
Die Finanzexperten, Anders Borg (rechts) und Joachim Nagel (links) erörterten die europäische Finanzkrise.

Tyskland i dialog: Ralph-Georg Tischer, Dr. Joachim Nagel, Harald Kindermann, Anders Borg und Pehr Wissén

Schwedens Finanzminister Anders Borg ist der Meinung: Im Krisenfall sollten systemrelevante Banken verstaatlicht werden.

Joachim Nagel, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, zeigte sich positiv bezüglich der wirtschaftlichen Lage der EU.

Pehr Wissén, Managing Director beim Swedish Institute for Financial Research, führte als Moderator durch den Abend.

Zur endgültigen Überwindung der Krise, darin waren sie sich einig, müsse Europas Wirtschaft konkurrenzfähiger werden.

Unser erstes Event der Veranstaltungsreihe Tyskland i Dialog war ausgebucht.

Nach der Diskussion blieb Zeit für persönliche Gespräche. Hier Bo Becker vom Swedish House of Finance mit Finanzminister Borg.

Hubert Fromlet, Professor für Volkswirtschaft an der schwedischen Linnéuniversität in Kalmar und Växjö.

Christina Lindenius som schwedischen Versicherungsverband.

Kajsa Lindståhl vom Swedish Institute of Financial Research.

Anders Vredin von der schwedischen Zentralbank.

Sixten Eriksson von der Deutschen Bank

Bundesbankvorstand Joachim Nagel im Gespräch mit dem schwedischen Finanzminister Anders Borg.

Magnus Uggla von der schwedischen Handelsbank.

Daniel Kristiansson vom schwedischen Finanzministerium.

Frederik Nilner von Bosch Rexroth AB.

Finanzminister Anders Borg im Gespräch mit Ralph Tischer von der Deutsch-Schwedischen Handelskammer und Joachim Nagel.
Borg und Nagel schlagen unterschiedliche Rettungsmaßnahmen für Banken vor
12.02.2014
Der schwedische Finanzminister Anders Borg und Dr. Joachim Nagel, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, diskutierten am vergangenen Mittwoch die wirtschaftliche Lage in Europa und die Europäische Bankenunion. Die beiden Finanzexperten trafen sich zur Auftaktveranstaltung der Gesprächsreihe „Tyskland i dialog“ (Deutschland im Dialog), die von der Deutsch-Schwedischen Handelskammer organisiert wird. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit dem Swedish Institute for Financial Research in Stockholm stattfand.
Bundesbankvorstand Joachim Nagel zeigte vorsichtigen Optimismus in Hinblick auf die wirtschaftliche Lage in Europa. Sowohl die Zinsdifferenzen als auch die Inanspruchnahme von außerordentlichen Liquiditätsmaßnahmen hätten in den Euro-Ländern stark abgenommen. Gleichzeitig werde für die nächsten zwei Jahre ein leichtes Wirtschaftswachstum im Euroraum prognostiziert. „Noch ist Europa nicht über dem Berg, wir befinden uns in einem ständigen Entwicklungsprozess“, sagte Joachim Nagel. „Aber wenn wir die Europäische Bankenunion richtig umsetzen und Reformen durchführen, gehe ich davon aus, dass wir das Schlimmste überstanden haben.“
Nagel: Banken sollen Bankrott gehen dürfen
Nagel beschrieb es als eine wichtige und komplexe Herausforderung, eine neue europäische Finanzaufsicht zu schaffen. Ziel sei es, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im November eine neue Rolle übernehme. Sie soll in Zukunft die wichtigsten Banken im Euroraum kontrollieren. Außerdem sprach sich der Volkswirt für ein System aus, in dem Banken in Konkurs gehen können, genau wie Unternehmen anderer Branchen: „Verluste müssen in erster Linie von Anteilseignern und Fremdkapitalgebern der Institute getragen werden. Sie sollten nicht noch einmal sozialisiert werden können“, sagte Nagel.
Borg: Systemrelevante Banken im Krisenfall verstaatlichen
Der schwedische Finanzminister Anders Borg stimmte Nagel darin zu, dass Europa neue, Mechanismen brauche, um den Finanzmarkt besser kontrollieren zu können. Kritik äußerte er jedoch am Vorschlag, Banken wie andere Unternehmen Bankrott gehen zu lassen.
„Wir haben vier systemrelevante Banken in Schweden und ich kann mir nicht vorstellen eine davon Konkurs gehen zu lassen. Stattdessen sollten sie im Krisenfall verstaatlicht werden, so wie es in Schweden in den 90er Jahren gemacht wurde”, verdeutlichte Borg.
Europa muss wettbewerbsfähiger werden
Die Finanzexperten waren sich jedoch einig, dass nicht nur die Banken besser kontrolliert werden müssten, sondern, dass Europa die Krise vor allem durch umfassende Reformen überwinden könne. „Wir können uns mit geldpolitischen Maßnahmen allenfalls Zeit erkaufen, die eigentlichen wirtschaftlichen Probleme wird das aber nicht lösen“, betonte der Bundesbankvorstand Nagel. „Im Endeffekt müssen alle Länder wettbewerbsfähiger werden. Dabei gibt es kein allgemeingültiges Erfolgsrezept, jedes Land muss sein Geschäftsmodell finden.“
Borg: Stabile Staatsfinanzen geben Spielraum in Krisenzeiten
Anders Borg erklärte, welches Geschäftsmodell er für Schweden als sinnvoll ansieht. Um Schwedens Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, will er in Bildung, Forschung und Entwicklung und Infrastruktur investieren. Darüber hinaus sieht er einen konsolidierten Haushalt als einen wichtigen Erfolgsfaktor. „Stabile Staatsfinanzen geben uns Spielraum auf Krisen zu reagieren“, sagte Anders Borg. „Wir stehen in Schweden vor einem Umschwung: Im Moment stimulieren wir mit unserer Politik die Nachfrage, in den nächsten Jahren müssen wir diese Ausgaben aber reduzieren.“
Der Finanzminister unterstrich, dass Schweden als kleine Volkswirtschaft außerhalb des Euroraumes sich sogar noch besser vor ökonomischen Krisenzeiten schützen müsse. „Dadurch, dass wir uns außerhalb der Währungsunion befinden, sind wir nicht flexibler oder liberaler, sondern eher vorsichtiger und konservativer.”
Borg: Deutschland ist wichtiger Partner für Schweden
Anders Borg bedankte sich für die Gelegenheit im Rahmen der Gesprächsreihe „Tyskland i dialog“ mit dem deutschen Bundesbankvorstand Joachim Nagel diskutieren zu können. Er betonte, dass Europa in finanzpolitischen Fragen einen konstruktiven Austausch brauche: „Gerade Deutschland ist für uns einer der wichtigsten Partner in Europa, sowohl wirtschaftlich als auch politisch.“