Simone Bagel-Trah, Henkel

Simone Bagel-Trah, Aufsichtsratsvorsitzende der Henkel AG, dem Unternehmen mit den meisten Frauen im Aufsichtsrat.

Foto: Henkel

Mehr Frauen in Aufsichtsräten

18.10.2013

Der Frauenanteil in deutschen Aufsichtsräten ist 2013 gestiegen. Nach einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sind 21,9 Prozent der Vertreter in den Kontrollgremien der Dax-Unternehmen weiblich. Im vergangenen Jahr waren es 19,4 Prozent. In Schweden dagegen ist der Anteil der Frauen in Aufsichtsräten gesunken, liegt aber mit 22,3 Prozent immer noch über dem deutschen Niveau.

„Grundsätzlich zeichnet die Studie ein positives Bild“, sagt Julia Brenner-Heinacher, Hauptgeschäftsführerin der DSW auf einer Pressekonferenz Anfang der Woche. Noch seien zwar 387 der 488 Aufsichtsräte in den DAX30-Unternehmen männlich, doch die Tendenz gehe immerhin in die richtige Richtung.  

In Schweden dagegen gibt es seit 2011 einen abnehmenden Trend. In den vergangenen beiden Jahren  ist der Anteil der Frauen in Aufsichtsräten um 0,6 Prozentpunkte gesunken und liegt jetzt bei 22,3 Prozent. „Das sind deprimierende Werte“, sagt Carin Holmquist, Professorin an der Handelshögskola in Stockholm gegenüber der schwedischen Tageszeitung  Dagens  Nyheter (DN). „Es ist natürlich klar, dass diese althergebrachten Strukturen sehr zäh sind", meint Carina Lundberg Markow vom Think Tank Jämställdhetsakademin (dt.: Gleichberechtigungsakademie) im Interview mit DN. „Männer wählen Männer. Auf dieser Welt scheint es noch nicht angekommen zu sein, dass wir von Frauen in den Vorständen profitieren würden.“

EU-Kommission schlägt Quote vor

Auch die EU-Kommission will für mehr Gleichstellung in Aufsichtsräten sorgen. Die Justizkommissarin Viviane Reding will ab 2020 einen verpflichtenden Frauenanteil von 40 Prozent in großen Aktienunternehmen einführen. Eine Zahl, die sowohl in Deutschland als auch Schweden noch in weiter Ferne liegt. Für Julia Brenner-Heinacher sollte die Zusammensetzung von Aufsichtsräten idealerweise über bloße Zahlenspiele hinausgehen. „Es geht darum, die Aufsichtsräte so aufzustellen, dass sie den gestiegenen Anforderungen gerecht werden können.“, sagt sie. „Dafür reichen die gerade in Deutschland so gerne genutzten Old-Boys-Networks in aller Regel nicht aus.“

Denn Frauen tragen in den Aufsichtsräten nicht nur zu mehr Geschlechterdiversität bei, sondern bewirken auch deren Verjüngung. So sind die eingestellten Frauen mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren deutlich jünger als ihre männlichen Kollegen, die im Durchschnitt 62 Jahre alt sind.

Unterschiedliche Zukunftsaussichten

Im kommenden Jahr stehen in den deutschen Dax-Unternehmen überdurchschnittlich viele Neuwahlen an und so blickt Julia Brenner-Heinacher vorsichtig optimistisch in die Zukunft. „Der Weg scheint vorgezeichnet. Ein Zurück wird es für die deutschen AGs nicht geben.“, bekräftigt sie. Carina Lundberg Markow findet angesichts der Entwicklung in Schweden deutlichere Worte. „Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, werden weder Sie, noch ich die Gleichberechtigung in börsennotierten Unternehmen erleben.“  So ist sie mittlerweile zur Befürworterin einer verpflichtenden Quote geworden. „Ich glaube nicht, dass wir eine Veränderung schaffen können, wenn wir nicht zu diesem Mittel greifen.“