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Umfangreicher E-Commerce-Ausbau in Schweden

15.06.2018

Der Onlinehandel ist in Schweden im 1. Quartal 2018 stark gewachsen – nach einer gemeinsamen Studie des Logistikunternehmens Postnord, des Instituts HUI Research und des Branchenverbands Svensk Digital Handel um 17 Prozent. Besonders groß war die Dynamik im Lebensmittelsegment, aber auch bei Sportartikeln und Möbeln gab es ein kräftiges Plus. Zahlreiche Unternehmen investieren daher in den Ausbau des Vertriebskanals Internet.

Schwedens Onlinehandel soll 2018 um 15 Prozent zulegen. Das wäre der größte Zuwachs in den vergangenen sechs Jahren. Von Januar bis März 2018 verzeichnete die Branche bereits ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz im Onlinegeschäft mit Nahrungsmitteln stieg im 1. Quartal 2018 um rund 30 Prozent. Die Prognose für das Gesamtjahr liegt bei 25 Prozent. Allerdings macht der E-Commerce-Anteil am gesamten Lebensmitteleinzelhandel erst 2 Prozent aus.

Gleich mehrere Faktoren beeinflussen das Wachstum. „In erster Linie nimmt das Angebot zu. Sowohl reine Onlinehändler als auch Ketten investieren in den E-Commerce-Ausbau – zum Beispiel die Ica-Gruppe, die die Onlinehandelsplattform von Ocado nutzen wird“, sagte Postnord-Analystin Carin Blom gegenüber der schwedischen Tageszeitung Dagens industri.

Onlinehändler fürchten Amazon

Viele rechnen damit, dass der US-Internetriese Amazon, der im letzten Jahr die schwedische Domain amazon.se gekauft hat, noch 2018 in den Markt eintreten wird. Amazon baut seine Cloud-Computing-Infrastruktur in dem nordischen Land kräftig aus. Die Tochtergesellschaft Amazon Web Services (AWS) errichtet mehrere neue Datenzentren in den drei Städten Eskilstuna, Katrineholm und Västerås westlich von Stockholm, die noch im Laufe des Jahres fertiggestellt werden sollen.

Ikea setzt ebenfalls verstärkt auf das Internet als Vertriebskanal. Der Möbelgigant plant, auf mehreren Hunderttausend Quadratmetern im Nordhafen von Malmö ein neues Distributions- und E-Commerce-Zentrum hochzuziehen. Eine Entscheidung darüber soll bis Ende April 2019 fallen. Bis dahin kann Ikea mit der Stadt über die Flächennutzung weitgehend allein verhandeln. Hierzu hat der Möbelkonzern ein Abkommen (markanvisningsavtal) mit dem Malmöer Liegenschaftsamt (Fastighetskontoret) geschlossen.

Deutsches Unternehmen liefert Shuttle-System

Lyko ist eine der führenden E-Commerce-Seiten für Schönheits- und Haarpflegeprodukte in Skandinavien und hat im mittelschwedischen Vansbro ein neues Zentrallager eröffnet. Das deutsche Unternehmen SSI Schäfer wird dafür ein fünfgassiges Shuttle-System für rund 50.000 Artikel liefern. Die Anlage soll Anfang 2020 in Betrieb gehen.

„Vor allem jüngere Menschen bestellen in größerem Umfang Bekleidung, Schönheits- und Gesundheitspflegeprodukte online“, sagt Carin Blom. Sport- und Bauartikel werden bereits zu je rund 10 Prozent online gehandelt, Modeartikel sogar zu mehr als 15 Prozent.

Zalando baut ein neues Logistikzentrum in der Nähe von Stockholm. Für das neue Zentrum hat der deutsche Online-Modehändler ein Taschensorter-System beim niederländischen Anbieter Vanderlande bestellt.

NCC setzt auf intelligente Baustofflogistik

Mit der Gründung von Loop Industries, einem Technologieunternehmen für digitale Start-ups, setzt der schwedische Baukonzern NCC noch stärker als bisher auf intelligente Baustofflogistik. Nach dem Launch einer digitalen Plattform für die effiziente Steuerung von Kies-, Erd- und Transporten anderer Schüttgüter auf Baustellen im Sommer 2016 will Loop Industries nun ein virtuelles Fuhrunternehmen schaffen. Dieses soll das Angebot von und Nachfrage nach Baustofftransporten mithilfe einer offenen Plattform und einer App zusammenführen.

Angesichts des starken E-Commerce-Wachstums hält der Trend zum Multikanalvertrieb weiter an. Üblicherweise gehen zunächst rein stationäre Anbieter dazu über, neben dem Verkauf über physische Ladengeschäfte verstärkt digitale Kanäle zu nutzen, doch es kann auch umgekehrt geschehen. Einer der Vorreiter beim umgekehrten Weg ist Royal Design. Seit 2010 hat das Design- und Einrichtungsunternehmen, das zuvor Produkte nur über das Internet vertrieben hatte, mehrere Ladengeschäfte in Schweden eröffnet. In den nächsten Jahren sollen weitere in anderen skandinavischen Ländern hinzukommen.

Die bedeutendste Produktgruppe im gesamten schwedischen Onlinehandel sind Reisen. Einer Untersuchung des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge entfielen in dem Königreich 2017 rund 45 Prozent aller E-Commerce-Ausgaben auf den Reise- und Touristiksektor. Hohe Umsätze verzeichnet ferner der Onlinehandel mit Haushaltselektronik sowie Kleidung und Schuhen.

Den kompletten Artikel zur Entwicklung des Onlinehandels in Schweden finden Sie bei Germany Trade & Invest.