Eine Collage aus zwei Bildern: Zwei Strommasten im Schnee; ein Mitarbeiter, der in einem Serverraum mit einem Notebook auf dem Schoß auf einem Stuhl sitzt

Foto: Samuel Zeller/Visual Hunt/Leonardo Rizzi/Flickr.com

Schweden senkt Stromsteuer für größere Rechenzentren

13.02.2017

Größere Rechenzentren müssen in Schweden künftig genauso wenig Stromsteuer zahlen wie die Basisindustrie. Mit dieser drastischen Steuersenkung will die Regierung in Stockholm noch mehr Betreiber anlocken. Mit dem neuen Gesetz sinken die Strompreise für Rechenzentren in Schweden auf den EU-weit niedrigsten Wert.

Rechenzentren mit einer Leistungsaufnahme von mindestens 0,5 MW müssen in Schweden seit dem 1. Januar 2017 nur noch 0,5 Öre pro kWh Stromsteuer zahlen. Die gesamten Stromkosten pro kWh, also Verbrauch, Netzentgelte zuzüglich aller Stromsteuern, Umlagen und Abgaben, dürften sich damit – je nach Standort und Abnahmemenge – um 25 bis 50 Prozent reduzieren.

Ausgenommen von der Minderung der Stromsteuer sind indes kleinere Serverfarmen mit einer Leistungsaufnahme unter 0,5 MW. Dasselbe gilt für Rechenzentren mit Leistungsaufnahmen von 0,5 MW und mehr, die für den Eigenbedarf genutzt werden, etwa im Handels-, Finanz- und Versicherungsgewerbe. Um von der niedrigeren Stromsteuer profitieren zu können, müssen solche Rechenzentren in eigenständige Unternehmen ausgegliedert oder als Co-Locator, Hosting-Provider oder in der Cloud betrieben werden.

Abwärmenutzung senkt Kosten weiter

Zumindest in größeren Städten können die Betreiber von Rechenzentren inzwischen auch ihre Abwärme an Fernwärmenetze verkaufen. Energieerzeuger müssen sogar im Rahmen bestimmter Investitionen Kosten-Nutzen-Analysen durchführen und dabei unter anderem zunächst prüfen, ob im Rahmen des Produktionsprozesses industrielle Abwärme genutzt werden kann, bevor neue Energie erzeugt wird.

Für die meisten größeren Rechenzentren haben die Betreiber Standorte in Stockholm sowie in den Provinzen Norrbotten, Skåne und Västra Götaland gewählt. Während Digiplex, Interxion, Equinix, Bahnhof und Tieto ihre Rechenzentren im Großraum der Hauptstadt angesiedelt haben, wählte Facebook Luleå in Nordschweden. Neben dem Internetriesen sind in den letzten Jahren auch der Bitcoin-Mining-Hersteller KnCMiner sowie weitere Firmen wie Hydro66, Fortlax und SICS, die Rechenzentren für Unternehmen mit besonders großem Serverbedarf hosten, in den hohen Norden Schwedens gekommen.

Kälte und gute Infrastruktur locken

Wesentliche Standortvorteile dort sind die zuverlässige Stromversorgung, ein hochleistungsfähiges Glasfasernetz und niedrige Durchschnittstemperaturen, die für eine natürliche Kühlung der Server sorgen. Außerdem werden die Kühlsysteme dort mit 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft versorgt.

Beobachter erwarten, dass der Bedarf an Rechenzentren für große Internetunternehmen in näherer Zukunft mit 40 Prozent pro Jahr steigen wird. Nach einer gemeinsamen Studie von Business Sweden und BCG könnte die Branche in Schweden bis 2025 bis zu 27.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Schwedens Rechenzentren beschäftigten 2015 circa 7.000 Menschen.

 

Den ausführlichen Artikel über die Steuersenkung für Rechenzentren finden Sie bei Germany Trade & Invest.