
Florian Pokorny, Laure Poirson

Ninni Löwgren Tischer, Florian Pokorny, Laure Poirson



„Stockholm ist einer der Hotspots für KI in Europa.“
14.06.2023
Auf Einladung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer trafen sich deutsche und schwedische Talente Anfang Juni in Stockholm, um sich über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der KI auszutauschen. Im Folgenden sprechen zwei der Expertinnen und Experten darüber, was die KI-Forschung in Schweden und Deutschland kennzeichnet.
KI ist in aller Munde, nicht zuletzt seit dem Erfolg von ChatGPT und der Betaversion der Suchmaschine Bing von Microsoft. Forscherinnen und Forscher versuchen seit langem, Lösungen für viele gesellschaftliche Probleme zu finden. Die politischen Maßnahmen, die die Entwicklung fördern und gesetzlich regeln sollen, halten damit nicht Schritt.
Das AI Grid in Berlin ist eine Initiative, die talentierte Nachwuchskräfte der künstlichen Intelligenz mit etablierten Forschenden, KI-Experten und europäischen Unternehmen zusammenbringt. Oder wie sie sich auf LinkedIn selbst beschreiben: „The AI Grid is a network for all those who want to leave the familiar paths of AI research.“
Im Rahmen des Programms finden regelmäßig Netzwerk-Veranstaltungen und Treffen sowie Science & Innovation Tours in Europa statt. Am 7. und 8. Juni ging es nach Stockholm, das als führend in der KI-Forschung und -Anwendung gilt. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer lud gemeinsam mit den Forschungsorganisationen WASP, RISE und Mitgliedsunternehmen zum Dialog in den Schwerpunktbereichen Transport, Robotik und Life Science ein.
„Stockholm ist einer der Hotspots für KI in Europa. Daher haben wir beschlossen, unsere erste Science and Innovation Tour hier zu organisieren.“
„Stockholm ist einer der Hotspots für KI in Europa. Daher haben wir beschlossen, unsere erste Science and Innovation Tour hier zu organisieren. Ziel dieser Tour ist es, unseren Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, in das schwedische KI-Ökosystem einzutauchen, KI-Projekte, -Methoden und -Forschungsarbeiten außerhalb Deutschlands kennenzulernen und gleichzeitig relevante Kontakte zu Forschungsinstituten und innovativen Unternehmen zu knüpfen“, sagt Laure Poirson, Projektleiterin des AI Grids mit Studium an der renommierten Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne.
Wo steht Schweden auf der europäischen KI-Landkarte?
„Wir haben hier in Schweden Zugang zu einer Vielzahl von Forschungs- und Finanzierungsquellen. Das Wallenberg AI, Autonomous Systems and Software Program (WASP), spielt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung sowohl der Grundlagen- als auch der angewandten Forschung im Bereich der KI“, sagt Florian Pokorny, Dozent für Machine Learning an der KTH Royal Institute of Technology in Stockholm und Mitglied des WASP-Managementteams.
Laut Florian Pokorny, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, aber seit mehr als 10 Jahren in Schweden lebt, spielt das Unternehmensumfeld eine wichtige Rolle dabei, Schweden zu einem attraktiven Standort für Robotik und KI zu machen.
„Unternehmen wie ABB, Volvo, Saab, Ericsson und SEB beteiligen sich alle an WASP, und es gibt auch ein starkes Ökosystem für Start-ups. Außerdem denke ich, dass die flachen Hierarchien, die wir in Schweden haben, uns helfen, Brücken zu Institutionen und auf internationaler Ebene zu bauen.“
"Schweden hat seit mehreren Jahren eine starke, aber vor allem sehr pragmatische KI-Strategie entwickelt."
