Bild på en raket som startar från Esrange i Kiruna.

En raket startar från Esrange i Kiruna. / Raketenstart von Esrange in Kiruna.

Foto: Marcus Lindh / SCC

Gruppbild på delegationen vid rymdcampus i Kiruna

Delegationen vid rymdcampus i Kiruna. / Die Delegation bei "Rymdcampus" in Kiruna.

Bild på tyska företaget Isar Aerospaces uppskjutningsramp

Tyska företaget Isar Aerospaces uppskjutningsramp på Esrange. / Testanlage von Isar Aerospace in Esrange.

Bild på Ninni Löwgren Tischer (TSHK), Anna Christmann (BMWK), Tysklands ambassadör Christina Beinhoff, statssekreterare Maria Nilsson

Från vänster i bild (v.l.n.r.): Ninni Löwgren Tischer (TSHK/DSHK), Anna Christmann (BMWK), Tysklands ambassadör/Deutsche Botschafterin Christina Beinhoff, statssekreterare/Staatssekretärin Maria Nilsson

Gruppbild framför GKN Aerospace i Trollhättan.

GKN Aerospace i Trollhättan. / GKN Aerospace in Trollhättan.

Vild på Aylin Kilic, DLR.

Aylin Kilic, DLR.

Gruppbild hos Rymdstyrelsen.

Rymdstyrelsen.

Rymdcampus, Kiruna.

Rymdcampus, Kiruna.

Bild på raket vid Esrange.

Esrange.

Bild på Philip Påhlsson, SCC.

Philip Påhlsson, SCC.

Bild på Christer Nilsson, ställföreträdande GD Rymdstyrelsen.

Christer Nilsson, ställföreträdande gd/stellvertretender GF, Rymdstyrelsen.

Bild på Tobias Edman, RISE

Tobias Edman, RISE

Von der deutsch-schwedischen Startrampe ins Weltall

14.11.2023

Ende Oktober 2023 fand die Geschäftsanbahnungsreise für deutsche Unternehmen und Start-Ups aus dem Bereich Luft- und Raumfahrt in Schweden statt. Das Programm erstreckte sich über die wichtigsten Ökosysteme und veranschaulichte eindrucksvoll die hervorragend funktionierende Triplehelix-Struktur bei den Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichem Sektor.

Die gemeinsamen deutsch-schwedischen Aktivitäten der letzten Jahre im Bereich der Luft- und Raumfahrt wurden mit dem Besuch der deutschen Unternehmensdelegation in Stockholm, Kiruna, Trollhättan und Göteborg Ende Oktober 2023 weiter ausgebaut. Der Besuch im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wurde von Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, begleitet und unterstrich, dass Schweden für deutsche Unternehmen ein interessanter Markt mit guten Geschäftsmöglichkeiten ist.  

„Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Branchen sich nachhaltig in die Zukunft bewegen können."

Nach Begrüßungsworten, einem politischen Briefing und einer wirtschaftspolitischen Präsentation in der Deutsch-Schwedischen Handelskammer besuchte die Delegation die schwedische Raumfahrtbehörde Rymdstyrelsen für einen einführenden Fachvortrag. Nach der Rückkehr in die Kammer wurde die Bühne für die Vertreterinnen und Vertreter der Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland und Schweden freigegeben. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Branchen sich nachhaltig in die Zukunft bewegen können, mit Fokus auf Space Data, KI und Wasserstoff als Treibstoff.

Danach hieß es von der Theorie in die Praxis, vom Seminarraum zu kreativen Unternehmen, von der Hauptstadt Richtung international orientiertes, dynamisches Aerospace Cluster und nicht zuletzt zu Esrange, dem Ballon- und Raketenstartplatz für Höhenforschungsraketen und orbitalen Trägerraketen im hohen Norden.

Luftfahrt in Schweden

Insbesondere in Bezug auf Luftfahrt kann Schweden auf eine lange Geschichte zurückblicken. Heute ist das Land u.a. für seine führende Rolle in der Entwicklung von Kampfflugzeugen, wie dem Saab Gripen, bekannt. Neben Militärflugzeugen ist Schweden auch ein wichtiger Akteur im Bereich der zivilen Luftfahrt. So arbeitet das Unternehmen Saab eng mit Airbus und Boeing zusammen und produziert Teile für einige der bekanntesten Passagierflugzeuge.

Kurze Übersicht zu den Marktdaten des Luftfahrtsektors in Schweden.

