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Der schwedische Arbeitsmarkt – diese Berufe haben das größte Zukunftspotenzial
21.09.2025
Denken Sie darüber nach, in Schweden zu arbeiten? Hier erfahren Sie, welche Berufe besonders gute Jobchancen bieten – und worauf Sie achten sollten, wenn Sie eine Stelle in Schweden annehmen.
Schweden hatte zuletzt mit wirtschaftlichen Unsicherheiten zu kämpfen, bietet aber dennoch attraktive Perspektiven für qualifizierte Fachkräfte aus Deutschland. Besonders im Fokus stehen Bildung, Gesundheitsversorgung, Digitalisierung und technische Innovationen. Diese Entwicklungen prägen den Arbeitsmarkt und schaffen neue berufliche Möglichkeiten.
Ein Bereich, der sich besonders dynamisch entwickelt, ist die Data/IT-Branche. Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und neuen Technologien hat in den letzten Jahren zu einer Vielzahl neuer Arbeitsmöglichkeiten geführt. Besonders gefragt sind Kompetenzen in KI und Machine Learning, Cybersicherheit, Softwareentwicklung, UX/UI-Design, sowie Datenanalyse und Business Intelligence.
Gesucht werden ebenso pädagogische Fachkräfte in den Bereichen Vorschulerziehung, Freizeitgestaltung und Grundschulbildung. Zu wenige junge Menschen entscheiden sich dafür, eine Ausbildung oder ein Studium in diesen Berufen zu machen. Und obwohl die Zahl der Kinder in Schweden immer geringer wird, bleibt der Bedarf an Lehrkräften hoch.
In technischen Berufen, etwa in der Elektro- sowie Energietechnik und im Maschinenbau, fehlt es ebenfalls an qualifiziertem Personal. Diese Berufsfelder sind zudem nach wie vor stark männlich geprägt, weshalb viele Unternehmen gezielt daran arbeiten, das Geschlechterverhältnis ausgewogener zu gestalten.
Im Gesundheitswesen zeigt sich der Fachkräftemangel besonders deutlich. Ein zentraler Grund dafür ist der demografische Wandel: Die Bevölkerung wird älter, wodurch der Bedarf an medizinischer Versorgung kontinuierlich steigt. Gleichzeitig fehlt es an ausreichenden qualifizierten und anerkannten Fachkräften, um diesen wachsenden Bedarf zu decken.
Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt
Im Bildungsbereich eröffnet KI neue Möglichkeiten. Pädagogische Fachkräfte können nun KI nutzen, um angepasste Lehrpläne, Unterrichtsstrategien und didaktische Konzepte zu entwickeln. Auch Schülerinnen und Schüler profitieren von KI-gestützten Lernhilfen, etwa zur Erstellung von Übungsaufgaben oder zur Wiederholung von Lerninhalten. Dabei zeigt sich: KI ergänzt die Arbeit von Lehrkräften, ohne sie zu ersetzen.
In den technischen Berufen, etwa in der Elektro- und Energietechnik oder im Maschinenbau, wird KI ebenfalls zunehmend eingesetzt, vor allem zur Optimierung von Prozessen und zur Unterstützung bei komplexen Aufgaben. Auch hier ist absehbar, dass KI menschliche Fachkräfte nicht vollständig ersetzen wird, sondern sie in ihrer Arbeit ergänzt.
Im Gesundheitswesen kommt KI bislang vor allem bei administrativen Tätigkeiten zum Einsatz, etwa in der Dokumentation oder Terminplanung. Es wird aber weiterhin daran geforscht, KI künftig stärker in der Diagnostik und Krankheitsvorbeugung einzusetzen. Trotz dieser Fortschritte bleibt der menschliche Kontakt, insbesondere in der Pflege und der medizinischen Betreuung, ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung.
Die Wirtschaftliche Lage in Schweden ist weiterhin angespannt. Dennoch besteht in vielen Branchen, insbesondere in den zuvor genannten Bereichen, weiterhin ein hoher Bedarf an qualifizierten Fachkräften.
