2025: Das sind die Lehren für die schwedische Wirtschaft
11.12.2025
2025 war für die schwedische Wirtschaft ein schwieriges Jahr. Gegen Jahresende zeigen sich aber vermehrt Silberstreifen am schwedischen Konjunkturhorizont.
Was man vor einem Jahr schon ahnen konnte, wurde 2025 zur unliebsamen Gewissheit: die Vereinigten Staaten von Amerika stehen unter Präsident Donald Trump nur noch mit Einschränkung auf der Seite Europas. Wirtschaftspolitisch gar nicht und außen- sowie sicherheitspolitisch nur bedingt. Das heißt, dass sich der Charakter der NATO im Vergleich zum Eintrittsdatum Schwedens verändert hat. Dies ist sicherlich nicht von Vorteil für Schweden.
Ebenfalls ein Nachteil für die EU und Schweden ist das Basteln der drei Großmächte USA, China und Russland an einer neuen Weltordnung. Die drei sind nicht immer vereint, scheinen aber ein gemeinsames Ziel zu haben: die EU zu schwächen.
„Der Charakter der NATO hat sich im Vergleich zum Eintrittsdatum Schwedens verändert.“
Eine Neuverteilung von globalen Interessensphären ergibt folgendes Szenario: die USA mit Zentral- und Südamerika als Hinterhof, China mit verstärkter Präsenz in Asien sowie Russland mit Wahrnehmung seiner Interessen in Europa und Zentralasien. Afrika wäre ein mögliches Rohstoff-Terrain für China wie auch für Russland.
Dies ist nur eins von etlichen möglichen Szenarien, deutet aber an, dass sich in den nächsten Jahren auch für schwedische und deutsche Unternehmen weitere größere geopolitische Veränderungen ergeben können. Interessant ist das deshalb, weil Unternehmen bei makroökonomischen Prognosen und bei Auslandsinvestitionen jahrzehntelang politischen Erwägungen kaum größere Aufmerksamkeit schenken mussten. Dies hat sich 2025 gewandelt.
Stärkere EU für eine stärkere schwedische Wirtschaft
All dies erfordert eine stärker vereinte EU. Daher wünschte ich mir sehr, Schweden in Zukunft als Mitantreiber weiterer europäischer Einigung zu sehen, gerne zusammen mit Deutschland. Das wäre auch gut für die schwedische Wirtschaft. Bis dahin sollten schwedische und deutsche Unternehmen die neuen globalen Entwicklungen realistisch betrachten.
Insgesamt gibt es nichts zu beschönigen. Möglich bleiben auf der Risikoseite etwa noch immer platzende KI- und Immobilienblasen, letzteres vor allem in China. Dies wären Entwicklungen mit großer negativer globaler Wirkung. Es gilt aber auch, nicht in Panik zu verfallen. Noch hoffen wir alle auf lang ersehnten Frieden in der Ukraine - vor allem aus humaner, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Innenpolitischer Reform- und Verbesserungsbedarf
Für 2026 wird ein schwedisches BIP-Wachstum von 2.25 bis 2.75 Prozent erwartet. Das ist nicht schlecht im europäischen Vergleich. Allerdings steckt in dieser Zahl in etwa zur Hälfte eine budgetpolitische Konjunkturstimulanz im Wahljahr 2026, wovon wiederum die Hälfte zur Konsumförderung vorgesehen ist. Noch wissen wir aber nicht allzu viel über die kommende Sparneigung der schwedischen Haushalte im nächsten Jahr und danach.
Um zukünftig ein sicheres wirtschaftspolitisches Wachstum zu sehen, würde ich in Schweden gerne etliche Strukturreformen schon ab 2026 sehen:
weitere Steuererleichterungen und Abgabenerleichterungen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
eine Bildungs- und Ausbildungsoffensive
noch mehr Entbürokratisierung, die auch in Schweden vielerorts vonnöten ist
Investitionen in Infrastruktur (Bahn, Straßen, Brücken usw.)
ein gründliches Durchdenken der schwedischen Währungspolitik mit Sicht auf eine eventuelle Teilnahme am Euro.
Mit diesem Ausblick möchte ich mich an dieser Stelle noch bei den Leser*innen und Mitgliedern für das gezeigte Interesse im vergangenen Jahr bedanken. Ich wünsche schöne und geruhsame Feiertage!
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