Die Landschaft der Luftfahrt wird derzeit durch bedeutende Veränderungen neu gezeichnet. Neue Flugzeugtypen und Treibstoffe, ein höherer Grad der Automatisierung in der Luft und am Boden sowie Veränderungen in der Infrastruktur rund um Flughäfen sind dabei maßgebend und treibend. Die zunehmende Autonomisierung kleinerer schwedischer Flughäfen ist ebenfalls Teil dieser Entwicklung. Auch technologische Entwicklungen und die parallele Einbindung von KI werden den Wandel im Luft- und Raumfahrtsektor in den kommenden Jahrzehnten erheblich beschleunigen.

Verankert in den ambitionierten Zielsetzungen der schwedischen Regierung steht auch Nachhaltigkeit im Fokus der schwedischen Luftfahrtindustrie.

„Bis 2045 strebt die Luftfahrtindustrie an, gänzlich auf fossile Brennstoffe zu verzichten.“

Bis 2045 strebt die Luftfahrtindustrie an, gänzlich auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Bis 2030 sollen alle Inlandsflüge in Schweden emissionsfrei sein und bis 2045 auch alle internationalen Flüge von und nach Schweden über eine entsprechend emissionsfreie Antriebsart verfügen. Die Herausforderung, nicht-fossile Treibstoffe in großem Maßstab wettbewerbsfähig herzustellen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, stellt das größte Hindernis auf dem Weg zu einem fossilfreien Luftverkehr dar.

„Ich sehe zwei Hauptschwerpunkte. Wir brauchen eine Fortführung der Entwicklung der militärischen Luftfahrt auf nationaler und internationaler Ebene sowie einen verstärkten Fokus auf umweltfreundliche Luftfahrt“, meint Björn Jonsson von Innovair, dem offiziellen nationalen Koordinator des strategischen Innovationsprogramms der schwedischen Regierung, der sich mit dem Bereich Luftfahrt beschäftigt und sämtliche wichtige Akteure bündelt. 

Fredrik Kämpfe vom schwedischen Wirtschaftsverband „Transportföretagen“ betont die neue Ära im Transportsektor, mit synthetischen Treibstoffen, Bio-Treibstoffen, Wasserstoff sowie Batterien.

„Zum ersten Mal können wir das Verkehrssystem als Ganzes betrachten, mit ähnlichen Herausforderungen und Möglichkeiten für das gesamte Ökosystem.”

„Zum ersten Mal können wir das Verkehrssystem als Ganzes betrachten, mit ähnlichen Herausforderungen und Möglichkeiten für das gesamte Ökosystem. Für die Luftfahrt bin ich zuversichtlich, dass wir uns weg von flight shame” in Richtung  flight fame” bewegen, aber die Kundinnen und Kunden müssen ihren Beitrag leisten! So gut wie alle Airlines bieten mittlerweile Sustainable Aviation Fuel (SAF) an, machen Sie bei Ihrer nächsten Buchung davon Gebrauch.“

Raumfahrt in Schweden

Schweden ist eine traditionelle Luft- und Raumfahrtnation mit einem über Jahrzehnte gewachsenen Ökosystem. Der Standortvorteil einer insgesamt aktiven schwedischen Produktionsindustrie und dessen Verquickung mit dem Luft- und Raumfahrtsektor zeigt sich auch darin, dass Unternehmen aus Schweden weltweit führende Lieferanten von Komponenten für Raketentriebwerke, Satelliten, Flugzeugtriebwerke und Flugzeugzellen sind. Mit der erwarteten Zunahme des Flugverkehrs wird die Branche stetig weiterwachsen.

Das Branchensegment ist einer der wichtigsten Industriezweige Schwedens. Der Sektor setzt ungefähr 2,7 Mrd. Euro jährlich um und beschäftigt etwa 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ganzen Land. Die schwedische Raumfahrtbranche umfasst rund 90 Unternehmen, die im Jahr 2021 rund 1.000 Beschäftigte hatten und einen Umsatz von umgerechnet 430 Mio. Euro verzeichneten.