„Für deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeutet das: Wer über gefragte Qualifikationen verfügt, hat trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten gute Chancen auf dem schwedischen Arbeitsmarkt."
Für deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeutet das: Wer über gefragte Qualifikationen verfügt, hat trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten gute Chancen auf dem schwedischen Arbeitsmarkt.
Wer verdient was? Ein Blick auf Schwedens Gehälter
In Schweden können Fachkräfte im Bereich IT durchschnittlich zwischen 35.000 und 65.000 SEK im Monat verdienen, was etwa 3.100-5.800 EUR entspricht. In leitenden und spezialisierten Positionen sind auch Gehälter über 80.000 SEK möglich – rund 7.200 EUR.
Pädagogische Fachkräfte verdienen zwischen 33.000 und 49.000 SEK im Monat, also rund 2.950-4.380 EUR. Auch hier hängt die Vergütung stark vom Tätigkeitsfeld und der Berufserfahrung ab.
In technischen Berufen liegt das durchschnittliche Monatsgehalt zwischen 35.500 und 54.000 SEK, also etwa 3.200-4.800 EUR. Qualifikationen wie ein Universitätsabschluss sowie praktische Erfahrung haben dabei einen großen Einfluss auf die Gehaltshöhe.
Im Gesundheitswesen variieren die Gehälter je nach konkretem Beruf, Aufgabenbereich, Zusatzqualifikationen und Berufserfahrung. Ohne eine spezialisierte Ausbildung liegt das Gehalt bei etwa 39.000 SEK monatlich, also rund 3.500 EUR. Mit einer entsprechenden Weiterbildung kann man rund 44.500 SEK verdienen, was etwa 4.000 EUR entspricht.
Schwedische Arbeitskultur im Kontrast zur Deutschen
In Schweden sind die Hierarchien in Unternehmen meist flach, und formelle Titel spielen keine große Rolle. Teamarbeit, Eigenverantwortung und eine ausgewogene Work-Life-Balance haben einen hohen Stellenwert. Die Arbeitskultur basiert stark auf gegenseitigem Vertrauen und Selbstständigkeit. Das kann für viele, die eine deutsche Arbeitskultur gewohnt sind, eine Umstellung sein. Ninni Löwgren Tischer, Bereichsleiterin bei der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, bringt diesen Unterschied treffend in ihrem Buch Der deutsch-schwedische Businessführer auf den Punkt: „In Schweden ist man kein Mitarbeiter, sondern Teil eines Teams. Folgerichtig hat man in Schweden als Chef auch keine Mitarbeiter, sondern arbeitet mit und in einem Team.” Dies verdeutlicht, wie stark das schwedische Arbeitsverhältnis auf Gleichwertigkeit und Zusammenarbeit ausgerichtet ist.
Gut vorbereitet: Wohnungssuche und Sprache
Der Wohnungsmarkt ist in schwedischen Großstädten angespannt. Insbesondere in Stockholm, Malmö und Göteborg ist bezahlbarer Wohnraum schwer zu finden. Daher ist es ratsam, frühzeitig mit der Wohnungssuche zu beginnen, und sich darauf einzustellen, dass der Prozess zeitaufwendig und mitunter mühsam sein kann. Auch Zwischenmieten oder möblierte Apartments können sinnvolle Alternativen sein.
Ein sehr großer Teil der schwedischen Bevölkerung spricht ausgezeichnet Englisch. Sowohl im Alltag als auch im Berufsleben kommt man damit gut zurecht. Dennoch erleichtert das Beherrschen der schwedischen Sprache die soziale Integration erheblich. Zwar sind die Schwedinnen und Schweden offen und sprechen gerne Englisch, doch wer auch Schwedisch versteht und spricht, wird deutlich leichter in Freundeskreise und soziale Aktivitäten eingebunden.
Wer bereit ist, sich auf neue Strukturen einzulassen und seine Kompetenzen gezielt einzubringen, findet in Schweden nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch ein Umfeld, das Innovation und Zusammenarbeit fördert.