Die Pylonen der Öresundbrücke messen an ihrer höchsten Stelle 204 Meter.

Foto: Jens Jensen/Flickr.com

Eine feste Verbindung: 15 Jahre Öresundbrücke

05.08.2015

Die Öresundbrücke verbindet seit nunmehr 15 Jahren die dänische Insel Seeland mit dem schwedischen Festland. Die Brücke ist wirtschaftlich und kulturell von großer Bedeutung für die gesamte Öresundregion. Eine Retrospektive auf eine Erfolgsverbindung.

Im Jahr 1991 beschlossen Schweden und Dänemark den Bau der festen Öresundverbindung. Beide Länder wollten eine Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit sowie den Austausch zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland nachhaltig intensivieren. Die Schrägseilbrücke, der dazugehörige Drogdentunnel und die dazwischen liegende künstliche Insel Peberholm wurden in knapp 4 Jahren erbaut und schließlich am 1. Juli 2000 dem Verkehr übergeben.

Pendeln leicht gemacht

Die Brücke ermöglicht der arbeitenden Bevölkerung der Region ein unkompliziertes tägliches Pendeln. Musste man zuvor mit der Fähre rund 45 Minuten Reisezeit zur reinen Überquerung des Öresunds einplanen, dauert es mit dem Auto nunmehr eine knappe Viertelstunde. Mit dem Zug wird die Strecke zwischen den Stadtzentren von Malmö und Kopenhagen in 35 Minuten bewältigt. In der Hauptverkehrszeit pendeln die Züge im 10-Minuten-Takt.

Gerade Anfang der 2000er-Jahre gab es einen großen Bedarf an schwedischen Arbeitskräften in Dänemark. Dieser Bedarf erreichte 2007 seinen bisherigen Höhepunkt als 6.667 Schweden eine Stelle in Dänemark antraten. Die Brücke vereinfachte das wirtschaftliche Zusammenwachsen beider Länder und schaffte einen gemeinsamen Arbeits- und Wohnungsmarkt. Rund 3,9 Millionen Menschen wohnen heute in der Region auf beiden Seiten der Brücke. Damit ist das Ballungsgebiet das am dichtesten bevölkerte in ganz Nordeuropa.

Güterverkehr wächst kontinuierlich

Frachtverkehr ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Rund 53 Prozent der Unternehmen, die Güter über den Öresund zu transportieren haben, nutzen inzwischen die Brücke; eine Verdopplung seit Eröffnung der Verbindung. Hierzu tragen nicht nur das logistisch bessere Verhältnis zu den Kunden bei, sondern auch die zahlreichen entlang der Autobahn E6 gebauten Logistikzentren mit direkter Verkehrsanbindung.

6,3 Millionen Tonnen Fracht wurden 2014 via Schiene über die Brücke transportiert. Waren es im letzten Jahr rund 8000 Güterzüge, die die Querung zum Transport nutzten, geht man in den kommenden 20-30 Jahren von einer weiteren Zunahme aus. Laut Öresundkonsortium ist jedoch eine Erweiterung der Infrastruktur und der Ausbau der Anschlussstrecken eine wesentliche Voraussetzung für mehr schwedisch-dänische Integration.

Brücke und Umwelt

Die feste Öresundquerung wird auch künftig eine Schlüsselrolle für ein stabiles und nachhaltiges Wachstum der Region spielen. Die Erhaltung einer rund um die Uhr zugänglichen und sicheren Verbindung trägt dazu bei, dass die Menschen der Region ungehindert ihren Arbeitsplatz erreichen können, nicht zuletzt in den Bereichen Gesundheit und Verwaltung. 2015 wird die dänische Polizei eine dauerhafte Geschwindigkeitsüberwachung einführen. Ergänzt durch ein neues Betriebssystem zur Verkehrsleitung erwartet man sich dadurch eine noch weitere Verbesserung der Sicherheit auf der Brücke.

Der stete Verkehrsfluss stellt dabei eine besondere Herausforderung für die Umwelt dar. Dank neuer Technik, beispielsweise bei der Beleuchtung, konnte der Energieverbrauch aber bereits nachhaltig gesenkt werden. Auch die Wasserqualität im Öresund hat entgegen vieler Befürchtungen durch die Brücke keine negative Entwicklung erfahren. Dank der Pylonen hat sich im Sund sogar ein einzigartiges Unterwasserriff gebildet. Es handelt sich hierbei um eine der größten zusammenhängenden Muschelbanken Europas. Auf Peberholm hat sich zudem eine vielfältige Flora und Fauna entwickelt, für die sich inzwischen Experten aus der ganzen Welt interessieren.

Zuwächse durch Fehmarntunnel

Die Fertigstellung des Bauprojekts Fehmarnbelttunnel wird in der Region voraussichtlich für zusätzliche Impulse sorgen. Die geplante feste Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland soll Anfang der 2020er-Jahre für den Verkehr freigegeben werden. Dadurch rechnet man auf der Öresundbrücke mit einer Zunahme des Fahrzeugaufkommens um circa 1.000 Fahrzeuge pro Tag, ein Wachstum um rund 5 Prozent im Vergleich zu heute.

Deutschland rückt mit diesem Projekt näher an Südschweden und den dänischen Hauptstadtraum heran. Die Öresundregion bleibt also auch zukünftig in Bewegung.

Die Fakten im Überblick

  • Gesamtlänge der Verbindung: 15,9 km, davon 7,8 km Brücke
  • Tägliches Verkehrsaufkommen: 19.000 Fahrzeuge
  • 33 Prozent Berufspendler im Pkw-Verkehr, 30 Prozent Freizeitverkehr
  • Bahnfahrgäste 2014: 11,7 Millionen
  • 90 Prozent der Pendler wohnen in Schweden und arbeiten in Dänemark
  • Kosten für eine einmalige Überfahrt mit dem Pkw: 52 Euro
  • Akkumulation der Baukosten um 2033 erwartet