Michael Lewis, CEO von Uniper (rechts), wurde zur Politiker-Woche eingeladen, um darüber zu sprechen, wie Schweden sich im internationalen Wettbewerb behauptet, hier mit Johan Svenningsson (Uniper Schweden).

Unipers-CEO Michael Lewis auf der Bühne mit Chefvolkswirtin Annika Winsth (Nordea).

Die Notwendigkeit eines technologischen Vorsprungs für eine starke Verteidigung wurde unter anderem von Maria Rosendahl (Moderatorin), Erik Ekudden (Ericsson), Christian Levin (Scania), Micael Johansson (Saab), Darja Isaksson (Vinnova), Mikael Frisell (FMV) und Carl-Johan Edström (Schwedische Streitkräfte) diskutiert.

Malin Dahlroth (links) von Sysav, dem Abfallunternehmen in Südschweden, lud Maria Persdotter Isaksson von Södra/OnceMore (rechts), H&M und andere Interessenvertreter ein, um über die erweitete Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien der EU, zu diskutieren.

Die Elektrifizierung industrieller Fertigungsprozesse treibt die Nachfrage nach fossilfreiem Strom bis 2035 von 45 auf 133 TWh. Albin Carlén von Heidelberg Materials (rechts) und Stefan Savonen von LKAB diskutierten mit Politikern wie dieses Ziel erreicht werden kann.

Mitglieder beim Meeting: Irene Barnald (Audi Schweden) und Cecilia Böhm (E.ON) bei einem Kaffee am Lidl-Kaffeewagen.

RWE Renewables mit Matilda Machacek war in Almedalen, um aufzuzeigen, welche Entscheidungen die Politik heute treffen müsste, um der Wirtschaft Investitionsentscheidungen zu erleichtern. Hier im Gespräch mit Malin Johansson der Handelskammer.

Was ist notwendig, damit mehr Menschen auf eine fossilfreie Mobilität umsteigen? Volkswagen lud Politiker und andere Interessengruppen zur Diskussion ein.

Joachim Alexandersson (Merck) war in Almedalen, um über die Wettbewerbsfähigkeit forschender Pharmaunternehmen zu diskutieren, und traf ein weiteres Mitglied der Handelskammer, Antonia Hägg (Novare Executive Search).

Svenska Mässan (von links: Farhad Lindén Kakavand, Annika Persson und Anna Jarnö) und die Deutsch-Schwedische Handelskammer (hier vertreten durch Malin Johansson) arbeiten bei Water2025, einem wichtigen Treffpunkt für Wasserversorgung und -erhaltung, zusammen.

Wie können wir KI beim Lernen einsetzen und mehr Schüler zum Erfolg in der Schule verhelfen? Maria Angell-Dupont, Lisa Hillerström und Anette Wahlgren vom Ausbildungsunternehmen Academedia waren drei von vielen Interessierten.

Der Almedalen Park direkt vor der historischen Altstadt Visby.

3500 Zuhörer verfolgten die Rede von Ministerpräsident Ulf Kristersson.

Die Polizei sorgte für die Sicherheit rund um Almedalen.

Almedalen 2024: Das fordert die Wirtschaft von der Politik

02.07.2024

Während des weltgrößten Demokratie-Treffens für gesellschaftliche Fragen, der Almedalen-Woche 2024 auf der schwedischen Insel Gotland wurden wie gewohnt die kritischen Themen der Wirtschaft diskutiert. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer hat die Themen zusammengefasst, die die Wirtschaft am meisten beschäftigt und bei denen politische Unterstützung erforderlich ist.  

