Der Text "Schweden unter der Lupe" vor der Skyline von Stockholm

Schweden will keinen Euro

20.01.2023

Im letzten, krisengeprägten Jahr wurde immer wieder die Frage gestellt, ob Schweden vielleicht doch in absehbarer Zeit den Euro einführen könnte. Das neuerwachte Interesse – zumeist aus Deutschland kommend – für eine derart einschneidende Veränderung der schwedischen Währungspolitik erscheint auf den ersten Blick nicht unlogisch. Wie Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer allerdings konstatiert, findet sich noch immer keine Mehrheit für einen solchen radikalen Schritt – weder in der Politik, noch in der Bevölkerung.

Warum die Frage nach dem Euro gerade jetzt?

Es gibt in der Tat zahlreiche Gründe, warum sich vor allem Deutsche in diesen Tagen (etwas) stärker für die schwedische Währung interessieren.

Erstens hat Schweden inzwischen eine bürgerliche Regierung. Da könnte man schon mehr Sympathien für einen Beitritt zum Euro vermuten als zuvor unter den sozialdemokratischen und grünen Regierungen mit zeitweiser Unterstützung der Linken.

Gleichzeitig handelt es sich hierbei um ein unvollständiges Argument. Zum einem hat die jetzige Regierung nur 30 Prozent der Sitze im schwedischen Reichstag – und von diesen 30 Prozent sind derzeit nur die 6 Prozent der Liberalen geschlossen für einen zeitnahen Beitritt zum Euro. Zudem muss beachtet werden, dass die „Regierungsdulder“ der Schwedendemokraten keinesfalls eurofreundlich auftreten. Da auch in der parlamentarischen Opposition mit den Sozialdemokraten an der Spitze noch immer wenig Interesse am Euro vorhanden ist, ist es schwer vorstellbar, dass die Frage eines schwedischen Euro-Beitritts schon bald auf die parlamentarische Tagesordnung kommt.

„Dieser verstärkte Fokus auf politische Mitgliedschaften könnte sich eventuell auch positiv auf den Euro-Beitritt auswirken.“

Zweitens wird argumentiert, dass man innerhalb der EU nach der russischen Invasion in die Ukraine schon sichtbar näher zusammengerückt sei, wenn auch nicht immer mit sichtbarem Erfolg. Auch hätte Schweden aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine den Beitritt zur Nato beschleunigt beantragt, wogegen sich allerdings die Türkei vehement stemmt. Dieser verstärkte Fokus auf politische Mitgliedschaften könnte sich eventuell auch positiv auf den Euro-Beitritt auswirken, meinen gewisse Stimmen.

„Der europäische Solidaritätsgedanke als Folge des Krieges in der Ukraine heißt jedoch nicht automatisch, dass Schweden deswegen auch die Euro-Teilnahme anstrebt.“

Der europäische Solidaritätsgedanke als Folge des Krieges in der Ukraine heißt jedoch nicht automatisch, dass Schweden deswegen auch die Euro-Teilnahme anstrebt. Eher umgekehrt, da Schweden außenpolitisch bereits hinreichend mit dem komplizierten Nato-Beitritt beschäftigt ist.

Drittens wird auch die EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2023 als eurofreundliches Beitrittsargument aufgeführt.

Der dritte Punkt hätte momentan durchaus als Argument für einen schwedischen Eintritt in das Euro-System genutzt werden können. Hierfür wäre jedoch mehr Unterstützung seitens der Politik und auch der Bevölkerung notwendig. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.

Euro-Beitritt noch in weiter Ferne

Wie immer die Karten auch gemischt werden, eine baldige Einführung des Euro in Schweden lässt sich momentan nicht ausmachen. Eine gewisse Anbindung der Krone an den Euro wird sich auch zukünftig zeigen, allerdings wie in der Vergangenheit manchmal mit erheblicher Volatilität (Kursschwankungen). Da wird die Anpassung der schwedischen Geldpolitik an die der EZB wahrscheinlich weiterhin stärker korrelieren.

 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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