
Shirin Emeera. Foto: Mercedes-Benz
„Schweden ist bei der Elektromobilität ein Vorreiter“
27.02.2024
Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein: Shirin Emeera, die neue Geschäftsführerin von Mercedes-Benz Schweden, ist direkt aus China auf dem dynamischen schwedischen Markt gelandet, der sich mitten im Wandel zur Elektrifizierung befindet. Im Interview mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer erzählt sie, wie der Weg des Konzerns in eine vollelektrische Zukunft aussieht und was ihr an ihrer neuen Heimat am besten gefällt.
Shirin Emeera trat am 1. Juli 2023 die Nachfolge von Niels Kowollik als Geschäftsführerin von Mercedes-Benz Schweden und Dänemark an. Sie ist seit 2003 im Konzern und war zuletzt in leitender Funktion bei der chinesischen Vertriebsgesellschaft von Mercedes-Benz tätig.
Shirin Emeera, herzlich willkommen in Schweden und in unserem Netzwerk!
Vielen Dank für den herzlichen Empfang. Ich bin sehr froh, hier in Schweden und Teil der Deutsch-Schwedischen Handelskammer zu sein. Ich freue mich darauf, an unseren gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen und vor allem auf das Networking.
Wie geht es Mercedes-Benz zurzeit in Schweden? Gibt es Neuigkeiten?
Die Automobilindustrie befindet sich in einer sehr dynamischen und hochinteressanten Zeit, mitten im Wandel zur Elektromobilität. Schweden nimmt hier eine Vorreiterposition ein, da der Anteil batteriebetriebener Fahrzeuge stetig zunimmt. Unser Fokus liegt darauf, herausragende Fahrzeuge zu bauen, die unsere Kundinnen und Kunden begeistern. In diesem Jahr gehen wir den nächsten Schritt in Richtung E-Mobilität, indem wir eines unserer kultigsten Autos, die G-Klasse, als reines Elektrofahrzeug auf den Markt bringen. Wir sind begeistert, dass dieses Auto trotz seines Elektroantriebs jedes Hindernis im Gelände bewältigen kann. Gegen Ende des Jahres werden wir unseren neuen Mercedes-Benz CLA auf Basis der für Elektroautos optimierten Architektur MMA (Mercedes Modular Architecture) und unseres eigenen Betriebssystems MB.OS auf den Markt bringen. Es warten also viele großartige Produkte auf die schwedischen Kundschaft!
Im Juni 2022 unterstützte das Europäische Parlament den Vorschlag der Kommission, die CO2-Emissionen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis 2035 auf null zu reduzieren. Wie arbeitet der Konzern daran, dieses Ziel zu erreichen? Welche Zwischenziele haben Sie sich gesetzt?
Unser Ziel ist es, bis zum Ende des Jahrzehnts komplett auf Elektrofahrzeuge umzusteigen, wo immer es die Marktbedingungen zulassen. Bis 2030 streben wir an, rund 70 Prozent des Energiebedarfs in unseren eigenen Produktionsstätten durch erneuerbare Energien zu decken. Wir sind auf dem Weg in eine vollelektrische Zukunft.
Wie wird sich die Abkehr vom Verbrennungsmotor auf Ihre Neuwagenverkäufe in Schweden auswirken? Erwarten Sie einen Anstieg, oder könnte sich dies negativ auf die Kaufentscheidung der Haushalte und damit auf den Gesamtmarkt auswirken, da batteriebetriebene Autos im Allgemeinen teurer sind?
Mercedes-Benz ist auf profitables Wachstum ausgerichtet. Wir befinden uns mitten in einer Transformation, bei der die Kunden entscheiden, welche Art von Antrieb sie bevorzugen. Wir haben ein breites Produktportfolio mit attraktiven Modellen, die alle Kundenbedürfnisse abdecken und sind in der Lage, die Umstellung auf Elektromobilität zu bewältigen. Es gibt aber viele Dinge, die den Wandel und seine Geschwindigkeit beeinflussen wie z.B. eine ausreichende Infrastruktur. Letztendlich entscheidet der Markt darüber, wann er bereit ist, voll elektrisch zu fahren.
Wie unterscheidet sich der schwedische Markt von dem deutschen? Welche Modelle sind in Schweden besonders erfolgreich?
Jeder Markt hat einige Besonderheiten in Bezug auf die Kundenpräferenzen. Aber wenn man Schweden mit Deutschland vergleicht, ist die Anzahl der Gemeinsamkeiten ziemlich beeindruckend: SUVs und Kombis sind in beiden Ländern sehr beliebt. Die Kundinnen und Kunden legen Wert auf Komfort, Sicherheit und digitale Ausstattung. Im vergangenen Jahr haben wir die neue E-Klasse auf den Markt gebracht, ein Modell, das in Schweden schon immer sehr beliebt war und es noch immer ist, denn für viele ist die E-Klasse ein Synonym für die Marke. Jetzt hat sie eine völlig neue Elektronikarchitektur und eine Designsprache, die neu und klassisch zugleich ist – das passt sehr gut zu den schwedischen Autofahrern, denn viele von ihnen sind Early Adopters und an neuen technischen Features interessiert. Schweden ist ein Vorreiter, was Elektromobilität angeht und bei der Umstellung weiter fortgeschritten als Deutschland.
Was hat Sie an Schweden gereizt? Ist es anders, als Sie es erwartet haben, in Schweden zu leben und zu arbeiten?
Ich bin sehr froh, hier in Schweden zu sein. Nachdem ich zweieinhalb Jahre in China verbracht und den dynamischen Wandel hin zur Elektrifizierung von Fahrzeugen aus erster Hand miterlebt habe, ist es eine großartige Gelegenheit, dieses Know-how und die Erkenntnisse nach Skandinavien zu bringen, wo die Transformation zu E-Mobilität ebenfalls recht schnell voranschreitet. Außerdem ist es großartig, in einem Markt mit einem Agenturmodell zu arbeiten. Es ermöglicht einen viel engeren Kontakt mit den Vertretern und unseren Kunden. Abgesehen von den Geschäftsmöglichkeiten hat Schweden auch sehr viel in Bezug auf Natur, Outdoor-Aktivitäten und Menschen zu bieten. Es ist ein beeindruckendes Land, ab und zu etwas kalt und windig, aber ein Ort, an dem man sich zu Hause fühlen kann.