Ralph-Georg Tischer, Geschäftsführer der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

Ralph-Georg Tischer, Geschäftsführer der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

Foto: Birgit Walsh

Weihnachtsbrief des Geschäftsführers

12.12.2023

Liebe Leserinnen und Leser,

wir alle müssen aktuell mehr denn je Entscheidungen in einem sich sehr schnell verändernden Umfeld treffen. Auf nichts mehr scheint Verlass zu sein, kaum eine Erwartung wird erfüllt, wir Stochern im Nebel und bewegen uns auf Sicht. 

Dies gilt auch und insbesondere für das außenwirtschaftliche Umfeld. Nach dem Ende der Pandemie kam es zu einer rasanten Aufholjagd mit Rekordergebnissen auch im Außenhandel. Der Krieg in der Ukraine leitete zeitverzögert die Gegenbewegung ein. Deutsche wie schwedische Ex- und Importe spiegeln die unsichere Lage wider. Die sonst sichere Stütze unseres Außenhandels stabilisiert sich nicht. 

„Es fehlt an Nachfrage und Konsum, Inflation und Zinsen erreichten unerwartete Höhen, die Schwedische Krone schwächelt ebenso wie Deutschland, traditionell das 'Zugpferd Europas'.“

Es fehlt an Nachfrage und Konsum, Inflation und Zinsen erreichten unerwartete Höhen, die Schwedische Krone schwächelt ebenso wie Deutschland, traditionell das „Zugpferd Europas“, mit all seinen ungelösten strukturellen Herausforderungen. In Berlin haben zuletzt sogar höchstrichterliche Entscheidungen den Staat in seine Grenzen gewiesen. Die enge Vernetzung mit Deutschland lässt Schweden dabei im Wirkungsgrad all dieser Themen nicht außen vor. 

Der Frust bei vielen Firmen ist spürbar. Investitionen bleiben aus, Konjunkturerwartungen werden nach unten korrigiert, industrielle Produktion verlagert. Die notwendige Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität verzögert sich wohlmöglich.

In Deutschland ist zudem eine für Schweden eher unbekannte Vertrauenskrise zwischen Wirtschaft und Politik auszumachen. Große politische Regelungswerke kommen vor allem in kleineren Betrieben nicht als Beitrag zur Transformation an, sondern als Versuch wirklichkeitsfremder Detailsteuerung. Mit sich nicht selten widersprechenden Vorschriften überfordert der deutsche Staat nicht nur die Wirtschaft. Er verringert die Risikobereitschaft und Innovationsgeschwindigkeit der Unternehmen und damit auch das globale Geschäft. Der Außenhandel als angestammter Wachstumstreiber fällt aktuell aus. 

Geschäft und Zahlen werden wir bis zum Jahresende nicht deutlich ins Positive drehen können. Aber es sollte kein Grund bestehen, Trübsinn zu blasen. 

„Schweden und Deutschland sind nach wie vor innovative, leistungs- und wettbewerbsfähige Länder.“

Schweden und Deutschland sind nach wie vor innovative, leistungs- und wettbewerbsfähige Länder. Wir verfügen über Know-how und Schlüsseltechnologien, ohne die Vieles auf der Welt nicht funktionieren würde. Wir haben auf Grundlage unserer Bildungssysteme und Forschungslandschaften sowie der Innovationskraft unserer Unternehmen und ihrer Mitarbeitenden eine hervorragend funktionierende Vernetzung zwischen Global Playern sowie kleinen und mittelständischen Firmen. Hier werden Ideen zur Marktreife gebracht und mit konkreten Lösungsvorschlägen Zukunft gestaltet. Und auch wenn wir in dieser globalisierten Welt die Innovationskraft unserer Mitbewerber an vielen Orten und zu vielen Gelegenheiten deutlicher als in der Vergangenheit spüren, so bleiben wir doch mit unseren Rahmenbedingungen in einem vereinten Europa sehr wettbewerbsfähige Gesellschaften.

So sollte es uns optimistisch stimmen, dass die schwedische und deutsche Wirtschaft die Zeichen der Zeit erkannt haben und mit Hochdruck daran arbeiten, ihre globale Technologieführerschaft zu halten oder sogar weiter auszubauen. Zahlreiche Beweise dafür liefern unsere bilateralen Projekte und Tech-Foren, die wir als Handelskammer im Jahr 2023 erfolgreich umgesetzt haben und im Jahr 2024 fortsetzen werden, angefangen vom German Swedish Tech Forum, der Swedish German Cleantech Platform, dem „KI Park Satellit Stockholm“, über unsere Talentförderprogramme bis hin zu unseren vielfältigen Einzelengagements für Mitglieder und Kunden. All dies macht uns zur einzigen echt bilateral aufgestellten Plattform für das deutsch-schwedische Geschäft: 

Wir können Schweden! Vi kan Tyskland! 

Unser Dank gilt dabei allen Mitwirkenden, von unseren Mitarbeitenden, den Vertreterinnen und Vertretern unserer Mitgliedsfirmen bis hin zu unserem Ehrenamt. Bleiben Sie uns gewogen!

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr!