Foto: The Node Pole/flickr

Wachstumsmarkt Nordschweden: Mehr als nur Eis

13.06.2016

Nordschweden hat mehr zu bieten als endlose Weite und atemberaubende Natur. Hier gibt es wertvolle Rohstoffe, Europas niedrigste Strompreise bei stabiler Energieversorgung sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte. All dies trägt dazu bei, dass die Region Kiruna, aber auch Städte wie Luleå, Piteå und Skellefteå für ausländische Investoren längst kein Geheimtipp mehr ist.

Die Entdeckung neuer, enormer Eisenerzvorkommen bescherte der Bergbauindustrie in Nordschweden in den vergangenen Jahren eine ungeahnte Renaissance. Die neuen Rohstofffunde sollen die Zukunft des Bergbaus für die kommenden Jahrzehnte sichern und Schweden zur wichtigsten Bergbaunation Europas machen. Die ehrgeizigen Umsatzziele der beiden Hauptakteure im Markt, LKAB und Boliden AB, lassen überdies die Zulieferindustrie sowie die Logistikbranche florieren.

Hafen als Infrastrukturschlagader

Der internationale Wettbewerb fordert modernste Fördertechniken und innovative, hochtechnologische Lösungen sowie einen reibungslosen Transport in die Märkte. Unter anderem wird der Hafen von Luleå unter großem Aufwand ausgebaut und die Fahrrinne vertieft, um somit größeren Transportschiffen den Zugang zu ermöglichen, aber auch, um den schnellen und kostengünstigen Abtransport der begehrten Rohstoffe zu gewährleisten.

Der Hafen ist trotz Eisbildung ganzjährig befahrbar und die wichtigste Verkehrsschlagader Richtung Europa. Das Projekt Malmporten, wie das umfangreiche Infrastrukturvorhaben heißt, so ist sich der Hafen in Luleå sicher, werde die Konkurrenzfähigkeit der gesamten Region steigern und umweltfreundlichere Transporte ermöglichen. Die Arbeiten werden zu 50 Prozent von der EU finanziert und sollen 2017 beginnen und bis 2020 abgeschlossen sein.

Datenspeicherung im Maßstab XXL

Europas niedrigste Strompreise sowie ein stabiles und leistungsstarkes Energienetz haben auch einer völlig anderen, jungen Branche den Weg Richtung Nordschweden geebnet. Seit Facebook im Jahr 2013 seine erste Datenhalle unweit von Luleå eröffnete, haben sich bereits 10 weitere Datencenter in der Region etabliert.

Doch nicht nur große Internetunternehmen haben Bedarf an Datenkapazität und high performance computing, sondern auch „normale“ Industrieunternehmen. So hat im März dieses Jahres das in Piteå ansässige Hochsicherheits-Rechenzentrum Fortlax mit der BMW Group einen großen Fisch an Land gezogen. BMW wird Fortlax nicht nur als externen Datenspeicher nutzen, sondern auch als „Superrechner“ für komplexe Datenverarbeitung und umfangreiche Simulationen und Datenanalysen.

Grüner Strom und Fachkräfte

„Die zunehmende Digitalisierung fordert enorme Speicherkapazität zu niedrigen Energiekosten und hoher Sicherheit. Hier verfügt die Region Nordschweden über beste Voraussetzungen, noch dazu umweltfreundlich mit im Prinzip 100-prozentig grünem Strom aus Wasser- und Windkraft“, erklärt Anne Graf, Chief Commercial Officer bei The Node Pole. The Node Pole steht sowohl für die Region im äußersten Norden von Schweden als auch für ein Netzwerk aus rund 50 Technologie- und Konstruktionsunternehmen sowie den vier Kommunen Luleå, Piteå, Boden und Älvsbyn. Diese haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam High-Tech-Investitionen wie die von Facebook in die Region zu locken. „Es ist schlichtweg effizienter, Daten zu verlagern, als Strom“, so Graf weiter.

Viele Akteure profitieren von solchen Investitionen während der Bauphase und auch nach Inbetriebnahme. Vor allem die Baubranche, aber auch Transport- und Logistikunternehmen, technische Zulieferer, Sicherheits- und Beratungsunternehmen. „Zugang zu gut ausgebildetem Personal ist hier entscheidend“, weiß Conny Hökfors, Business Area Director der LTU Business AB, ein Unternehmensdienstleister, welches der Technischen Universität Luleå gehört. Die Universität in Luleå mit ihren rund 15.000 Studenten bietet bereits seit vielen Jahren ihre Dienstleistungen im Bereich strategische Geschäfts- und Kompetenzentwicklung an und fördert somit aktiv die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung.

Gute Aussichten

Im vergangenen Jahr wurde Luleå der Titel „Schwedens Wachstumskommune 2015“ verliehen, und die nordschwedischen Gemeinden Kiruna, Gällivare, Piteå, Luleå und Skellefteå schafften es im Kommunenranking der Zeitschrift Fokus auf die vordersten Plätze. „Angesichts der schwierigen Wohnsituation in den Großstädten tun sich viele Unternehmen schwer, neue Fachkräfte zu rekrutieren und überlegen einen Standortwechsel. Von Luleå ist es eine Flugstunde nach Stockholm, also längst nicht so abgelegen, wie oft behauptet. Die Lage sieht also gut aus für unsere Region“, freut sich Hökfors.