Niederlassungsleiter Jürgen Lieser mit einem der Motoren "Made in Mellansel"

Foto: Bosch Rexroth

Bosch Rexroth lackiert vollautomatisiert

In der Lackierwerkstatt der Bosch Rexroth Mellansel AB in Nordschweden ist alles in Bewegung, auch wenn kaum Angestellte zu sehen sind. Ein fahrerloser Gabelstapler transportiert Komponenten von einer Station zur nächsten und selbststeuernde Roboter führen die unterschiedlichen Arbeitsschritte aus – alles komplett automatisch.

Diese neue vollautomatisierte Lackierwerkstatt ist eine der flexibelsten und umweltfreundlichsten Europas. Seit der Eröffnung ist der Energieverbrauch um 75 Prozent gesunken und im vergangenen Jahr erhielt die Fabrik den Green Award, der von der deutschen Branchenzeitschrift Besser Lackieren verliehen wird. „Ein wichtiges Ziel der Investition war es, die Umweltbelastung zu minimieren und gleichzeitig eine Steigerung der Kapazitäten sowie die Qualitätssicherung zu gewährleisten“, sagt Werkstattleiter Per Edvardsson.

Komponenten steuern die Produktion selbst

Die Anlage wurde mit neuester Technik ausgestattet. Unter anderem sind die Komponenten mit sogenannten RFID-Modulen (Radio Frequency Identification) für die drahtlose Weitergabe von Informationen aus dem Produktionssystem versehen. Das bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, dass die Produkte selbst genaue Angaben dazu machen, wohin sie transportiert und wie sie an den verschiedenen Stationen der Werkstatt bearbeitet werden sollen. „Dies ist ein praktisches Bespiel der Umsetzung von Industrie 4.0. Durch die Vernetzung unserer Produktionseinheiten haben wir größere Flexibilität erreicht und mehr Variationsmöglichkeiten gewonnen. Heutzutage ist es zum Beispiel möglich, die Farbe jeder einzelnen Komponente zu ändern“, erklärt Per Edvardsson.

Bosch Rexroth Mellansel AB, ehemals Hägglunds Drives, ist seit 2008 Teil des Bosch-Konzerns und hat sich auf starke hydraulische Motoren und Antriebssysteme spezialisiert. „Als Teil des Bosch-Konzerns spielen wir bei Industrie 4.0 eine Doppelrolle. Wir sind sowohl Lieferant als auch Anwender“, hält Niederlassungsleiter Jürgen Lieser fest.

Mitarbeiter werden in Veränderungsarbeit einbezogen

Zu Industrie 4.0 laufen derzeit rund 50 Projekte bei Bosch Rexroth. Informationen dazu werden systematisch an die einzelnen Einheiten innerhalb des Konzerns weitergegeben, damit alle auf dem neuesten Stand bleiben. „Die Technik dazu gibt es bereits. Die große Herausforderung liegt jetzt darin, unsere 420 Mitarbeiter in die Veränderungsarbeit mit einzubeziehen. Wir müssen sie von den Vorteilen der Entwicklung überzeugen. Einfache Routineaufgaben verschwinden und werden durch anspruchsvollere Tätigkeiten sowie das Lösen konkreter Probleme ersetzt“, unterstreicht Lieser.

Die Digitalisierung ist in der industriellen Fertigung jedoch noch lange nicht so weit vorangeschritten wie im privaten Bereich. Viele Privatpersonen überwachen und steuern mittlerweile ganz selbstverständlich verschiedene Komponenten ihres Zuhauses mithilfe von Apps auf dem Handy oder Tablet. „Heutzutage kann ich überprüfen, ob die Solarzellen auf meinem Haus in Deutschland korrekt funktionieren. Die gleiche Entwicklung kommt nun auch in der Industrie in Gang“, so Jürgen Lieser