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„Miele steht für langfristiges Denken und Handeln“

22.03.2016

Dr. Markus Miele, geschäftsführender Gesellschafter der Miele & Cie. KG, ist am 12. April Gastredner der Jahrestagung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm. Im Interview erklärt er, wie es das Familienunternehmen schafft, „immer besser“ zu sein.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Miele ist weltweit als Unternehmen, das für Qualität, Nachhaltigkeit, Eigenständigkeit und eine langfristig angelegte Strategie steht, bekannt. Wie würden Sie selbst die Unternehmensphilosophie von Miele beschreiben?

Markus Miele

Dr. Markus Miele: Im Prinzip genau so. Etwas detaillierter: Miele steht in besonderer Weise für langfristiges Denken und Handeln, Kontinuität in den Werten und Zielen, partnerschaftliches Verhalten gegenüber Kunden und Lieferanten sowie eine mitarbeiterorientierte Unternehmens- und Führungskultur. Unseren Kunden bieten wir Produkte, die Maßstäbe setzen bei Langlebigkeit, Leistung, Bedienkomfort, Energieeffizienz, Design und Service. Dies entspricht dem Leitmotto „Immer besser“, das bereits die Gründer Carl Miele und Reinhard Zinkann auf ihre ersten Maschinen druckten – und das Miele bis heute prägt. Wir konzentrieren uns auf die alleinige Marke Miele und deren durchgängige Positionierung im Premiumsegment.

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen wird bei Miele so wenig wie möglich outgesourct. Sie entwickeln und produzieren nahezu alles selbst. Warum ist Ihnen das wichtig?

Wer den Anspruch erhebt, der Qualitäts-und Innovationsführer seiner Branche zu sein, der muss sich mit seinen Produkten auch entsprechend vom Wettbewerb abheben. In diesem Sinne entwickeln und produzieren wir in der Tat so gut wie all das selbst, das uns dabei hilft. Dies beginnt bei den gusseisernen Trommelkreuzen und Ausgleichsgewichten unserer Waschmaschinen, die wir in Gütersloh selbst gießen. Und es reicht bis zu den Bedienelektroniken „made by Miele“. Selbst eine vermeintlich nebensächliche Komponente wie die Kabeltrommel beim Staubsauger, gefertigt im Miele-Werk Euskirchen bei Köln, hilft dabei, sich zu differenzieren, „Immer besser“ zu sein. Schließlich soll auch der Kabeleinzug 20 Jahre lang perfekt funktionieren.

Auf der obersten Führungsebene des Konzerns werden Beschlüsse stets im Einvernehmen getroffen. Wie prägt dieser Konsensgedanke die Unternehmenskultur von Miele?

Schon mein Urgroßvater Carl Miele und sein Partner Reinhard Zinkann wussten, dass sie nur miteinander erfolgreich sein können, nicht gegeneinander. Diese Haltung prägt unser Unternehmen bis heute. Und ein Beschluss, hinter dem die gesamte Geschäftsleitung steht, ist nach meiner Erfahrung im Zweifel kein fauler Kompromiss, sondern die bessere Lösung.

2014 wurde Miele als bestes Großunternehmen mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen?

Einen sehr großen, und zwar aus voller Überzeugung und auch im Interesse der Kunden. Wer sich für Miele entscheidet, profitiert nicht nur finanziell von den geringen Verbrauchswerten und der Langlebigkeit unserer Geräte. Er leistet auch seinen ganz persönlichen Beitrag zu Ressourcenschonung und Klimaschutz. Hierfür stehen zum Beispiel unsere bis zu 90 Prozent recyclingfähigen Geräte und die Energieeffizienz unserer Produktion. 1909 hat Miele als eines der ersten Unternehmen überhaupt eine Betriebskrankenkasse gegründet, und seit Gründung im Jahr 1899 haben mehr als 13.000 Beschäftigte 25-, 40- oder gar 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Auch das sind Belege für gelebte Nachhaltigkeit.

Zum Thema Nachhaltigkeit gehört auch eine langfristig angelegte Personalstrategie. Wie arbeitet Miele, um den eigenen Fachkräftebedarf in der Zukunft zu sichern?

Wir bieten spannende und vielfältige Aufgaben und die Chance, schon in jungen Jahren viel Verantwortung zu übernehmen. Bei Miele sind die Arbeitsbedingungen familienfreundlich, auch, aber nicht nur mit Blick auf die Förderung von Frauenkarrieren. Ein wichtiges Zeichen setzen wir mit der Eröffnung einer eigenen Kindertagesstätte an unserem Hauptsitz in Gütersloh im kommenden Jahr. Allein in Deutschland bilden wir ständig etwa 500 junge Leute in rund 35 Berufen aus, im Sinne des in der ganzen Welt hochangesehenen deutschen Lehrabschlusses sowie in Kooperation mit zahlreichen Hochschulen in unserer Region und darüber hinaus. Schließlich und endlich gibt es natürlich eine sorgfältige Bedarfs- und Nachfolgeplanung und darauf ausgerichtete Maßnahmen zur Entwicklung unserer jungen Fach- und Führungskräfte. Dies geschieht unter konsequenter Einbeziehung von Einsätzen außerhalb Deutschlands, zum Beispiel in unseren mehr als 40 Vertriebsgesellschaften. Auch das macht den Einstieg bei Miele für gut ausgebildete und ambitionierte junge Menschen zusätzlich attraktiv.