Die nationale Raumfahrtbehörde „Rymdstyrelsen" hat die Aufgabe, staatliche Forschungsgelder zu verwalten. Ihre Strategie zielt darauf ab, die technische Kompetenz der Industrie gezielt zu stärken, indem sie in ausgewählten Bereichen auf die Entwicklung neuer Technologien und Produkte setzt. Die Raumfahrtstrategie Schwedens formuliert eine Vielzahl von primären Zielen, die als Leitlinien für die Ausrichtung der schwedischen Weltraumaktivitäten dienen sollen. Zu diesen Zielen gehören: Internationale Zusammenarbeit für eine friedliche und nachhaltige Nutzung des Weltraums, die Nutzung von Geodaten, die Einbindung der Weltraumaktivitäten in die Agenda 2030 sowie Sicherheits- und Verteidigungsaspekte im Weltraum.

„Russlands Krieg gegen die Ukraine und unsere geopolitische Lage haben gezeigt, wie wichtig die Integrität belastbarer Verteidigungssysteme ist.“

In seinem Vortrag hob der stellvertretende Geschäftsführer Christer Nilsson einige geschichtliche Highlights hervor und betonte notwendige Schritte aufgrund geopolitischer Entwicklungen. Wichtig zu beachten sei zudem die Zunahme von kommerziellen Akteuren und Geschäften in der Raumfahrtindustrie.

„Russlands Krieg gegen die Ukraine und unsere geopolitische Lage haben gezeigt, wie wichtig die Integrität belastbarer Verteidigungssysteme ist. Wir wollen zudem dem Klimawandel entgegenwirken und den zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaveränderungen IPCC unterstützen. Die oben beschriebenen Trends beeinflussen unsere Strategie für die schwedischen Raumfahrtaktivitäten, sowohl auf der zivilen als auch auf der Verteidigungsseite“, meinte er.

Die Region Norrbotten: Swedish Space Corporation (SSC) und Esrange

In der Region Norrbotten existiert ein außergewöhnliches Ökosystem, das es Forschenden und Unternehmen ermöglicht, Raumfahrtmissionen von einem einzigen Standort aus zu planen, vorzubereiten und durchzuführen.

Dies bietet nicht nur für Schweden, sondern ganz Europa große Chancen, vor allem da in der Raumfahrtindustrie erwartet wird, dass die Zahl der Satelliten weltweit von derzeit 5.000 auf über 60.000 im Jahr 2030 steigen wird.

„Schweden bietet mit der Esrange einen äußerst günstig gelegenen Weltraumstützpunkt.“

Schweden bietet mit der Esrange einen äußerst günstig gelegenen Weltraumstützpunkt, der aufgrund seiner vorteilhaften Nordlage wertvolle polare Satellitenbahnen ermöglicht. Diese Position erlaubt der Esrange auch, als bedeutendes Kommunikations- und Koordinationszentrum für zahlreiche Weltraummissionen zu fungieren, wobei eine NATO-Mitgliedschaft möglicherweise noch zusätzliche Möglichkeiten eröffnen könnte.

Die schwedische Raumfahrtindustrie ist in den letzten Jahren stark gewachsen. So sind Unternehmen wie Swedish Space Corporation (SSC) an verschiedenen Weltraummissionen beteiligt und bieten Dienstleistungen im Bereich Raketenstarts und Satellitenbetrieb für Akteure aus ganz Europa an. Entsprechend gibt es in Schweden mehrere geografisch über das Land verteilte Luft- und Raumfahrtcluster. Das bedeutendste dockt an das „European Space and Sounding Rocket Range (Esrange)“ in Nordschweden an, eine der aktivsten zivilen Satellitenbodenstationen der Welt, mit einem angegliederten umfangreichen Ökosystem verschiedener Luft- und Raumfahrtakteure.

Anfang Januar 2023 wurde an der Esrange ein neuer Komplex eingeweiht, der orbitalen Flügen gewidmet ist. Drei Startrampen, ein Hangar zum Zusammenbau der Raketenteile sowie Versorgungsinfrastruktur erlauben Starts in eine sonnensynchrone Umlaufbahn sowie Testflüge. Die Esrange wurde damit zum ersten betriebsbereiten Weltraumbahnhof auf dem europäischen Kontinent und Nordschweden parallel zu einer Zielregion für den deutschen Satellitenmarkt, was weitere starke technologische Synergien mit sich bringt.

„Angesichts des aktuellen Mangels an Trägerraketen in Europa und des wachsenden Bedarfs an Satellitenkonstellationen eröffnet sich ein vielversprechender Markt für europäische Unternehmen."

