
Dag Klockby, Geschäftsführer von Gärsnäs.

Gärsnäs produziert seine Möbel im gleichnamigen Ort in Schonen.

Gärsnäs: Schwedisches Handwerk und Design für den Weltmarkt
Lokal verankert sein und gleichzeitig große globale Kunden beliefern – das macht den schwedischen Möbelhersteller Gärsnäs aus. Geschäftsführer Dag Klockby spricht im Interview mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer über die Digitalisierung des Traditionsunternehmens, neue Vertriebskanäle und den Trend zu mehr nachhaltigem Konsum.
Seit 1893 ist der Möbelhersteller Gärsnäs im gleichnamigen Ort im südschwedischen Schonen (Skåne) zu Hause. Dort hat das Unternehmen seinen Hauptsitz, Ausstellungsräume sowie Produktionsanlagen. Darüber hinaus gibt es ein Büro und einen Showroom in Stockholm. Gärsnäs arbeitet mit einigen der führenden schwedischen Möbeldesigner zusammen und legt großen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit.
Die Deutsch-Schwedische Handelskammer traf Geschäftsführer Dag Klockby zu einer Führung durch die Fabrik und einem Gespräch über die Bedeutung von lokalen Wurzeln und globalen Visionen.
Deutsch-Schwedische Handelskammer: Sie stehen mit einem Bein hier in Schonen und mit dem anderen in Stockholm und exportieren schwedische Qualitätsmöbel in die ganze Welt. Welche Bedeutung hat die lokale Verankerung für Ihr Unternehmen?
Dag Klockby: Obwohl wir große internationale Kunden wie Google, Microsoft oder Netflix beliefern, liegt das Herz des Unternehmens weiter hier in Gärsnäs.
„Wir müssen international ausgerichtet sein, dürfen aber auch nicht unsere Wurzeln vergessen.“
Wir müssen international ausgerichtet sein, dürfen aber auch nicht unsere Wurzeln vergessen. Deshalb engagieren wir uns so oft wie möglich hier im Ort, zum Beispiel mit Pop-up-Stores. In Schweden gehören große Unternehmen und staatliche Organisationen zu unseren Kunden, was uns eine gewisse Stabilität gibt. Auf den Märkten außerhalb Schwedens besteht die Herausforderung darin, aus der Masse herauszustechen.
Wir verfolgen das Ziel, mehr Privatkunden zu erreichen, ohne dass wir uns zu sehr auf den Einzelhandel verlassen müssen. Hier laufen aktuell größere Projekte zur Markenstärkung. Gleichzeitig glaube ich, dass der aktuelle gesellschaftliche Wandel in Richtung nachhaltiger Konsum zu einer erhöhten Nachfrage nach echtem Handwerk führen wird – anstelle von Massenimporten aus Asien.
Onlinehandel und Digitalisierung sind aktuell in aller Munde. Wie verbinden Sie Tradition und Innovation?
Unser Ziel ist es, Kontrolle über unsere eigene Digitalisierung zu erlangen. Wir wollen die Verantwortung für die gesamte Kommunikation übernehmen und in allen Schritten – von der Produktion bis hin zum Marketing – Absender sein. Heute stehen unsere Produkte zum Beispiel in exklusiven Einrichtungsläden in Stockholm. Langfristig planen wir aber eine eigene Plattform aufzubauen. In der Hauptstadt wollen wir einen Laden eröffnen, in dem unsere Möbel betrachtet, angefasst und getestet werden können. Bei Gebrauchsgütern ist es wichtig, eine Beziehung zum Kunden aufzubauen und wir möchten in Zukunft noch mehr Privatpersonen erreichen.
Welche sind Ihre wichtigsten Exportmärkte?
Unsere nordeuropäischen Nachbarländer haben für uns eine besonders große Bedeutung. Zum Beispiel findet ein großer Teil unserer Produktion in Dänemark statt.
„Deutschland ist einer unserer wichtigsten Exportmärkte.“
Deutschland ist aber ebenfalls einer unserer wichtigsten Exportmärkte und hat meiner Einschätzung nach das Potenzial, weiter an Bedeutung zu gewinnen. Wir sehen dort ein wachsendes Interesse an hochqualitativen nachhaltigen Produkten und unser Design kommt gut an. Dabei stellen wir im Grunde keine merkbaren Unterschiede zu unseren schwedischen Kunden fest. Natürlich braucht es Zeit, um Beziehungen aufzubauen, aber wir haben einen Vertreter vor Ort und erhalten positive Rückmeldungen von Architekten im ganzen Land.
Gärsnäs ist seit 2014 Mitglied der Deutsch-Schwedischen Handelskammer. Wie profitieren Sie von der Mitgliedschaft und unseren Dienstleistungen?
„Die Mitgliedschaft ist von unschätzbarem Wert, um Netzwerke aufzubauen.“
Unsere Mitgliedschaft ist von unschätzbarem Wert, um Netzwerke aufzubauen. Die Möglichkeit, mit Wirtschaftsvertretern in Kontakt zu treten und den Markt kennenzulernen – das ist meiner Meinung nach am wichtigsten.
Wir haben mehrere spannende Projekte in Deutschland. Unter anderem haben wir vor Kurzem den neuen Hauptsitz des Handelsblatts in Düsseldorf mit Möbeln ausgestattet. Außerdem arbeiten wir mit dem Hotel Renthof in Kassel zusammen – ein ehemaliges Klostergebäude, das nun zu einem Hotel umgebaut wurde. Wir sind auch an der Gestaltung der Showrooms von Birkenstock in aller Welt beteiligt. Da der Wettbewerb enorm ist, profitieren wir stark von der Expertise der Deutsch-Schwedischen Handelskammer. Denn wenn wir es schaffen, unsere Interessengruppen in Deutschland für uns zu begeistern, heißt es „Bingo“!
In unserer Serie Mitglied des Monats treffen wir jeden Monat einen Vertreter eines unserer rund 1.150 Mitgliedsunternehmen, der uns einen Einblick in die Arbeit und aktuellen Aktivitäten des jeweiligen Unternehmens gibt.