Laure Poirson ergänzt: „Schweden hat seit mehreren Jahren eine starke, aber vor allem sehr pragmatische KI-Strategie entwickelt, mit großen Finanzmitteln, die in die angewandte Forschung fließen. Besonders bemerkenswert ist die Public-private-Partnership bei Innovationsprojekten im Bereich der KI. Dieser Ansatz ist sehr effizient, da er eine starke Einbindung aller Beteiligten ermöglicht, aber auch eine bessere Verteilung der Risiken.“
Deutsche Accelerator-Programme vorbildlich
Auch Laure Poirson zufolge sei es notwendig, mehr Brücken zwischen Forschung und Industrie zu bauen:
„Da dies eine der Aufgaben von AI Grid ist, haben wir auch Expertinnen und Experten aus Universitäten und Unternehmen an Bord, die unsere Members unterstützen und begleiten. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit den KI-Kompetenzzentren in Deutschland zusammen, darunter das DFKI (Deutsches Forschungszentrum für KI), eines der größten KI-Forschungszentren weltweit, eine private Einrichtung, die durch Bundesländermittel mitfinanziert wird. Hier arbeiten Unternehmen, Universitäten und Forschungszentren zusammen an gemeinsamen Projekten.“
Florian Pokorny bestätigt, dass Deutschland in der KI-Forschung stark sei – das weltweit führende Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme ist ein gutes Beispiel dafür. Er fordert auch eine nationale Strategie für die KI-Ausbildung.
„Angesichts der rasanten Fortschritte im Bereich der KI sollten wir eine neue nationale Strategie entwickeln.“
„Angesichts der rasanten Fortschritte im Bereich der KI sollten wir eine neue nationale Strategie entwickeln, die sich darauf konzentriert, das Bewusstsein und das Verständnis für KI-Methoden in Schulen, Universitäten und in der Öffentlichkeit zu schärfen. Damit können wir das Thema in Kenntnis der Sachlage diskutieren und als Gesellschaft gute Entscheidungen treffen. Ich glaube, dass dies einen multidisziplinären Ansatz erfordert, der Aspekte der Ethik, Philosophie, Wissenschaft und Technologie umfasst.“
Wie sieht also die Traumlösung der Expertinnen und Experten auf der Grundlage von KI aus?
„Ich bin davon überzeugt, dass die KI-gestützte Robotik das Potenzial hat, im kommenden Jahrzehnt einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. So arbeiten wir beispielsweise im Rahmen unseres Horizon Europe-Projekts SoftEnable mit Partnern wie dem DLR in Deutschland an Roboterlösungen, die Beschäftigten im Gesundheitswesen und in der Lebensmittelindustrie helfen können.“
„KI kann sehr konkrete Innovationen und Lösungen bieten, um unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, unser Gesundheitssystem leistungsfähiger zu machen oder das Bildungssystem zu verbessern. Wir müssen klare Prioritäten setzen. Andererseits hat Deutschland auch eine starke und leistungsfähige Industrie. Die Optimierung der Produktion ist dort ein wichtiges Anliegen. Daher werden viele Forschungsprojekte im Bereich der Robotik durchgeführt“, so Laure Poirson.
„Dieser Teilbereich der KI ist eine besonders starke Herausforderung für Forschung und Entwicklung, bei der Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen könnte.“
Ein weiterer wichtiger Bereich seien KI-Modelle der „generative AI“. Dieser Teilbereich der KI, der leistungsfähige Algorithmen und maschinelles Lernen nutzt, um Texte, Töne und Bilder zu generieren, ist eine besonders starke Herausforderung für Forschung und Entwicklung, bei der Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen könnte.
„In diesem Bereich geht es darum, KI-Modelle zu etablieren, die unabhängig sind und besser zu unseren europäischen Funktionsweisen passen. Dies ist eine extrem wichtige Herausforderung“, schließt Laure Poirson.
Über AI Grid:
AI Grid ist eine vom Bundesministerium für Forschung und Bildung geförderte Initiative, die darauf abzielt, die Zusammenarbeit zwischen jungen Talenten im Bereich der künstlichen Intelligenz zu stärken. Das Netzwerk bringt engagierte Studierende sowie junge Forscherinnen und Forscher mit neuen Ideen mit renommierten KI-Experten aus ganz Europa zusammen. Die Mitglieder werden in hochspezialisierten Fokusgruppen zusammengeführt, um ihre Forschungsergebnisse auszutauschen und Kooperationen zu initiieren.
Über WASP:
Das Wallenberg AI, Autonomous Systems and Software Program (WASP) ist eine bedeutende nationale Investition in strategische Grundlagenforschung, Ausbildung und die Einstellung von Lehrkräften. Es ist das bei weitem größte einzelne Forschungsprogramm in Schweden und arbeitet hauptsächlich mit Chalmers in Göteborg, der KTH in Stockholm und den technischen Universitäten in Linköping, Lund und Umeå zusammen.
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