
Beeinflusst die Bundestagswahl auch Schwedens Wirtschaft?
13.02.2025
Die deutsche Bundestagswahl am 23. Februar geht auch an Schweden nicht spurlos vorbei. Von großer Bedeutung ist, wie sich die Wirtschaftspolitik der nächsten deutschen Regierung gestaltet und damit das Wachstum des wichtigsten schwedischen Handelspartners beeinflusst. Es steht viel auf dem Spiel, kommentiert Professor Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.
Aktuell erscheint Deutschland wesentlich häufiger in der schwedischen Presse als normalerweise. Dies dürfte vor allem zwei Gründe haben. Zum einen hat man auch in Schweden die politischen und wirtschaftlichen Probleme der letzten Zeit mit Sorge notiert. Zum anderen wartet auch Schwedens Wirtschaft noch auf den lange ersehnten Aufschwung und deshalb auf Exporthilfe aus Deutschland.
Schwedens größter Handelspartner
Schweden und Deutschland sind schon jahrhundertelang eng miteinander verbunden – beispielsweise durch Handel, Produktion, Technik, Forschung, Ausbildung und Kultur. Es überrascht nicht, dass Deutschland auch heute noch Schwedens größter Handelspartner ist. Zirka 17 Prozent aller schwedischen Warenimporte kamen 2023 aus Deutschland. Um die 10 Prozent aller schwedischen Warenexporte bedienen alljährlich den deutschen Markt.
Aber auch der bilaterale Handel mit Dienstleistungen nimmt zu. Dienstleistungen für 98 Milliarden Kronen wurden im Jahr 2023 aus Deutschland importiert. Aus Schweden wurden im gleichen Jahr Dienstleistungen für 77 Milliarden Kronen nach Deutschland geliefert – eine durchaus beachtliche Leistung.
Insgesamt belief sich somit der schwedische Außenhandel mit Deutschland im Jahr 2023 auf respektable 740 Milliarden Kronen.
Effekte der deutschen Wahlen auf Schwedens Wirtschaft
Noch wissen wir nicht, wie die nächste deutsche Regierung und ihre Wirtschaftspolitik aussehen werden. Theoretisch ist viel Positives möglich, was in diesem Artikel ergründet werden soll.
„Bei erfolgreicher deutscher Reformpolitik mit entsprechend verbessertem BIP-Wachstum könnte der schwedische Export nach Deutschland durchaus deutlich positiven Auftrieb erhalten.“
Bei erfolgreicher deutscher Reformpolitik mit entsprechend verbessertem BIP-Wachstum könnte der schwedische Export nach Deutschland durchaus deutlich positiven Auftrieb erhalten.
Geht man davon aus, dass die neue deutsche Regierung das Wirtschaftswachstum ein gutes Stück vorantreiben kann, würden auch andere EU-Länder von verbesserter deutscher Binnennachfrage profitieren und ihr BIP etwas verbessern. Dies könnte über sogenannte Multiplikatoreffekte auch den schwedischen Export in andere EU-Länder stimulieren - vielleicht auch in andere europäische Länder außerhalb der EU mit relativer Nähe zu Deutschland.
Ein positiver wirtschaftspolitischer Neustart durch die neue Bundesregierung könnte indirekt Reformambitionen in anderen EU-Ländern, wie Frankreich, fördern. Dies ist zwar eine sehr theoretische Prämisse, aber denkbar, allerdings mit geringem Einfluss auf die schwedische Entwicklung.
Konkreter sind die Chancen für höheres potenzielles BIP-Wachstum, falls sich die neue deutsche Koalitionsregierung für eine konkrete Politik der starken Förderung von Bildung/Ausbildung, Forschung, Innovationen, neuer Technologien und Eigeninitiativen entscheiden kann. Dies könnte langfristig bessere Exportchancen nach Deutschland auch für schwedische Unternehmen schaffen.
„Ausländische Direktinvestoren könnten auf dem deutschen Markt aktiv werden, und bislang entmutigte deutsche Unternehmen sich wieder stärker für den Standort Deutschland entscheiden.“
Durch positive psychologische Effekte könnten deutsche Konsumenten und Investoren angeregt werden. Auch ausländische Direktinvestoren könnten auf dem deutschen Markt aktiv werden, und bislang entmutigte deutsche Unternehmen sich wieder stärker für den Standort Deutschland entscheiden. Diese wachstumsfördernden Entwicklungen würden ihrerseits auch neue Exportmöglichkeiten für schwedische Unternehmen bieten.
Es steht viel auf dem Spiel
Alle oben zitierten positiven Überlegungen basieren auf der optimistischen Annahme, dass sich eine stabile neue deutsche Regierung erforderlicher wirtschaftspolitischer und institutioneller Reformpolitik erfolgreich widmen wird. Wenn es so käme, würde es Schweden sicherlich zu erheblichem Vorteil verhelfen, aber auch der EU insgesamt – und damit wohl auch bei schwierigen Verhandlungen mit China und vielleicht auch mit Trumps USA.
Bei der deutschen Bundestagswahl 2025 steht viel auf dem Spiel – sowohl für Entwicklungen innerhalb als auch außerhalb Deutschlands.
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