Was sagt die Wissenschaft zum Internationalen Frauentag?

06.03.2024

Der Internationale Frauentag am 8. März hat sich im Laufe der Jahre zu einem wichtigen globalen Ereignis entwickelt und wird in vielen Ländern inzwischen mit der notwendigen Würde begangen. Doch obwohl eine größere Gleichstellung von Mann und Frau allen zugute käme und neue Wachstumsimpulse auslösen würde, bleibt noch viel zu tun, meint Professor Hubert Fromlet, Chief Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

Theoretisch gewinnt die Gleichberechtigung der Frau zunehmend an Bedeutung, sowohl in politischer, sozialer, institutioneller, rechtlicher, psychologischer und nicht zuletzt in ökonomischer Hinsicht. Praktisch – auch vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse – könnte aber vielerorts noch viel mehr für die Gleichstellung getan werden. Das wäre auch relevant aus rein volkswirtschaftlicher Sicht.     

Die Wissenschaft bringt einiges zutage

Für die Schlussfolgerung, dass die Gleichberechtigung der Frau auch zur wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes beiträgt, bedarf es eigentlich keiner tiefgründigen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Dennoch sollen hier auch einige wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Analysen zum Thema Gleichberechtigung und Wirtschaft etwas näher vorgestellt werden. 

  • Institutionelle Verbesserungen und Wirtschaftswachstum

    Schon seit längerer Zeit liegt die wissenschaftliche Erkenntnis vor, dass sichtbare und beständige institutionelle Verbesserungen auch zu mehr Wirtschaftswachstum führen (R. Coase, D. North, E. Ostrom und O. Williamson)Jüngeren Datums sind in diesem Zusammenhang die Forschungsergebnisse von D. Acemoglu / J. Robinson, D. Rodrik und T. Persson auch zu erwähnen. Umfassende Studien zur institutionellen Ökonomie zeigen einen Zusammenhang von institutionellen Verbesserungen für Frauen und Wirtschaftswachstum, hervorgerufen beispielsweise durch die Förderung von Bildung/Ausbildung, Löhnen und Gehältern, Beförderungsmöglichkeiten, Gesundheitsvorsorge und Kinderbetreuung.

  • Humankapitalbildung und Wirtschaftswachstum

    Breit gestreute Humankapitalbildung spielt auch außerhalb der institutionellen Forschung eine wichtige Rolle für das Wirtschaftswachstum eines Landes. Beispielsweise haben sich Lucas, R. Barro, P. Romer und G. Mankiw intensiv mit Wachstumseffekten durch Bildung / Ausbildung befasst. Wird mehr Humankapital speziell für Frauen geschaffen, so entwickeln sich auch hier bei entsprechendem Fokus neue Wachstumsimpulse.  

  • Erweitertes Arbeitsangebot und Wirtschaftswachstum 

    In Ländern mit Fachkräftemangel und bereits beginnenden oder bevorstehenden Demografieproblemen ist es besonders wichtig, das Angebot an Arbeitskräften zu erhöhen – sowohl qualitativ als auch quantitativ. Schwierige demografische Herausforderungen sieht man schon jetzt in beispielsweise China, Russland, Japan, Deutschland, den baltischen Staaten und einigen weiteren der jüngeren EU-Länder. Hierzu findet sich folgende interessante Studie der EU, die es sich zu durchforsten lohnt.

Zusammenfassung                                                                                     

Die oben zitierten Zusammenhänge verdeutlichen, dass entschlossene Anstrengungen für die Gleichberechtigung der Frau sowohl mikroökonomische als makroökonomische Fortschritte bringen können, sogar auch für das BIP. Es handelt sich hierbei offensichtlich um eine ”Win-Win-Situation”.   

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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