Oskar Jacobsson, Leiter Invensity Schweden

Invensity: „Die Handelskammer hat uns auf dem schwedischen Markt unterstützt“

04.09.2024

Das deutsche Technologieberatungsunternehmen Invensity mit Hauptsitz in Wiesbaden hat den schwedischen Markt betreten. Nach Detroit, Manila und Barcelona wird Göteborg in Schweden nun der vierte Standort außerhalb Deutschlands. Dank der Unterstützung durch die Deutsch-Schwedische Handelskammer konnten die üblichen Stolpersteine vermieden werden.

Invensity ist ein innovatives Technologieberatungsunternehmen mit Sitz in Hessen, das in High-Tech-Branchen wie Optik, Telekommunikation, Automobil, Gesundheitswesen, Energie und Wehrtechnik tätig ist. Das Unternehmen hat rund 200 MitarbeiterInnen und einen Umsatz von knapp 22 Millionen Euro im Jahr 2023. Im Interview spricht Oskar Jacobsson, Leiter in Schweden, über die Investitionen in Schweden.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Warum haben Sie sich für eine Niederlassung in Schweden entschieden?

Oskar Jacobsson: Schweden hat ein vorteilhaftes Geschäftsklima mit Transparenz, zuverlässigen Vorschriften und einem hohen Niveau an Geschäftsethik. Dies schafft ein sicheres und berechenbares Umfeld für Geschäftstätigkeiten und ist einer der Hauptgründe, weshalb wir uns für eine Niederlassung in Schweden entschieden haben. Wir sahen eine hohe Nachfrage nach unseren Dienstleistungen in der Region, wodurch sich uns ein natürlicher Weg in den schwedischen Markt eröffnete.

Darüber hinaus ist Schweden für seinen Innovationsgeist und seine technologischen Fortschritte bekannt.

„Indem wir uns hier etablieren, können wir von lokalem Fachwissen profitieren und auf ein Netzwerk von Partnern und Talenten zugreifen, die unsere Vision von Innovation und Nachhaltigkeit teilen.“

Indem wir uns hier etablieren, können wir von lokalem Fachwissen profitieren und auf ein Netzwerk von Partnern und Talenten zugreifen, die unsere Vision von Innovation und Nachhaltigkeit teilen. Außerdem weist der schwedische Markt einen hohen Digitalisierungsgrad auf, der hervorragend zu unserem Geschäftsmodell und unseren technologiegetriebenen Dienstleistungen passt.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie vor der Niederlassung?

Oskar Jacobsson: Schweden gilt als reifer Markt mit vielen etablierten Unternehmen, was bedeutet, dass wir hart arbeiten müssen, um uns von der Masse zu unterscheiden und das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Die schwedische Arbeitskultur und Geschäftsetikette unterscheiden sich von dem, was wir bisher gewohnt sind. Das Verständnis und die Adaption an die lokale Kultur sind entscheidend für den Erfolg, insbesondere wenn es darum geht, mit Kunden und Partnern langjährige Beziehungen aufzubauen. Auch die rechtlichen Anforderungen stellten eine Herausforderung dar. Schweden hat strenge Vorschriften und Standards, insbesondere in Bereichen wie Umwelt und Datenschutz. 

„Dies erfordert, dass wir sorgfältig überprüfen, ob unsere Geschäftstätigkeit mit allen lokalen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmt, was sowohl zeitaufwändig als auch komplex ist. Hier haben wir von der Kompetenz der Deutsch-Schwedischen Handelskammer profitiert.“ 

Dies erfordert, dass wir sorgfältig überprüfen, ob unsere Geschäftstätigkeit mit allen lokalen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmt, was sowohl zeitaufwändig als auch komplex ist. Hier haben wir von der Kompetenz der Deutsch-Schwedischen Handelskammer profitiert. Es ist wichtig, dass bei der Gründung alle Voraussetzungen erfüllt sind, um von Anfang an alles richtig zu machen.

Wie unterscheidet sich die Unternehmenskultur in den jeweiligen Ländern?

Oskar Jacobsson: Einer der auffälligsten Unterschiede ist die Art der Beschlussfassung. In Deutschland sind die Entscheidungsprozesse oft hierarchisch und strukturiert, die Führungskräfte treffen ihre Entscheidungen in der Regel nach sorgfältiger Analyse aller Fakten und nach Beratung mit einem Expertenteam.

