
v.l.n.r.: Peter Robertsson, Jon Steinfeld, Marc Großerüschkamp
Wie Mitgliedsunternehmen KI nutzen
06.11.2024
Bei Johnny architecture hilft KI, Immobilienprojekte nachhaltiger zu gestalten. Bei der Beratungsfirma Invensity spart generative KI Zeit und reduziert menschliche Fehler. Drees & Sommer nutzt KI, um Zwillinge zu erstellen, die die Realität widerspiegeln. Weitere Mitglieder sprechen in unserer Artikelserie über die Vorteile von KI. Wir wünschen spannende Lektüre!
Johnny architecture GmbH
Die JOHNNY architecture GmbH ist ein international tätiges Architekturbüro mit Fokus auf Konzept, Entwurf, Planung, Ausschreibung und Bauleitung. Das Unternehmen sieht es als Verpflichtung an, die Umwelt ökologisch nachhaltig zu gestalten. Soziale und ökologische Nachhaltigkeit – und die damit verbundene Verantwortung – erreicht JOHNNY durch enge und konstruktive Zusammenarbeit mit Auftraggebern, Nutzern und Auftragnehmern. An den Schnittstellen von Projektentwicklung, Planung und Baumanagement ist Jon Steinfeld Architekt für zukunftsgerichtete Immobilienprojekte. Als Architekt und DGNB-Auditor strukturiert und entwirft Jon Steinfeld Architektur, die wirtschaftlich und nachhaltig Bestand haben soll.
Für welche Themen und Prozesse setzt JOHNNY KI ein?
Jon Steinfeld: Wir haben bei JOHNNY regelmäßige Workshops zur Einbindung von KI in unsere Arbeitsabläufe eingeführt. Der Prozess von der ersten Idee bis zu einem fertiggestellten Gebäude inklusive aller Nachbereitungen ist sehr vielfältig und die Entwicklungen in der KI-Welt sind unglaublich schnell. Der Einsatz von KI im Bereich von Ausschreibungen und Erstellung von Leistungsbeschreibungen aus unseren Datenmodellen der Planung hat sich bereits fest etabliert. Das war ein großer Schritt. Darüber hinaus arbeitet die KI im Bereich der Texterstellung und Datenrecherche mit uns zusammen. Und wir haben ein eigenes KI-Modell für Bauordnungen und Richtlinien im Bau geschaffen.
KI und Kreativität in der Architektur – wie passt das zusammen?
Jon Steinfeld: Wir haben mit der Bild-Generierung auf Grundlage von reinen Text-Prompts und mit 3D-Daten experimentiert. Es ist in den hoch kreativen Phasen selbst in unseren Köpfen noch vieles unscharf und grob. Die KI produziert aber gestochen scharfe und beeindruckende Bilder – oft aber schon zu scharf und zu beeindruckend. Das kann kontraproduktiv sein. In den stark kreativen Phasen konnten wir noch keinen großen Mehrwert generieren. Später, wenn die Kreativität zu mehr Entwicklung und Ausarbeitung innerhalb von gestellten Regeln wird, sehe ich ein großes Potenzial für effizientere Arbeit. Beispielsweise in der Produktrecherche.
Welche Herausforderungen kommen auf die Baubranche zu und wo kann KI unterstützen?
Jon Steinfeld: Wir stehen vor massiven Herausforderungen, die große Veränderungen in der Baubranche erzwingen werden. Unsere Ressourcen neigen sich dem Ende zu, wodurch das zirkuläre Bauen alternativlos wird. Die Strukturen gibt es aber hierfür noch nicht. Klimaziele müssen eingehalten werden, was nur durch das Auflösen von althergebrachten Systemgrenzen funktionieren wird. Ohne einer stärkeren Digitalisierung wird die Bau- und Immobilienbranche den Wandel nicht rechtzeitig schaffen. Und KI-gestützte Lösungen werden die Digitalisierung hoffentlich zusätzlich beschleunigen. Wie eben beispielsweise im zirkulären Bau: eine Datenbank mit verfügbarem Material ist nur die Basis. Eine KI kann aber Agilität und Redundanzen zur Planungssicherheit aufbauen, die wir im Bau dringend benötigen.
