Krone spaltet die Finanzmärkte

05.10.2023

Neutralen Beobachtern der schwedischen Währung mag es hanebüchen vorkommen, dass die Krone derzeit so verschiedene Einschätzungen erfährt. Einerseits fühlt man sich im offiziellen Schweden und bei den meisten schwedischen Währungsexpertinnen und -experten wegen der schwachen Krone vom Ausland sehr unfair behandelt. Andererseits pochen die internationalen Finanzmärkte sichtbar darauf, dass die schwächelnde Schwedenkrone eben eine logische Reaktion von Marktskepsis darstellt. Warum liegen die Ansichten der Finanzmärkte so weit auseinander, fragt sich Prof. Hubert Fromlet, Seniorberater der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in seinem aktuellen Artikel.

Die meisten Schweden fühlen sich ungerecht behandelt

Als langjähriger Chefökonom im schwedischen Bankenwesen weiß ich sehr wohl, dass Finanzmärkte kurzfristig unlogisch reagieren können. Ein mir gut bekannter Kollege – zumeist ziemlich treffsicher mit seinen Finanzmarktprognosen – erklärte mir sein Erfolgsgeheimnis kurz und bündig damit, dass er immer ehrgeizig versucht, die Geld-, Kapital- und Devisenmärkte bestmöglich zu verstehen.

Genau darum geht es. Meines Erachtens scheint dies bei schwedischen Währungsexperten, Politik und Behörden nicht immer der Fall zu sein. Es wird oft viel zu schmal analysiert und auch viel zu wenig auf psychologische Einflussfaktoren eingegangen (wie meinerseits schon lange kritisiert). In Schweden meint man stattdessen, dass solide öffentliche Finanzen, ordentliche Energiestrukturen, vielmals gut aufgestellte Unternehmensstrukturen und ein sehr gutes Digitalisierungniveau genug Raum für eine (in Zukunft) stärkere Krone bieten. Dies bestätigte kürzlich auch der Chef der Reichsbank, Erik Thedéen.

„Unerklärlich bleibt hierbei, warum schwedische Finanzmärkte die Kompetenz der ausländischen Finanzmärkte so deutlich in Frage stellen.“

Natürlich wird es auch hin und wieder mal zu zeitbegrenzten Aufwertungen der Krone kommen. Bei der Prognose für den Zeitpunkt einer stärkeren Krone geht es jedoch fast immer um unwissenschaftliche Ratespiele. Unerklärlich bleibt hierbei, warum schwedische Finanzmärkte die Kompetenz der ausländischen Finanzmärkte so deutlich in Frage stellen. Es könnte auch umgekehrt sein, dass man auf den ausländischen Finanzmärkten nicht nachvollziehen kann, dass man in Schweden derart einseitig und beengt mit den positiven Voraussetzungen für die Krone umgeht. Dabei sollte auch bedacht werden, dass Kurse für die Krone nicht nur vom Ausland, sondern auch von schwedischen Unternehmen mit grenzüberschreitenden Aktivitäten beeinflusst werden.

Märkte gegen Märkte

Es ist schon erstaunlich, dass die Währungsmärkte in Schweden und die Währungsmärkte im Ausland so widersprüchlich mit Analysen für die Krone umgehen. Märkte gegen Märkte – zuletzt zum Vorteil der stärkeren ausländischen Märkte. Der Vorschlag von Finanzministerin Elisabeth Svantesson, Reichsbankchef Erik Thedéen und zahlreicher schwedischer Finanzexperten, mehr Aufklärungsarbeit im Ausland zu leisten, scheint mir nur wenig bewirken zu können – vor allem, wenn den ausländischen Marktteilnehmenden erklärt werden soll, dass sie Schwedens gute Wirtschaftslage nicht richtig verstehen.

„Immerhin hat die Schwedenkrone in den letzten 10 Jahren um die 40 Prozent gegenüber dem Euro verloren und damit nicht viel internationales Vertrauen ausgelöst.“

Fazit: Sollten sich bislang vernachlässigte schwedische Fundamentalfaktoren wirklich nachhaltig verbessern, könnte es schließlich auch zu einer stärkeren und/oder stabileren Krone kommen. Bis dahin scheinen jedoch nur kurzfristige Bewegungen die Krone aufwerten zu können. Immerhin hat die Schwedenkrone in den letzten 10 Jahren um die 40 Prozent gegenüber dem Euro verloren und damit nicht viel internationales Vertrauen ausgelöst.

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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