Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer

Schwedens Regierung zeigt sich optimistisch

19.04.2017

Schwedens rot-grüne Regierung betrachtet die schwedische Konjunktur weiterhin in einem hellen Licht. In den am 18. April vorgestellten Rahmenbedingungen für makroökonomische Prognosen, Wirtschaftspolitik und Haushalt geht man für das kommende Jahr nach wie vor von einem relativ guten Wachstum des BIP aus, wenn auch etwas abgeschwächt (kalenderbereinigt 2,2 Prozent, im Vergleich zu 2,9 Prozent für dieses Jahr).

Als Wachstumsträger zeichnen gemäß den Prognosen der Regierung nach wie vor der private Konsum und die Bruttoinvestitionen verantwortlich. Dagegen scheint der sogenannte Nettoexport (Export minus Import) weiterhin kaum zum Wachstum des BIP beizutragen.

Nach den Berechnungen des Finanzministeriums siedelt sich 2017/2018 der Anstieg der Konsumentenpreise bei circa 1,5 Prozent an – wohl etwas zu niedrig, um Schweden aus der Niedrigzinsfalle zu locken. Hier kommen wir auch zum offensichtlichen Hauptproblem der schwedischen Wirtschaftspolitik, die immense Verschuldung der privaten Haushalte. Dieses offensichtliche Wachstumsrisiko wird zwar auch von der Regierung angesprochen, aber kaum konkret aufgegriffen.

Ein anderes Manko in der gerade seitens der Regierung präzisierten Wirtschaftspolitik liegt in der unzureichenden Behandlung der fundamentalen Probleme auf dem Arbeitsmarkt, nicht zuletzt was Mittel für höhere oder akademische Ausbildung betrifft. Bei allem Respekt für die weiterhin erfolgreiche Finanzpolitik der Regierung – die Verschuldung der öffentlichen Haushalte liegt bei ungefähr 40 Prozent des BIP – kann man durchaus zur Schlussfolgerung kommen, dass sich die geplanten Erhöhungen von Einkommensteuer und Punktsteuern recht unnötig ausnehmen. Maßnahmen zu einer wesentlichen Verkleinerung der Angebotslücke auf dem Wohnungsmarkt – speziell in den Groß- und Universitätsstädten – können auch im neuen Finanzplan nicht entdeckt werden.

Insgesamt erfreut sich die schwedische Wirtschaft aber durchaus guter Konjunkturzeiten. Für deutsche Unternehmen bieten sich weiterhin gute Exportmöglichkeiten. Doch sollte man nicht vergessen, dass das ansehnliche schwedische BIP-Wachstum auch als Effekt allzu hoher privater Haushaltsverschuldung zu sehen ist.

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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