„Unsere Ressourcen neigen sich dem Ende zu, wodurch das zirkuläre Bauen alternativlos wird.“
Invensity
Invensity ist darauf spezialisiert, Unternehmen in einem technologiegetriebenen Umfeld zum Erfolg zu verhelfen und bietet Dienstleistungen auf drei Ebenen an: strategisch, methodisch und operativ. Das Unternehmen hat einen starken Fokus auf den Bereich der branchenübergreifenden technischen Produktentwicklung und integriert seit vielen Jahren KI-Technologien in seine Projekte, zum Beispiel für das maschinelle Sehen und zur Statuserkennung von Systemen. Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, durch den strategischen Einsatz von KI-Technologien Wettbewerbsvorteile zu erzielen und ihre Innovationskraft zu steigern.
Marc Großerüschkamp ist Leiter des Bereichs Software & Data Technologies. Er ist insbesondere für das Kundenangebot im Bereich Daten, Software und künstliche Intelligenz verantwortlich. Neben Kundenprojekten ist das Unternehmen gemeinsam mit seinen Partnern auch in der Forschung und Entwicklung aktiv. Im aktuellen Forschungsprojekt KARLI wird die cloudbasierte KI-Entwicklung für sicherheitskritische Systeme, in diesem Fall für das automatisierte Fahren, untersucht.
Wie hilft generative KI Unternehmen?
Marc Großerüschkamp: Generative künstliche Intelligenz (generative KI oder GenAI) bezeichnet Technologien, die in der Lage sind, neue Inhalte zu erstellen, anstatt lediglich auf bestehende Daten zuzugreifen oder diese zu analysieren. Dazu gehören Texte, Bilder, Musik und Videos, die auf Basis von vortrainierten Modellen generiert werden. Das in der Allgemeinheit sicherlich prominenteste Beispiel für generative KI ist ChatGPT, das Sprachmodelle nutzt, um menschenähnliche Texte zu erstellen. Aus unserer Sicht hat GenAI ein großes Potenzial, die Produktentwicklung in vielen Bereichen erheblich zu verändern, so beispielsweise in den Anwendungen Software Testing, Projektmanagement oder Anforderungsmanagement.
„Aus unserer Sicht hat GenAI ein großes Potenzial, die Produktentwicklung in vielen Bereichen erheblich zu verändern, so beispielsweise in den Anwendungen Software Testing, Projektmanagement oder Anforderungsmanagement.“
Ist generative KI etwas für jederman?
Marc Großerüschkamp: Grundsätzlich kann man feststellen, dass es fast keine technischen Hürden mehr gibt, um generative KI einzusetzen. Jeder kann, und das sogar ohne Kosten, Services wie ChatGPT nutzen, um sich mit der Technologie und ihrer Leistungsfähigkeit vertraut zu machen. Die Art, wie GenAI genutzt wird, kann man dann immer weiter professionalisieren, wodurch auch der erzielte Nutzen weiter steigt. Wir unterteilen dies grob in vier Reifegrade der GenAI-Nutzung:
1) Nutzung von Services wie ChatGPT: Unternehmen können Services wie ChatGPT nutzen, um die Kommunikation – intern und mit Kundinnen und Kunden – zu verbessern.
2) Erweiterung der Nutzung mit Prompt Engineering: Prompt Engineering ist eine Technik, bei der spezielle und verbesserte Anfragen (Prompts) an das Sprachmodell entwickelt werden. Unternehmen können durch gezieltes Prompt Engineering die Leistung und Genauigkeit von generativen KI-Systemen verbessern.
