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Einstiegsmöglichkeiten in Schwedens Energiewirtschaft für deutsche Unternehmen
15.07.2013
Deutsche Energieversorger, Anlagenbauer, Technikanbieter und Dienstleister im Energiesektor haben auf dem schwedischen Markt große Geschäftschancen. Germany Trade & Invest, die Deutsch-Schwedische Handelskammer und die Deutsche Botschaft Stockholm veröffentlichen jetzt eine Bestandsaufnahme, in der Marktchancen für deutsche Unternehmen im Energiesektor aufgezeigt werden.
Wasserkraft und Kernkraft sind die wichtigsten Energieträger in Schweden. Zwar besteht erhebliches Potenzial für den Ausbau der Stromerzeugung aus kleineren und mittleren Wasserkraftanlagen, doch begrenzen strenge Naturschutzauflagen die Möglichkeiten für die Errichtung von Speichergroßanlagen und Pumpspeichern. Der Fokus der schwedischen Regierung liegt derzeit darauf, die Kernenergieversorgung zu modernisieren und den Ausbau von Windkraftanlagen zu fördern.
Die Windkraftkapazitäten sind in den letzten Jahren stark gewachsen, doch ist der Anteil dieser Energiequelle an der gesamten Stromproduktion mit fünf Prozent (2012) noch relativ gering. Bis 2020 soll die Stromeinspeisung von rund 7 Terrawattstunden (2012) auf 30 Terrawattstunden erhöht werden, davon 20 Terrawattstunden durch Onshore- und 10 Terrawattstunden durch Offshoreanlagen. Mit 846 Megawatt neu installierter Leistung und Investitionen in Höhe von zwölf Milliarden Schwedische Kronen war 2012 für die Windbranche ein neues Rekordjahr. Der positive Trend dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen. Sowohl Vattenfall als auch Eon Schweden und Fortum planen diverse Neubauprojekte, sowohl onshore als auch offshore.
Hohe Investitionen in Übertragungskapazitäten
Der staatliche Netzbetreiber Svenska Kraftnät will in den nächsten drei Jahren 14 Milliarden Euro in den Ausbau der Übertragungskapazitäten investieren. Vor allem in Südschweden gibt es Bedarf an besser ausgebauten Netzen. Durch eine ausgebaute Infrastruktur kann die höhere Leistung in Kernkraftwerken, aber auch Strom aus erneubaren Energeiquellen wie etwa Windkraftanlagen besser eingespeist werden. Auch die internationale Anbindung des schwedischen Stromnetzes wird vorangetrieben. Der Ausbau und die Modernisierung der Energieinfrastruktur bieten deutschen Zulieferern und möglichen Projektpartnern interessante Beteiligungsmöglichkeiten.
Neben der Windkraft gewinnt die Energieerzeugung aus Abfällen und Biomasse in Schweden zunehmend an Bedeutung. Ein ausgebautes Fernwärmesystem sowie gute Transportmöglichkeiten bieten hierfür hervorragende Voraussetzungen. Angesichts der großen Waldbestände spielt der Biobrennstoff Holz dabei eine besondere Rolle. Der Einsatz von Biobrennstoffen mit einem überwiegenden Holzanteil im Fernwärmebereich hat sich seit 1990 verfünffacht. Schweden deckt etwa 30 Prozent seines Heizenergiebedarfs durch Kraft-Wärme-Kopplung. Dampf oder Heißwasser für industrielle Prozesse spielen in dem nordischen Land dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Investitionen in erneuerbare Energien
Ausbaupotenzial gibt es in Schweden im Bereich der erneuerbaren Energien bei der Photovoltaik. Die Investitionskosten für Photovoltaik-Anlagen sind stark gesunken, gleichzeitig sind sie effektiver geworden. Die schwedische Regierung hat daher im letzten Jahr beschlossen, Investitionen in Solarenergie bis 2016 mit insgesamt 210 Millionen Kronen weiter zu fördern.
