
Foto: Dennis van Zuijlekom/Flickr.com
Schnelles Internet für alle: Schweden investiert in Breitbandausbau
11.11.2015
Schweden liegt bei Internetnutzung und Verbindungsgeschwindigkeit sowohl im europäischen als auch im weltweiten Vergleich in der Spitzengruppe. Dennoch gibt es viele ländliche Regionen, in denen das Surfen noch immer Zeit und Nerven kostet. Das soll bald passé sein.
Der Anteil der Schweden, die das Internet nutzen, lag laut Statistischem Amt der Europäischen Union (Eurostat) 2013 bei ganzen 95 Prozent. Schweden steht damit europaweit an der Spitze, deutlich über dem EU-Durchschnitt von 75 Prozent. Auch im globalen Vergleich ist das Land bestens aufgestellt: Laut dem Networked Readiness Index von 2014 ist man weltweit Dritter, was die Internetnutzung durch Privatpersonen und Unternehmen angeht.
Fast neun von zehn Schweden hatten im letzten Jahr Zugang zu Breitband und sieben von zehn nutzten das Mobilfunknetz zum Unterwegs-Surfen. Dabei konnten sie sich meist auf vergleichsweise hohe Verbindungsgeschwindigkeiten verlassen. Dem aktuellen State of the Internet Report von Akamai zufolge liegt Schweden im globalen Ranking der Länder mit den schnellsten Internetanschlüssen auf Platz 4. Deutschland folgt weit abgeschlagen auf Platz 24.
Viele surfen schnell – aber nicht alle
Der guten Ausgangslage und dem stetigen Netzausbau zum Trotz, gibt es in Sachen Verfügbarkeit von schnellem Internet noch immer große regionale Unterschiede. Dies lässt sich mithilfe der digitalen Breitbandkarte, die im Zusammenhang mit einer Studie der Schwedischen Post- und Telekommunikationsbehörde (PTS) erschaffen wurde, leicht feststellen.
Laut PTS erreichte die Netzabdeckung des mobilen Breitbands LTE/4G vergangenes Jahr bereits nahezu alle Schweden (99,6 Prozent). Allerdings hatten lediglich 61 Prozent der Haushalte und Unternehmen einen extra schnellen Breitbandzugang mit einer Surfgeschwindigkeit von mindestens 100 Mbit/s und nur 54 Prozent verfügten vor Ort über einen Glasfaseranschluss.
Von den Top 10-Gemeinden mit dem höchsten Anteil an Bewohnern, die mindestens einen 100 Mbit/s-Zugang haben, liegen sechs in der Hauptstadt-Region um Stockholm, drei im nordschwedischen Västerbotten und eine im mittelschwedischen Västmanland. Am anderen Ende der Rangliste finden sich jedoch auch 17 Gemeinden, in denen weniger als 10 Prozent der Bevölkerung eine derart schnelle Internetanbindung zur Verfügung steht. In einer Regionen sind es gar nur 2,5 Prozent.
Wichtig für Unternehmen im ländlichen Raum
Dabei ist eine hohe Verbindungsgeschwindigkeit nicht nur für das Streamen hochaufgelöster Filme und Serien im heimischen Fernseher wichtig, sondern für viele Unternehmen, die auf digitale Geschäftsmodelle setzen oder anderweitig große Datenmengen übertragen müssen, geradezu überlebensnotwendig. Außerdem ermöglicht schnelles Internet den Angeschlossenen die Teilhabe am sich stetig fortentwickelnden digitalen gesellschaftlichen Leben.
Damit Unternehmen und Privatpersonen künftig auch in den ländlichen Gebieten ohne Probleme große Dateien herunterladen und verschicken können, hat die schwedische Regierung insgesamt 3,25 Milliarden Schwedische Kronen (350 Millionen Euro) für den Breitbandausbau bereitgestellt.
Mit der Förderung, die Teil des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum ist, will die Regierung mit finanzieller Unterstützung der EU dafür sorgen, dass bis 2020 550.000 betroffene Haushalte und Unternehmen schneller surfen können.
Netzabdeckung Kriterium für Förderung
Die in Frage kommenden Gemeinden können aus dem Programm bis zu 83 Millionen Schwedische Kronen (etwa 9 Millionen Euro) beantragen. Wer die Förderung letztlich erhält, entscheidet die schwedische Behörde für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (Jordbruksverket) anhand von Daten aus der bereits erwähnten PTS-Studie und der digitalen Breitbandkarte. Dabei wird unter anderem bewertet, wie groß der Anteil an Bewohnern und Unternehmen ist, die noch über keine 100 Mbit/s-Anschlüsse verfügen.
Die PTS-Studie stellt dessen ungeachtet allerdings auch fest, dass man in dünn besiedelten Regionen vermehrt begonnen hat, selbst das Glasfasernetz auszubauen. In einigen Gemeinden erreichte man im vergangenen Jahr bereits eine Verbesserung der Glasfaserabdeckung um etwa 30 Prozent.
Schweden bemüht sich also aktiv, Breitbandanschlüsse im ganzen Land verfügbar zu machen und seine internationale Spitzenposition in Sachen schnelles Internet so künftig weiter auszubauen.