3) Nutzung von GenAI mittels APIs: APIs (Application Programming Interfaces) spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration von generativer KI in Unternehmensanwendungen. Unternehmen können auf bereits trainierte KI-Modelle zugreifen und diese in ihre eigenen Systeme einbinden, ohne dass sie selbst umfangreiche KI-Expertise aufbauen müssen.
4) Automatisierung von Arbeitsschritten mit GenAI: Generative KI bietet erhebliche Möglichkeiten zur Automatisierung von Arbeitsschritten und Prozessen. Beispielsweise können repetitive Aufgaben, wie die Erstellung von Produktbeschreibungen, das Verfassen von E-Mails oder die Zusammenfassung von Dokumenten, automatisiert werden.
Dies spart Zeit und reduziert menschliche Fehler. Um Aufgaben vollständig zu automatisieren, ist es besonders wichtig, mit präzisen Prompts zu arbeiten, die auch die Anforderungen an das Ergebnis sehr genau beschreiben. Abweichungen von den erwarteten Ergebnissen müssen erkannt und behoben werden.
Drees & Sommer
Drees & Sommer Schweden ist Teil des internationalen Unternehmens Drees & Sommer, einer 1970 in Deutschland gegründeten, weltweit tätigen Beratungsgesellschaft. Das Unternehmen ist seit langem ein anerkannter Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft. Mit über 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in mehr als 60 Büros weltweit bietet Drees & Sommer Beratungs- und Umsetzungsleistungen in den Bereichen Immobilien, Industrie, Energie und Infrastruktur.
Peter Robertsson ist Senior Consultant und Change Leader mit Wurzeln in der Telekommunikationsbranche, wo er umfangreiche Erfahrungen in der Führung von Menschen zur Entwicklung von Unternehmen gesammelt hat.
Welche Herausforderungen löst Drees & Sommer bereits heute mit Hilfe von künstlicher Intelligenz?
Peter Robertsson: Wir nutzen KI beispielsweise, um datengesteuerte Prozesse in der Bau- und Immobilienbranche zu verändern. Dazu gehört auch der Einsatz von digitalen Zwillingen, die ein digitales Abbild der Realität schaffen und die Fähigkeiten im Projektmanagement und in der Projektabwicklung verbessern. Darüber hinaus hilft KI Drees & Sommer bei der Verwaltung und Analyse großer Datenmengen, was die Entscheidungsfindung und die betriebliche Effizienz verbessert. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass KI von allen Mitarbeitenden genutzt wird, um sich wiederholende Aufgaben zu lösen. Dies ermöglicht dem Team, sich auf kreative und komplexe Aufgaben zu konzentrieren.
„Nicht zuletzt ist es wichtig, dass KI von allen Mitarbeitenden genutzt wird, um sich wiederholende Aufgaben zu lösen. Dies ermöglicht dem Team, sich auf kreative und komplexe Aufgaben zu konzentrieren.“
Wie ist der Bedarf an einer eigenen KI-Plattform, Deso.ai, entstanden?
Peter Robertsson: Dreso.ai, natürlich abgeleitet vom Namen Drees & Sommer, entstand aus dem Wunsch nach einer maßgeschneiderten KI-Lösung, die sich nahtlos in die bestehenden Prozesse und die Wissensbasis von Drees & Sommer integrieren lässt. Dreso.ai wurde entwickelt, um das Wissen von Drees & Sommer allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in natürlicher Sprache zur Verfügung zu stellen und die Effizienz und Automatisierung von Standardprozessen zu verbessern. Die Plattform ermöglicht einen schnellen Informationsabruf, automatisierte Zusammenfassungen und eine verbesserte Dokumentenerstellung und -verarbeitung. Ausschlaggebend für diese Initiative war der Bedarf an einer speziellen KI-Plattform, die die besonderen Anforderungen des Unternehmens unterstützt und die Innovation innerhalb der Organisation fördert.