Trilemma“ umgehen. Diese „unmögliche Dreifaltigkeit“ umfasst die drei Komponenten Inflationsziel, Wechselkursziel und freie grenzüberschreitende Kapitalflüsse, wobei aber nur zwei dieser drei Komponenten von Zentralbanken gleichzeitig appliziert werden sollten. Nun spricht in Schweden niemand von konsequenter Einführung eines Wechselkursziels, doch könnte bei Wechselkursaspekten im Rahmen der nächsten geldpolitischen Entscheidung durchaus von einer Berücksichtigung des Wechselkurses (“dirty application”) gesprochen werden.  

Hubert Fromlet
 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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