
Endlich ein Höhenflug für die Schwedenkrone
19.03.2025
Die schwedische Krone gehört historisch betrachtet nicht zu den stärkeren europäischen Währungen. Trendmäßig hat sich Schwedens Krone in den letzten Jahrzehnten deutlich nach unten entwickelt, wenn sich auch gewisse Erholungsphasen hin und wieder ausmachen ließen, kommentiert Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, den aktuellen Kursanstieg der schwedischen Währung.
Die schwedische Krone hat sich im ersten Quartal des laufenden Jahres etwas erholt – sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch gegenüber dem Euro. Und schon wird von einer Renaissance der Schwedenkrone gesprochen – wie so oft in der Vergangenheit. Natürlich haben sich etliche Voraussetzungen an den Devisenmärkten zuletzt ziemlich umgedreht, auch für die Krone. Dennoch scheint es angebracht, mit Währungsprognosen auch zukünftig vorsichtig umzugehen, auch wenn es um die wiedererstarkte schwedische Krone geht.
Starkes erstes Quartal für die Krone – verschiedene Ursachen
Kurz vor Ablauf des ersten Quartals hat sich die schwedische Währung überraschenderweise seit Jahresbeginn um über 4 Prozent gegenüber dem Euro und um über 10 Prozent gegenüber dem US-Dollar verstärkt. Daher nimmt es kaum wunder, dass viele schwedische Analysten von einer Wiedergeburt der Schwedenkrone sprechen.
Noch gegen Jahresende 2024 sahen schwedische Expertinnen und Experten weiterhin Schwierigkeiten oder ein nur sehr limitiertes Erholungspotenzial für die Krone, vor allem wegen des damals noch vorliegenden einheimischen Zinsoptimismus. Gerade was den letzteren Punkt betrifft, hat sich in der Zwischenzeit der Wind aber deutlich gedreht. Inzwischen dominiert sogar die Meinung, dass die Reichsbank (fast) am Ende ihres Zinssenkungsprozesses angelangt ist.
Wie dem auch sei, bei zeitlich sehr kurzfristigem Rückblick ist die Formulierung „Wiedergeburt“ sicherlich keine nennenswerte Übertreibung. Allerdings ist dem schon eher so, wenn man fünf, zehn oder noch mehr Jahre in den Rückspiegel blickt. Da erscheint der jetzige Kursanstieg der Krone zwangsläufig in einem weniger imposanten Licht.
Währungsdiagramm EUR/SEK bis 17. März 2025
Immerhin: Angesichts der noch immer existierenden Inflationsprobleme – im Februar 2,9 Prozent gemäß der relevanten Reichsbankdefinition – und der dadurch zunehmenden Zinsskepsis kommt die jüngst notierte Stärke der schwedischen Krone alles andere als ungelegen. Allerdings nur, wenn die theoretischen Währungsgewinne letztendlich auch inflationsmindernd an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben werden.
Warum gerade jetzt Erholung der Krone?
Unter Berücksichtigung aller zu früheren Zeitpunkten fälschlicherweise prognostizierten SEK-Kurssteigerungen muss man sich natürlich fragen, warum sich die Stimmung in den ersten Monaten des neuen Jahres zum Positiven drehen konnte.
Generell pflegen Devisenmärkte Währungsbewegungen in erster Linie technisch mit veränderten Devisenströmen zu erklären, d.h. mit Verschiebungen der Nachfrage von einer Währung zu einer anderen – geschehen aufgrund neuer, verstärkter oder abgenommener Präferenzen der globalen Anleger. Oft bleiben aber die Ursachen für derartige revidierte Liquiditätspräferenzen ziemlich undurchsichtig.
Insgesamt sind die Begründungen der Finanzmärkte für den momentanen Aufschwung der Krone durchaus vielschichtig – allerdings zumeist nur auf hypothetischer Ebene. Genannt werden in diesem Zusammenhang unter anderem zuletzt normalisierte Bewegungen schwedischer Aktionäre vom USD in SEK wegen den unberechenbaren Folgen Trumpscher Wirtschafts- und Zollpolitik sowie der wachsenden Furcht vor einer USA-Rezession – aber auch aufgrund Europas zukünftigen Investitionen in Verteidigung und Sicherheit als neuer Wachstumsträger.
„Hoffnungen auf ein stärkeres Wachstum in Deutschland sowie die verbesserten Konjunkturaussichten in Schweden hätten die Krone in jüngster Zeit ebenfalls gestützt.“
Hoffnungen auf ein stärkeres Wachstum in Deutschland sowie die verbesserten Konjunkturaussichten in Schweden hätten die Krone in jüngster Zeit ebenfalls gestützt.
Man hofft nunmehr in Schweden, dass gerade die Stabilität und Gesundung der eigenen Wirtschaft weiterhin an Sympathie auf den globale Währungsmärkten gewinnen wird. Auch wenn dem so wäre, bleibt die Frage – was wird sich zukünftig außerhalb der Grenzen Schwedens mit spürbarem Einfluss auf die Krone abspielen?
Wie geht es weiter?
Es ist allgemein bekannt, dass sich Währungsprognosen aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich nicht erstellen lassen. Ausnahmen existieren in praxi jedoch immer wieder für sehr kurzfristige Vorhersagen bei deutlicher Markt- oder Trendlage.
Währungsbeeinflussende Faktoren finden sich oft in der Makro- und auch Mikroökonomie, in der Politik, Psychologie und Soziologie – oder generell formuliert in Erwartungen und den Abweichungen hiervon. Insgesamt gibt es einfach zu viele potenzielle Einflussfaktoren auf globaler Ebene, um Währungsprognosen einigermaßen zuverlässig gestalten zu können.
Zukünftige Entwicklungen sollten zudem auf beiden Seiten einer Währungsmedaille „richtig“ erahnt werden. Das gilt beispielsweise beim EUR/SEK-Kurs für sowohl europäische und schwedische Entwicklungen. Aber auch Veränderungen in den USA – wie zuletzt beobachtet – können über Effekte auf den Euro hin und wieder spürbare indirekte Rückwirkungen auf die schwedische Krone ausüben. Derartige Einflussnahmen lassen sich aber meistens kaum vorhersehen.
Wie aus dem zuvor gezeigten Währungsdiagramm hervorgeht, handelt es sich bei der im ersten Quartal 2025 notierten Kronenhausse bei historischer Betrachtung lediglich um eine (bislang) temporäre Verbesserung des seit langer Zeit nach unten gerichteten Langzeittrends.
„Derartige positive Bewegungen haben sich in den letzten 25 Jahren immer wieder aufgetan, allerdings ohne eine regelrechte längerfristige Trendwende auslösen zu können.“
Derartige positive Bewegungen haben sich in den letzten 25 Jahren immer wieder aufgetan, allerdings ohne eine regelrechte längerfristige Trendwende auslösen zu können.
Natürlich kann man der Meinung sein, dass die Schwedenkrone aufgrund der guten makroökonomischen Stabilität Schwedens schon seit etlichen Jahren eine stärkere Position auf den Devisenmärkten verdient hätte. Doch ist es dazu (noch) nicht gekommen, wohl auch aus historischen und psychologischen Gründen (siehe auch „Krone spaltet die Finanzmärkte“).
Ob dies jetzt endlich der Fall sein könnte, sollte aufgrund langjähriger negativer Erfahrung und Unsicherheit auch in absehbarer Zeit mit der nötigen Vorsicht bedacht werden. Außerdem spiegeln drei Monate mit starker Krone nur einen sehr kurzen Zeitraum wider.
Hubert Fromlet
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