Bei strahlendem Sonnenschein nahm die Deutsch-Schwedische Handelskammer an der vom 25. bis 28. Juni stattfindenden Almedalen-Woche teil. Während dieser Tage zeichnete sich ein klares Bild der wichtigsten Themen für die Wettbewerbsfähigkeit der schwedischen Wirtschaft. Mit den Schwerpunkten Sicherheit, Qualifikationsangebote, künstliche Intelligenz (KI), Energieversorgung und ein fossilfreier Transportsektor hat die Veranstaltung einige der bedeutendsten Herausforderungen und Möglichkeiten für Schweden hervorgehoben. Folgend die zentralen Erkenntnisse:

Fachkräftmangel muss ganz oben auf die Agenda

Vor dem Hintergrund eines wachsenden Bedarfs an spezialisierten Qualifikationen, um den raschen technologischen Entwicklungen gerecht zu werden, stand die Sicherung von Fachkräften im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Ein Mangel an Fachkräften in den Schlüsselbereichen könnte sowohl das industrielle Wachstum als auch den allgemeinen Wohlstand beeinträchtigen. Innovative Lösungen und eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und anderen relevanten Akteuren sind entscheidend, um diese Herausforderungen zu bewältigen.  

Eine KI-Strategie für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Angesichts der rasanten Entwicklung der KI-Technologie konzentrierten sich die Diskussionen auf die Position Schwedens und die Maßnahmen, die erforderlich sind, um im globalen Wettbewerb nicht in Rückstand zu geraten. Die Organisation “AI Sweden” betonte die Bedeutung einer nationalen KI-Strategie und wie Schweden die Anwendung von KI beschleunigen könne, um gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken. Außerdem sei es von Bedeutung, dass die schwedischen Schulen eine Strategie für den Einsatz von KI haben und Lehrkräfte eine entsprechende Ausbildung erhalten. Der technologische Fortschritt bietet einzigartige Möglichkeiten zur Reformierung von Bildungsmethoden und zur Bewältigung der Herausforderungen, vor denen die heutigen Bildungssysteme stehen.

Rasche Entscheidungen für eine bessere Energieversorgung  

Die Energieeffizienz war eines der am häufigsten diskutierten Themen der Almedalen-Woche. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, inwieweit Schweden eine zuverlässige und fossilfreie Energieversorgung sicherstellen kann, die sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Klimaziele unterstützt. Langwierige Genehmigungsverfahren hemmen die Entwicklung. Im Rahmen der Energiewende steht die Stromversorgung auch im Fokus der regionalen Entwicklung.  

Vertreter von Heidelberg Materials und des schwedischen Bergbauunternehmens LKAB hoben die Bedeutung von Zusammenarbeit, Voraussetzungen und Führungskompetenzen hervor, um einen umweltfreundlichen Wandel in der Industrie zu ermöglichen.  

Sowohl LKAB als auch Heidelberg Materials haben ambitionierte Pläne für die Reduzierung ihrer Emissionen und die Elektrifizierung ihrer Betriebe, benötigen jedoch die Hilfe der politischen Entscheidungsträger, um Zugang zu Genehmigungen und Netzanschlüssen zu erhalten. 

Politische Verantwortung bei der Verkehrswende  

Der Übergang zu einem fossilfreien Transportsektor war ebenfalls ein heiß diskutiertes Thema. Im Vordergrund standen dabei fossilfreie Brennstoffe, die Elektrifizierung und der Aufbau einer Ladeinfrastruktur als Schlüsselelemente zur Verringerung der Abhängigkeit schwerer Fahrzeuge von fossilen Brennstoffen. Die Debatte beleuchtete auch, wie die Schifffahrt durch die Bereitstellung fossilfreier Brennstoffe in den Häfen zu einer grünen Energiezentrale gemacht werden könne. Volkswagen stellt zudem das neue Modell „Volkswagen ID.2all “ vor, ein Elektroauto, das sich mehr Menschen leisten können, so das Unternehmen.  

In Bezug auf die Ladeinfrastruktur für PKWs hat sich in den letzten Jahren zwar viel verbessert. Für den Schwerlastverkehr sind jedoch noch politische Entscheidungen und eine Zusammenarbeit mit der Industrie erforderlich, um Lösungen für die Energieversorgung und die Infrastruktur zu finden.