In Schweden hingegen ist der Prozess eher auf Übereinstimmung ausgerichtet. Es ist hier üblich, alle Mitglieder des Teams einzubeziehen, um einen breiten Konsens zu erzielen, bevor man den nächsten Schritt geht.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist der Kommunikationsstil. In Deutschland ist die Kommunikation oft direkt und auf den Punkt gebracht. Es wird geschätzt, eindeutig und sachlich zu sein, auch wenn dies in manchen Kontexten als konfrontativ empfunden werden kann.

„In Schweden ist die Kommunikation indirekter und behutsamer. Es wird oft vermieden, übermäßig kritisch oder aufdringlich zu sein, und es wird viel Wert auf Diplomatie und Zusammenarbeit gelegt.“

In Schweden ist die Kommunikation indirekter und behutsamer. Es wird oft vermieden, übermäßig kritisch oder aufdringlich zu sein, und es wird viel Wert auf Diplomatie und Zusammenarbeit gelegt. Was das Arbeitsleben im Allgemeinen angeht, sind die Deutschen für ihre Pünktlichkeit und strenge Arbeitsdisziplin bekannt. In Schweden ist die Arbeitskultur etwas flexibler, vor allem wenn es um die Balance zwischen Arbeit und Privatleben geht.

In Deutschland werden Autoritäten und Hierarchiestufen innerhalb des Unternehmens oft ausdrücklich respektiert. In Schweden sind die Arbeitsplätze egalitärer und informeller, Titel und Hierarchien spielen eine geringere Rolle. Managerinnen und Manager werden eher als Coaches und nicht als autoritäre Leitung gesehen.

Inwiefern haben Sie von der Deutsch-Schwedischen Handelskammer profitiert?

Oskar Jacobsson: Die Deutsch-Schwedische Handelskammer war für uns ein unschätzbarer Partner in der Phase unserer Niederlassung in Schweden. Die Kammer hat uns in vielerlei Hinsicht unterstützt und uns mit ihrem Fachwissen sehr geholfen, uns auf dem schwedischen Markt zurechtzufinden. Durch das Netzwerk konnten wir Beziehungen zu potenziellen Geschäftspartnern, Kunden und anderen Interessengruppen in Schweden knüpfen. Dank der organisierten Treffen und Networking-Veranstaltungen der Handelskammer konnten wir die richtigen Leute kennenlernen und vertrauenswürdige Beziehungen aufbauen, was für unseren Erfolg entscheidend war.

„Die Deutsch-Schwedische Handelskammer war für uns ein unschätzbarer Partner in der Phase unserer Niederlassung in Schweden. Die Kammer hat uns in vielerlei Hinsicht unterstützt und uns mit ihrem Fachwissen sehr geholfen, uns auf dem schwedischen Markt zurechtzufinden.“

In Bezug auf rechtliche und verwaltungstechnische Fragen hat uns die Handelskammer über die Vorschriften und Anforderungen für die Gründung und Führung eines Unternehmens in Schweden beraten. Sie hat uns geholfen, den schwedischen Rechtsrahmen zu bewältigen, insbesondere in Bezug auf Arbeitsrecht, Steuern und Unternehmensregistrierung.

Welche Erfahrungen möchten Sie besonders hervorheben?

Oskar Jacobsson: Die Unterstützung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer war eine Schlüsselkomponente für unseren Erfolg auf dem schwedischen Markt. 

„Es ist uns gelungen, gängige Fallgruben zu vermeiden und sicherzustellen, dass unser Unternehmen die schwedischen Gesetze und Vorschriften vollständig einhält.“

Es ist uns gelungen, gängige Fallgruben zu vermeiden und sicherzustellen, dass unser Unternehmen die schwedischen Gesetze und Vorschriften vollständig einhält. Die Bedeutung kultureller Unterschiede zu verstehen, ist der Schlüssel zum Erfolg sowohl in Deutschland als auch in Schweden, und wir sehen es als eine Möglichkeit, aus unseren Erfahrungen in beiden Ländern zu lernen und zu wachsen.

Wir sind uns auch der Tatsache bewusst, dass Schweden zwar eine führende Position im Bereich der neuen Technologien einnimmt, dass aber manchmal eine gewisse Unbeweglichkeit bei der Einführung neuer Lösungen besteht, vor allem, wenn es sich um größere Veränderungen handelt. Daher kann es einige Zeit dauern, den Markt von dem Wert unserer Dienstleistungen zu überzeugen und die Kundinnen und Kunden dazu zu bringen, unsere Lösungen einzusetzen.