
Schweden will keinen Euro
27.02.2024
Der akute Schwächeanfall der Schwedenkrone im letzten Herbst ist den meisten Beobachtenden der skandinavischen Währungsszene wahrscheinlich noch in bester Erinnerung. Die obsolete Lage der schwedischen Währung mobilisierte eine ganze Reihe von Fürsprechern von einem baldigen Euro-Beitritt Schwedens.
Gedankenspiele um einen möglichen Euro-Beitritt stoßen jedoch auf wenig Gegenliebe bei Finanzministerin Elisabeth Svantesson. Damit ist dieses Anliegen verschiedener Wirtschaftsakteure wieder für etliche Jahre vom Tisch, meint Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.
Schwedens Außenseiterrolle
Historisch hat sich die Begeisterung Schwedens für den Euro immer in engen Grenzen gehalten. Schon in den neunziger Jahren nach Inkrafttreten des europäischen Maastricht-Vertrags regte sich weitreichender schwedischer Widerstand gegen die geplante Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung.
Zur Sache gehörte damals, dass es Schweden von Anfang nicht erlaubt war, bei Erfüllen der sogenannten Konvergenzkriterien für u.a. öffentliche Schulden, Preis- und Zinsniveau sowie Währungsstabilität vom Eintritt in das Eurosystem abzusehen. Ein solches Wahlrecht bestand nicht. Nur Großbritannien und Dänemark wurde damals vertraglich zugesichert, sich auch nachträglich noch für den Euro entscheiden zu können. Schweden wählte daher ob seiner Euro-Skepsis, sich einfach nicht um die Erfüllung des Kriteriums für die Währungsstabilität zu kümmern. Diese Bedingung hätte durch den Beitritt der Krone zum vorläufigen EU-Währungsverbund ERM II erfüllt werden sollen, was bis heute nicht geschah.
„So vermied Schweden bislang formell den Einstieg in den Euro, wenn auch eigentlich vertragswidrig“
So vermied Schweden bislang formell den Einstieg in den Euro, wenn auch eigentlich vertragswidrig, wogegen sich die EU aber nie stemmen konnte oder wollte. Hinzu kam später der negative schwedische Volksentscheid zum Euro-Beitritt am 14. September 2003.
„Deutliche 55,9 Prozent stimmten damals gegen den Übergang zur gemeinsamen EU-Währung.“
Deutliche 55,9 Prozent stimmten damals gegen den Übergang zur gemeinsamen EU-Währung.
Trotz seither immer wieder auftretender Schwächeperioden für die Krone und negativem Langfristtrend bis heute, wird in Schweden noch immer vielmals die Meinung vertreten, dass man mit dem freiwilligen Ausschluss vom Eurosystem gut gefahren sei. Dieser Meinung fehlt jedoch die wissenschaftliche Beweiskraft. Man kann nicht wissen, wie sich Schwedens Wirtschaft mit Euro-Teilnahme entwickelt hätte.
Politischer Wille zum Euro-Beitritt fehlt noch immer
Zuletzt griff die konservative Finanzministerin Elisabeth Svantesson sogar aktiv in die Euro-Debatte ein. Anlass für die erneute Absage an eine schwedische Einführung des Euro war hierbei die zuvor abgegebene Stellungnahme des ehemaligen langjährigen Gouverneurs der Reichsbank, Stefan Ingves.
„Schweden ohne den Euro nur 'halbes EU-Mitglied'“
Ingves hatte in einem Zeitungsinterview die Meinung vertreten, dass Schweden ohne den Euro nur als „halbes EU-Mitglied“ zu sehen sei.
Diese These rief doch Sventesson ziemlich auf den Plan – unter anderem mit der Bemerkung, dass Schweden vor zwanzig Jahren eine Volksabstimmung mit deutlichem Votum durchgeführt hatte.
Lang, lang ist’s her…
Schlussfolgerung: Für Schweden und deutsch-schwedische Handelpartner scheint noch lange kein Euro in Sicht zu sein. Neue Perspektiven könnten sich nur durch weitreichende politische Veränderungen ergeben – politische Veränderungen, die bislang keinesfalls auszumachen sind.
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