Angesichts des aktuellen Mangels an Trägerraketen in Europa und des wachsenden Bedarfs an Satellitenkonstellationen eröffnet sich ein vielversprechender Markt für europäische Unternehmen im Raketenbereich. Derzeit führen mit Isar Aerospace und Rocket Factory Augsburg zwei deutsche Unternehmen, die Mikroraketen herstellen, Tests ihrer Triebwerke und Raketenstufen durch, mit möglichen Starts in der Zukunft.

Bei seiner Präsentation betonte Magnus Lingman, Managing Director bei Isar Aerospace, die hervorragende Infrastruktur rund um Kiruna, alles sei vor Ort vorhanden. Er ging aber auch auf Herausforderungen ein.

„Vor fünf Jahren hatte das Unternehmen fünf Mitarbeiter, heute sind es 380. Hier in Kiruna haben wir ein internationales Team bestehend aus 22 Personen. Viele wohnen weit weg von ihren Familien in diesem doch recht abgelegen Ort, ohne Herzblut geht es nicht.“

„Grundsätzlich kann jeder, der morgen nach Kiruna zieht, am gleichen Tag eine Arbeit aufnehmen.”

Norrbottens Regionalrat Anders Öberg unterstrich die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen:

„Wir sehen derzeit viele wichtige Geschäftsprojekte in der Region. Mit dem grünen Wandel wird die Zahl nur größer werden und wir brauchen Fachkompetenz. Grundsätzlich kann jeder, der morgen nach Kiruna zieht, am gleichen Tag eine Arbeit aufnehmen.”

Laut Johanna Bergström Roos, Projektleiterin an der Luleå University of Technology, sei es enorm wichtig, Brücken zwischen Wissenschaft und Industrie zu bauen.

„Unser regionales Raumfahrtprogramm basiert auf der industriellen Nachfrage. Hier in Kiruna haben wir geographisch günstige Bedingungen und einen kurzen Weg von der Idee zur Wirklichkeit. Raumfahrt kann für die Region die Schlüsseltechnologie der Zukunft werden.“

Schätzungen zufolge wird sich die Größe des Raumfahrtclusters in und um Kiruna innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren verdoppeln und 50 bis 70 verschiedene Akteure mit insgesamt 1.000 Beschäftigten umfassen.

Marktchancen für deutsche Unternehmen

Die schwedische Luft- und Raumfahrtindustrie ist besonders zugänglich für den internationalen Austausch, wobei insbesondere enge Beziehungen zu Deutschland bestehen.

„Deutschland verfügt über Raketenproduktionen, während Schweden Test- und Startkapazitäten anbietet, was eine effektive Kooperation ermöglichen kann.“

Deutschland verfügt über Raketenproduktionen, während Schweden Test- und Startkapazitäten anbietet, was eine effektive Kooperation ermöglichen kann. Die Voraussetzungen für den Markteinstieg werden durch die hervorragenden Marktbedingungen in Schweden begünstigt. Die politische Stabilität, gut funktionierende bürokratische Strukturen und ein zuverlässiges Rechtssystem schaffen ein günstiges Umfeld für die Marktbearbeitung und bieten Planungssicherheit. Auch die bereits gut etablierten Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Schweden sowie der gute Ruf deutscher Produkte und Technologien bilden eine solide Grundlage für zukünftige Handelsaktivitäten zwischen den beiden Ländern.

Um den Ausbau und die Entwicklung neuer Systeme und Produkte zu fördern und die für das Land wichtige Industrie klimaneutral zu transformieren, braucht es vor allem innovative Lösungen. Vor dem Hintergrund der geschilderten Rahmenbedingungen ergibt sich somit viel Potenzial für deutsche Unternehmen mit Technologien, Produkten und Beratungsdienstleistungen im Bereich Luft- und Raumfahrt. Insbesondere gilt dies den Themenfeldern der künstlichen Intelligenz, Space Data und alternativen Antriebstechnologien.

 

Kontakt

Ninni Löwgren Tischer

Market Entry & Business Development, Messen | Bereichsleitung

Telefonnummer:
+46-8-665 18 12
Kontakt
Wir nehmen Anfragen ausschließlich von Unternehmen und Organisationen an.
Durch das Absenden des Formulars verarbeitet die Deutsch-Schwedische Handelskammer Ihre persönlichen Daten. Datenschutzerklärung | Deutsch-Schwedische Handelskammer
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.
Diese Frage dient dazu, zu testen, ob Sie ein menschlicher Besucher sind oder nicht, und um automatisierte Spam-Übermittlungen zu verhindern.

* Pflichtfeld