Reichen Zinssenkungen?

08.05.2025

Die schwedische Zentralbank (Riksbanken) hat gerade von einer weiteren Zinssenkung Abstand genommen. Gleichzeitig ließ die Zentralbank aber verlauten, dass man durchaus mit einer weiteren Rücknahme der Zinsen rechnen könne. Aber reichen weitere kleine Zinssenkungen, um die Konjunktur wirklich anzukurbeln, fragt sich Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

Die schwedische Reichsbank hat den Auftrag, in erster Linie das 2-prozentige Inflationsziel zu erreichen. Erst wenn dies als wahrscheinlich erachtet wird, können auch Aspekte der Konjunkturbelebung zum Zuge kommen.

Beruhigung an der Inflationsfront

Dies scheint zur Zeit der Fall zu sein, auch gemäß der momentanen Einschätzung der Reichsbank. Dennoch hat sich die schwedische Zentralbank gerade dafür entschieden, die Leitzinsen nochmals bei ihrem jetzigen Niveau zu belassen. Dies deutet auf eine nach wie vor existierende Unsicherheit hin.

Genauer formuliert: Nach vorläufigen Berechnungen der Statistikbehörde SCB stiegen die Verbraucherpreise im April gemäß dem für die Zinspolitik relevanten Kalkulationsmodus um 2,3 Prozent – bei einer Unsicherheitsmarge von plus/minus 0,3 Prozent. Dies war etwas günstiger als von den Märkten erwartet.

Was bringen weitere kleine Zinssenkungen?

Ob man nun beispielsweise Donald Trump oder die schwedischen Gewerkschaften zitiert, niedrigere Zinsen werden auch derzeit vielerorts als der große Heilbringer für die Konjunktur gepriesen.

„Niedrigere Zinsen werden auch derzeit vielerorts als der große Heilbringer für die Konjunktur gepriesen.“

Theoretisch ist das auch richtig. Wenn die Zinsbelastungen für Konsumentinnen und Konsumenten sowie Unternehmen reduziert werden, bleibt ceteris paribus mehr Geld übrig für Einkäufe und Investitionen.

Allerdings hat die schwedische Zentralbank seit Mai 2024 die Leitzinsen in fünf Schritten schon mit 1,75 Prozenteinheiten gesenkt, ohne dass die Konjunktur inzwischen angesprungen wäre. 

„So ermittelte das staatliche Konjunkturinstitut für den April eine weiter eingetrübte Stimmung bei den schwedischen Haushalten.“ 

So ermittelte das staatliche Konjunkturinstitut für den April eine weiter eingetrübte Stimmung bei den schwedischen Haushalten. 

Warum dies, fragen sich folglich viele Ökonomen, Unternehmen und Konsumenten. Warum haben die bisherigen Zinssenkungen der Konjunktur nicht geholfen?

Um diese Frage beantworten zu können, ist mal wieder ein kurzer Einstieg in die Verhaltensforschung vonnöten. Denn es ist sehr wahrscheinlich der Fall, dass sich die schwedischen Konsumenten und Investoren wegen der großen geopolitischen Unsicherheit noch immer mit ihren Aktivitäten zurückhalten. 

„Psychologie spielt auch hier eine wichtige Rolle.“

Psychologie spielt auch hier eine wichtige Rolle. 

Natürlich kann bei weiteren Zinssenkungen der Knoten doch noch platzen. Sicher ist dies aber bei weitem nicht. Deutlich abnehmende geopolitische Spannungen und vielleicht auch eine expansivere schwedische Finanzpolitik könnten aber die schwedischen Zinssenkungen letztendlich als Konjunkturstimulus entfalten lassen.

Hubert Fromlet 

 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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