Eine Collage aus drei Bildern: Der Eingang zu einer Clas Ohlson-Filiale, Kissen und Einrichtungsgegenstände von Indiska, der Eingang zu einer Stadium-Filiale

Clas Ohlson, Indiska und Stadium setzen auf Deutschland.

Foto: Magnus D./Flickr.com/Indiska/Stadium

Schwedische Handelsgiganten erobern Deutschland

02.10.2014

Am 25. September hat der schwedische Sportartikelhändler Stadium endgültig den Schritt nach Deutschland gewagt und seine erste Filiale in Hamburg eröffnet. Auch die Mode- und Einrichtungskette Indiska und der Gemischtwarenhändler Clas Ohlson stehen schon in den Startlöchern, um demnächst auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen.

Stadiums erste Filiale außerhalb Skandinaviens öffnete vergangenen Donnerstag in der Mönckebergstraße, einer der Haupteinkaufsstraßen in Hamburg. Der größte Anbieter für Sportartikel in Nordeuropa betreibt bereits rund 150 Geschäfte in Schweden, Dänemark und Finnland. Das Sortiment reicht dabei von A wie Adidas-Trainingsjacke bis Z wie Zumba-Schuhe. Bei Stadium sind sowohl die großen Sportmarken wie Nike, Puma und Asics als auch die beliebten Eigenmarken Everest und SOC vertreten.

Wachstum in schwierigem Umfeld

Obwohl die letzten Jahre für die meisten Akteure der Branche nicht einfach waren, konnte Stadium kontinuierlich weiter wachsen. Im Geschäftsjahr 2012/2013 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 6,1 Milliarden Schwedischen Kronen (ca. 665 Millionen Euro).

„Es war wirklich ein taffes Jahr für uns, doch mit Blick auf die Konkurrenz ist es für uns gut ausgegangen. Wir stehen finanziell stark da, was sich auch in unserer wachsenden Rentabilität widerspiegelt. Nach einer ausführlichen Analyse des deutschen Marktes wagen wir den Sprung nach Hamburg und eröffnen einen Flagshipstore, mit dem Ziel, in der Region weitere Filialen anzusiedeln“, sagt Gustaf Öhrn, Geschäftsführer von Stadium.

Der deutsche Sportartikelmarkt ist der größte in Europa und Hamburg, mit seinen vier Millionen Einwohnern im Großraum, bildet eine der am schnellsten wachsenden Regionen in Deutschland. Stadium sieht sich hier in einer guten Position, die sich von der lokalen Konkurrenz abhebt, indem sie Zubehör zu allen Sportarten und Sportmode für die ganze Familie anbieten: „Wir setzen auf Familie, insbesondere Frauen, aber wir haben auch viele Angebote für Kinder und Jugendliche im Sortiment“, sagt Daniela Thinius, Country Managerin Germany bei Stadium.

Auch Indiska zieht es in Deutschlands Norden

Ebenfalls nach Hamburg zieht es die schwedische Mode- und Einrichtungskette Indiska. Das 1901 gegründete Familienunternehmen plant noch diesen November seine 100. Filiale in der Hansestadt zu eröffnen. Der Jubiläumsladen soll seinen Platz in dem zentralen Einkaufszentrum „Hamburger Meile“ finden.

„Mit großem Enthusiasmus können wir endlich unsere erste Filiale in Deutschland eröffnen. Seit meine Großmutter in der Regeringsgatan in Stockholm die erste Boutique eröffnet hat, haben wir unser Wachstum fortgesetzt und trotzdem unseren einzigartigen Stil beibehalten. Dass wir unsere 100. Filiale in Deutschland aufmachen, ist fantastisch,“ freut sich Sofie Gunolf, Geschäftsführerin von Indiska.

Das Sortiment der Kette umfasst Frauenbekleidung, Accessoires und Einrichtungsgegenstände wie Teelichter, Kissenbezüge oder auch Bettwäsche in ausgefallenen Farben und Mustern. Die Produkte sind, wie der Name Indiska bereits andeutet, vom indischen Stil inspiriert.

Clas Ohlson bereitet Markteinstieg gezielt vor

Neben Stadium und Indiska zieht es auch Clas Ohlson in naher Zukunft auf den deutschen Markt. Clas Ohlson bezeichnet sich selbst als „moderne Eisenwarenhandlung“. Die Produktpalette umfasst Werkzeuge, Metallwaren und Haushaltsgeräte, aber auch Multimedia- oder Freizeitartikel. Insgesamt besteht das Sortiment aus mehr als 15.000 unterschiedlichen Produkten.

In Nordeuropa ist die Kette fest etabliert. In Schweden und Norwegen habe der Markenname Clas Ohlson einen fast hundertprozentigen Wiedererkennungswert und sei damit ähnlich stark aufgestellt wie H&M oder Ikea, schreibt das schwedische Wirtschaftsmagazin Affärsvärlden. In einer Umfrage wurde Clas Ohlson 2013 zum vertrauenswürdigsten Unternehmen Schwedens gewählt und verdrängte damit nach zehn Jahren erstmals Ikea von Platz eins.

Deutschland ist Chance und Herausforderung

Nun will die Handelskette international weiter expandieren. „Der Einstieg in den deutschen Markt ist dabei ein wichtiger Schritt”, schreibt  Klas Balkow, Geschäftsführer und Konzernchef von Clas Ohlson im aktuellen Jahresbericht des Unternehmens.

Zwar ist die Konkurrenz im Do-It-Yourself-Bereich in Deutschland groß, Klas Balkow glaubt aber, dass Clas Ohlson in eine Nische stoßen kann: „In Deutschland gibt es keinen modernen Gemischtwarenhandel in Fußgängerzonen oder zentral gelegenen Einkaufszentren. Wir haben die Marktvoraussetzungen über lange Zeit hinweg genau untersucht. Wir sind sehr zuversichtlich.“

Deutschland sei ein attraktiver Markt mit einem starken Cityhandel, relativ kaufkräftigen Haushalten und einer Konkurrenzsituation, in der Clas Ohlsons Konzept ein Alleinstellungsmerkmal sein könne, heißt es in der weiteren Begründung.

Schwedenbonus nutzen

Während Stadium und Indiska schon das erste deutsche Weihnachtsgeschäft mitnehmen, steht die Eröffnung der ersten Filiale von Clas Ohlson noch nicht fest. Der Markteinstieg soll behutsam erfolgen.

Das Unternehmen rechnet damit, dass es einige Zeit dauern wird, bis man sich auf dem deutschen Markt etabliert hat. Denn anders als in Skandinavien sei die Marke Clas Ohlson in Deutschland noch weitgehend unbekannt. „In zehn Jahren hoffen wir dann eine etablierte Anlaufstelle zu sein, wenn es um die Lösung alltäglicher praktischer Probleme geht“, sagt Sara Kraft Westrell, Informationschefin bei Clas Ohlson.

Ähnlich wie andere schwedische Unternehmen, die bereits erfolgreich auf dem deutschen Markt agieren, könnte auch Clas Ohlson von einem gewissen Schwedenbonus profitieren. „Auf unseren Märken außerhalb Schwedens werden wir sehr stark als schwedisches Unternehmen wahrgenommen“, berichtet Sara Kraft Westrell. „Es wäre schön, wenn es in Deutschland ähnlich laufen würde.“

Der Schwedenbonus scheint für viele nordische Einzelhändler interessant zu sein. Es bleibt spannend, welches Unternehmen als Nächstes den Sprung über die Ostsee wagt.