Neben der Strom- und Fernwärmeerzeugung werden erneuerbare Energieträger vor allem bei der industriellen Herstellung von Kraftstoffen genutzt. So veredelt Schweden knapp die Hälfte seiner Biogasmenge zu Kraftstoffen. Insgesamt soll die Menge bereits in diesem Jahr auf etwa 3,5 Terrawattstunden steigen und somit mehr als verdoppelt werden. Forschungsschwerpunkte in diesem Bereich sind die Effizienzverbesserung von Biogas-Kleinanlagen sowie die wirtschaftliche Aufwertung fester Nebenprodukte, die sich als Grundlage für Düngemittel eignen. Außerdem soll die Biogasgewinnung aus Algen und Waldabfällen vorangetrieben werden.
Häuser sollen energieeffizienter werden
Gute Chancen für den erfolgreichen Einstieg in den schwedischen Energiemarkt haben auch Unternehmen, die innovative Beratungs- und Dienstleistungen, Geräte, Ausrüstungen und Technologien im Bereich Energieeffizienz anbieten. Ein Schwerpunkt in Schweden ist die energetische Sanierung des Gebäudebestands. Generell besteht erheblicher Modernisierungsbedarf bei Mehrfamilienhäusern in Randgebieten größerer Städte aus den 1960er und 1970er Jahren.
Die Regierung will hierfür die Sanierungsquoten durch gezielte Fördermaßnahmen stark erhöhen, was in den kommenden Jahren enorme Investitionen freisetzen wird. Schon die - nun verlängerte - Förderung der dezentralen Energieversorgung durch Solarenergie stieß in den vergangenen Jahren auf großes Interesse von Immobilieneigentümern. Auch im Bereich Wärmepumpen erkennen Experten noch große Marktpotenziale. Die Nachfrage danach seitens der Eigentümer privater Einfamilienhäuser noch immer relativ hoch. Einen Zukunftsmarkt sehen sie aber insbesondere bei größeren Wärmepumpen für Mehrfamilienhäuser.
Neben dezentralen Wärmepumpen können auch die Hersteller von Steuerungs- und Regeltechnik für moderne Energiesysteme wie Smart Grids und Energiespeicher auf gute Geschäfte hoffen. Schweden hat als erstes Land in Europa bereits vollständig auf intelligente Stromzähler umgestellt und ist mit landesweit circa fünf Millionen installierten Geräten führend in der EU. Die meisten Geräte, die in privaten Haushalten installiert wurden, müssen jedoch technisch nachgerüstet werden.
Smart-Grid-Projekte
Für die Planung und den Ausbau des Stromnetzes auf der Insel Gotland mit einem großen Anteil an erneuerbarer Produktion wurde das Demonstrationsprojekt Smart Grid Gotland initiiert. Für das teilweise von der nationalen Energiebehörde geförderte Projekt haben sich Vattenfall, Gotland Energi, ABB, Svenska Kraftnät, Schneider Electric und die technische Hochschule in Stockholm (KTH) zu einem Joint Venture zusammengeschlossen. Auch im Stockholmer Stadtviertel Royal Seaport (10.000 Wohnungen, 30.000 Büros) wird gerade ein groß angelegtes Smart Grid geplant. Das Entwicklungsprojekt wird von Fortum geleitet, ferner beteiligen sich daran unter anderem Ericsson, ABB, Electrolux und HSB. Ziel ist es, das Viertel bis zum Jahr 2030 zu einer Zero-Emission-City umzugestalten, die vollständig unabhängig von fossilen Energieträgern ist.
Broschüre zur Energiewirtschaft
Ausführliche Informationen zum Energiemarkt in Schweden und zu Geschäftspotentialen finden Sie in der Broschüre „Schweden - Nachhaltige Energiewirtschaft“. Diese kann über Germany Trade & Invest online bestellt werden oder ist über vertrieb@gtai.de zu erhalten.
Schweden - Nachhaltige Energiewirtschaft
Erscheinungsjahr: 2013
Bestell-Nr.: 18211
Seiten: 29
Preis: 20 Euro
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