Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer

Schwedenkrone überrascht nach wie vor

28.02.2017

Die schwedische Wirtschaft hat sich seit der schweren Krise in den Neunzigerjahren durchaus gut entwickelt, auch strukturell und psychologisch. Die meisten Unternehmen und privaten Haushalte schauen mehr oder weniger optimistisch in die Zukunft, was allerdings immer nur als Momentaufnahme gewertet werden sollte.

Probleme sind zwar noch da, wie zum Beispiel die hohe Verschuldung der privaten Haushalte mit angeknüpfter Immobilienblase sowie Strukturdefizite in gewissen Bereichen des Arbeitsmarktes (unter anderem Integration von Flüchtlingen) und des Bildungswesens. Diese Strukturdefizite werden jedoch größtenteils – und fälschlicherweise – von den Märkten unter den Teppich gekehrt.

Sie haben mit anderen Worten – ohne besorgniserregende Zuspitzungen – kaum Einfluss auf die schwedische Währung. Eigentlich sind wichtige wechselkursrelevante Indikatoren wie Inflation, Leistungsbilanz und Auslandsverschuldung in Schweden schon seit vielen Jahren auf der richtigen Spur. Auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der schwedischen Wirtschaft nehmen sich durchaus positiv aus, trotz immer existierender Verbesserungsmöglichkeiten.

Viele Faktoren beeinflussen Entwicklung

Die fundamentale Ausgangslage der schwedischen Krone gegenüber dem Euro ist daher mindestens ebenbürtig, sollte man meinen. Dies wurde jedoch in den letzten 10-15 Jahren von den Währungsmärkten nicht immer gebührend gewürdigt. Immer wieder überraschte die schwedische Währung – zwar mal nach oben, aber bisweilen auch nach unten. Über lange Jahre hinweg behaupteten Vertreter der schwedischen Notenbank mehrfach, dass sich die Krone im jeweils betrachteten Prognosezeitraum verstärken „sollte“. So kam es – historisch betrachtet – nicht immer.

Generell können sehr viele Faktoren die Entwicklung einer Währung beeinflussen, wobei es nicht nur auf die Entwicklung innerhalb der zwei betroffenen Länder ankommt, sondern auch auf wichtige Ereignisse oder Trends außerhalb der eigenen Grenzen. Gerade der letztere Faktor hat im Rahmen der immer schneller agierenden und reagierenden globalen Finanzmärkte an Bedeutung gewonnen. Damit sind Währungsprognosen eher noch schwieriger geworden. Ein „Sollte“ für eine gewisse zukünftige Kursentwicklung existiert kaum noch, wenn es mit einem Land nicht gerade ständig bergab geht.

Kenner der Währungsforschung wissen schon lange, dass sich Währungsprognosen methodisch kaum erstellen lassen, da die Einflussfaktoren inzwischen viel zu vielfältig sind. Vor 20-30 Jahren konnten Inflations- und Zinsunterschiede zwischen zwei Ländern noch einiges aussagen über den längerfristigen Trend zwischen zwei Währungen. Zwar sind Inflation, Zinshöhe und Wachstumsperspektiven auch heute noch wechselkursrelevante Indikatoren, doch zwischenzeitlich können beispielsweise auch Politik, psychologische Faktoren oder Rohstoffpreise die Kursrichtung merkbar beeinflussen.

Krone floatet weiterhin

Gewisse Ereignisse oder Statistiken können völlig überraschend auftauchen – stärker oder schwächer als erwartet oder überhaupt nicht – und somit die Devisenmärkte überraschen. Man sollte nicht vergessen, dass die schwedische Krone weiterhin floatet, wenn auch momentan nicht ganz so frei und sauber wie gewohnt.

Die Notenbank wird wohl noch eine Zeit lang über Minus- oder Niedrigszinsen und eine eher schwächelnde Krone etwas Inflation importieren, was sicherlich eine Art von Währungsmanipulation bedeutet und über deren Erfolg gestritten werden kann. Es geht also primär nicht um die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, sondern um das Erreichen des 2-prozentigen Inflationsziels (KPI Januar 2017: 1,4 Prozent). Somit fungiert die Entwicklung der Konsumentenpreise weiterhin als sehr wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung der Schwedenkrone.

Zusammengefasst scheint es unausweichlich, dass sich auch in Zukunft viele Prognosen für die Krone nicht bewahrheiten werden. Fluktuationen werden weiter vorkommen. Eventuelle weitere oder neue Probleme in der EU beispielsweise sollten die schwedische Krone gegenüber dem Euro attraktiver machen. Aber was heißt schon „sollten“?

Währungsspekulationen werden sich auch weiterhin kaum lohnen und sind deswegen nicht zu empfehlen. Auch nicht mit der Schwedenkrone! Unternehmen sollten sich durch „hedging“ absichern.

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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