Mehr Recyclingmöglichkeiten für Textilien

Wie werden alte Kleider zu neuen Rohstoffen? Die erweitete Herstellerverantwortung für Textilien ab 2025 war ein aktuelles Diskussionsthema während der Almedalen-Woche. Heute werden große Mengen an Textilien verbrannt und nur eine geringe Prozentzahl wird recycelt. Es bleibt jedoch die Frage, was mit den in der EU gesammelten Textilien geschehen soll, da es nach wie vor an Recyclingmöglichkeiten mangelt. Diese Frage wurde von der Modeindustrie, dem schwedischen Handelsverband und dem Forstbetrieb Södra auf Initiative von Sysav, einem südschwedischen Abfallsunternehmen, das über eine hochmoderne Einrichtung zur Sortierung von Textilien verfügt, diskutiert. Es gibt zwar einige innovative Technologien, darunter eine neue Methode von Södra, die weiße Textilien recycelt. Dennoch fehlt es an Lösungen, um die Herstellverantwortung vollständig zu erfüllen. Die Modeindustrie ist sich einig: „Wir wollen unsere Verantwortung wahrnehmen und werden eng mit allen Beteiligten zusammenarbeiten, aber die Gesetzgeber müssen uns die Bedingungen für die Übernahme der Verantwortung geben“. Auf dem Seminar von Sysav wurde auch aufgezeigt, wie Schweden eine führende Rolle bei der Umgestaltung der Modeindustrie übernehmen kann und welche technologischen Innovationen dafür erforderlich sind.  

EU-Zusammenarbeit für mehr Sicherheit  

Die Almedalen-Woche bot mehrere interessante Seminare zu Schwedens Verteidigung und Sicherheit. Dabei wurde unter anderem erörtert, wie die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Behörden und den schwedischen Streitkräften, Investitionen in Verteidigungstechnologien, Innovationen sowie die internationale Zusammenarbeit Schwedens die Gesamtverteidigung stärken können. KI wurde als Schlüsselfaktor für die Verwaltung großer Datenmengen und die Schaffung effizienterer Informations- und Kampfketten hervorgehoben. Expert*innen und Vertreter der Verteidigungsindustrie tauschten sich darüber aus, wie Schweden seine Verteidigung weiterentwickeln sowie an die digitale und globale Realität anpassen könne und wie die internationale Zusammenarbeit Schweden helfen kann, seine Position als eines der innovativsten und sichersten Länder der Welt zu behaupten.

In Forschung investieren  

Wie kann Schweden die Führung im globalen digitalen Wettlauf zurückerobern? Dies war eine der Fragen, die Ericsson erörterte. Erik Ekudden, Chief Technology Officer von Ericsson, sagte, dass Schweden ein sehr innovatives Land sei, das mehr investieren und eine Vorreiterrolle einnehmen könne, indem es die bestehenden Hindernisse vor Ort beseitige. Er wies auf drei Dinge hin, die notwendig seien, um digitale Plattformen zu schaffen, die es Behörden, kleinen und großen Unternehmen ermöglichen, ihre Anwendungen und digitalen Prozesse zu entwickeln: belastbare Zielumgebungen, sichere bereichsspezifische und generische KI-Plattformen und eine landesweit eingesetzte Kommunikationsinfrastruktur, 5G. Er betonte dabei, dass 5G für Unternehmen, Behörden und das ganze Land gedacht sei. „Wir müssen nicht akzeptieren, dass wir zurückliegen. Es ist durchaus möglich, diese Lücke zu schließen“, so Ekudden.  

Erik Ekudden forderte eine stärkere Zusammenarbeit in Schweden und Europa, um die Chancen des digitalen Wandels zu nutzen. Er erwähnte Kanada als ein Land, das ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaft und Politik gefunden hat und sowohl in der KI als auch in der Quantenforschung stark ist. 

Die Almedalen-Woche 2024 war nicht nur eine Plattform für Dialog und Diskussion, sondern auch ein Katalysator für konkrete Maßnahmen und Kooperationen, die Schwedens Zukunft gestalten werden.