Das Schlagwort Industrie 4.0 ist seit einigen Jahren in aller Munde. Wie wird die Miele-Fabrik der Zukunft aussehen?

Industrie 4.0 im Sinne der vollautomatisierten Kommunikation von Maschinen, Fahrzeugen oder auch Produkten miteinander via Internet – also ohne dass dazwischen ein Mensch irgendwelche Knöpfe drückt – bietet Unternehmen große Möglichkeiten, ihre Fertigungsprozesse zu optimieren. Dies gilt etwa mit Blick auf eine Echtzeit-Kontrolle darüber, wo genau im Prozess sich welcher Artikel gerade befindet. Hier stehen wir bei Miele noch ganz am Anfang, etwa mit Pilotprojekten bei der Teile- und Fertigungslogistik, aber wir lernen schnell und setzen die Prioritäten sorgfältig. Dessen ungeachtet wird die Fabrik der Zukunft bei Miele nicht grundsätzlich anders aussehen als die von heute, denn unsere Werke arbeiten schon jetzt mit einem hohen Grad an Automatisierung – anders wäre eine überwiegende Fertigung am Standort Deutschland mit seinen hohen Personalkosten längst nicht mehr darstellbar.

Und wie wird die Digitalisierung unseren Alltag als Konsumenten verändern? Wie stellen Sie sich den vernetzten Haushalt vor?

Künftig werden nicht nur Produkte, sondern ganze „Anwendungsumgebungen“ gefragt sein. Die Kunden wollen dann einen Backofen, der nicht nur ein Gericht gar bekommt, sondern beim Kochen unterstützt, mit Rezepttipps und Zutatenlisten sowie deren Vernetzung mit den Automatikprogrammen des Ofens. Bald wird man auch mit seinem Auto nicht mehr nur in die Stadt zum Termin fahren, sondern auch wissen wollen, wo es freie Parkplätze oder ein gutes Restaurant fürs Geschäftsessen gibt. Da lassen sich ganz neue Wertschöpfungsketten denken. Die Frage ist, ob sich etwa die Autobauer dieses Geschäft selbst erschließen oder die Software- und Internetmultis es ihnen wegnehmen – und die passenden Autos direkt mitliefern.

Welches Miele-Produkt benutzen Sie momentan selbst am liebsten im Alltag?

Im Moment ist das ganz eindeutig unsere neue Waschmaschine W1, die beste Waschergebnisse liefert, trotzdem bei der Energieeffizienz den Grenzwert der besten Klasse A+++ um 40 Prozent unterbietet – und dies beides bei weniger als drei Stunden Programmlaufzeit. Und wenn es mal ganz schnell gehen muss, dann steht sogar ein vollwertiges Waschprogramm unter einer Stunde zur Verfügung. Konkurrenzlos bequem finde ich unsere Dosierautomatik TwinDos in Verbindung mit den Miele-Flüssigwaschmitteln UltraPhase 1 und UltraPhase 2: Da macht das Bedienen der Waschmaschine viel Spaß, obwohl ich zugeben muss, dass dies meistens meine Frau erledigt. Sie ist da aber der gleichen Meinung wie ich. Im Moment freuen wir uns beide auf das Modell EditionConn@ct, das in diesem Jahr auf den Markt kommt: Geht das TwinDos-Waschmittel zur Neige, sendet die W1 via WLAN und Internet ein automatisches Signal auf Smartphone oder Tablet des Nutzers, Bestelloption per Klick und schnelle Lieferung inklusive.

Und wenn Sie einmal träumen: Für welches Alltagsproblem hoffen Sie, dass Ihre Ingenieure bald eine praktische Lösung präsentieren werden?

Es ist nicht die sich selbst ausräumende Spülmaschine und auch nicht der selbsttätig einkaufende Kühlschrank. Wohl aber gibt es eine ganze Reihe anderer Felder, wo sich der Alltag der Menschen weiter erleichtern ließe und unsere Forscher, Entwickler und Konstrukteure mit großem Nachdruck an kundengerechten Lösungen arbeiten. Manches davon steht kurz vor der Serienreife, an anderen Stellen stehen wir noch eher am Anfang. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen hierzu keine näheren Details verraten kann.

Welche Pläne hat Miele für den schwedischen Markt?

In Schweden hat Miele 1970 seine 13. Vertriebs- und Servicegesellschaft außerhalb Deutschlands gegründet, die sich kontinuierlich und gut entwickelt hat. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist unser Geschäft weiter gewachsen oder zumindest stabil geblieben. Das ist ein großes gemeinsames Verdienst unseres schwedischen Miele-Teams um Geschäftsführer Kent Oderud und unserer Partner im Handel. Die Menschen in Schweden sind anspruchsvolle Konsumenten, die den Wert von Qualität zu schätzen wissen. Diesen Ansprüchen stellen wir uns gerne – und gehen davon aus, dass es für Miele in Schweden noch viel Potenzial gibt. Miele in Schweden – das ist eine Erfolgsgeschichte, auf deren nächste Kapitel ich mich jetzt schon freue.

 

Dr. Markus Miele ist geschäftsführender Gesellschafter der Miele & Cie. KG. Der deutsche Unternehmer und promovierte Wirtschaftsingenieur ist seit mehr als 15 Jahren Mitglied der Geschäftsleitung der Miele-Gruppe. In der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld engagiert er sich zudem seit 2005 ehrenamtlich als Vizepräsident.