Kreativwirtschaft: Gemeinsam sind wir stark
14.10.2014
Zusammenarbeit und Wissensaustausch sind die Schlüssel zum Erfolg in der Kreativwirtschaft. Darin waren sich die Diskussionsteilnehmer beim diesjährigen Business Afterwork in Malmö einig. Bei der Veranstaltung trafen Vertreter von Unternehmen und Medienclustern aus Südschweden und Berlin-Brandenburg aufeinander.
„Wenn Sie mit Ihrem Unternehmen wachsen und Ihre Produkte oder Dienstleistungen im Ausland anbieten wollen, sollten Sie ein echtes Interesse an anderen Menschen und Firmen mitbringen. Versuchen Sie, über Ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken”, erklärte Magnus Thure Nilsson, Geschäftsführer des Medienclusters Media Evolution in Malmö.
„Seien Sie offen! Sehen Sie die anderen in der Branche nicht nur als Konkurrenten, sondern als jemanden, mit dem Sie Erfahrungen austauschen und gemeinsame Ideen entwickeln können. Große Unternehmen sollten sich mehr für kleine öffnen und diese als Innovatoren begreifen. Für Start-ups kann es aber auch sehr inspirierend sein, sich mit anderen Jungunternehmern auszutauschen, die sich in der gleichen Situation wie man selbst befinden“, ergänzte Andrea Peters, Geschäftsführerin des deutschen Clusters Media.net Berlin-Brandenburg.
Ähnliche Ideen und Strukturen
Nilsson und Peters nahmen an der Podiumsdiskussion des diesjährigen Business Afterwork teil, den die Deutsch-Schwedische Handelskammer zusammen mit Invest in Skåne organisiert hatte. Die Veranstaltung fand in der Media Evolution City statt, dem zentralen Sammelpunkt der Kreativ- und Medienbranche in Malmö. Etwa 65 Gäste waren gekommen, um zu erfahren, wie man ein kreatives Umfeld erschafft, das gute Voraussetzungen für Wachstum und Entwicklung bietet, und wie die verschiedenen Cluster zusammenarbeiten.
Media Evolution hat inzwischen gut 400 Mitgliedsunternehmen und Media.net Berlin-Brandenburg versammelt 450 Firmen aus den Bereichen Musik, Film, Fernsehen, Digitale Medien, Werbung und Design. Die Afterwork-Gäste konnten feststellen, dass sich die Organisationen sehr stark darin ähneln, wie sie sich für ihre Mitglieder einsetzen. Bei beiden steht die Schaffung von Netzwerken im Mittelpunkt, die für die Teilnehmer alles von Inspiration über Beratung bis hin zu konkreten Geschäftsmöglichkeiten bieten.
Da ein Großteil der Mitgliedsunternehmen auf globalen Märkten tätig ist, ist der Export für die Branche von enormer Bedeutung. Aber auch in der Kreativwirtschaft gilt es, auf geschäftliche und interkulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern Rücksicht zu nehmen, wenn man mit seiner Expansion Erfolg haben will. Oftmals kann es sich lohnen, Personal anzustellen, das aus dem jeweiligen Land stammt und sich mit dem dortigen Markt auskennt.
Datenschutz wichtig in Deutschland
„In Deutschland ist man zum Beispiel sehr vorsichtig, wenn es um Integritäts- und Datenschutzfragen geht. Natürlich ist das eine Art Doppelmoral. Auch Deutsche nutzen ja Facebook und ähnliche Dienste und akzeptieren die Nutzungsbedingungen, ohne sie je gelesen zu haben. Aber will man beispielsweise ein Produkt an Schulen oder andere Bildungseinrichtungen verkaufen, muss man seine Server in Deutschland haben. Stehen diese im Ausland, werden Sie für das Produkt keine Abnehmer finden“, erklärte Benjamin Wüstenhagen, einer der Gründer von K.lab Berlin, wo man webbasierte Anwendungen für den Bildungsbereich entwickelt.
Henry Bauer, Chief Technology Officer bei der Berliner Digitalagentur Exozet, stimmte Wüstenhagen zu und berichtete, dass Microsoft (einer der Kunden von Exozet) ein eigenes Datencenter in München aufgebaut hat, nur um diese Nachfrage nach „deutschem“ Serverplatz befriedigen zu können.
Dass es gewisse Unterschiede zwischen Deutschen und Schweden gibt, zeigte sich auch bei der Vorstellung der beiden Mediencluster. Während Magnus Thure Nilsson wenig Text mit vielen Bildern zeigte und so ein bestimmtes Gefühl transportieren wollte, baute Andrea Peters‘ Präsentation hauptsächlich auf konkreten Fakten auf.
Experten bieten Unterstützung und Kontakte
Doch wie informiert man sich über derartige Unterschiede zwischen den Ländern? Wie geht man am besten mit ihnen um? Und nach welchen Kriterien wählt man den Sitz für die neue Niederlassung aus? Bei solchen Fragen stehen Organisationen wie zum Beispiel Invest in Skåne, Experten in Sachen Südschweden, oder die Deutsch-Schwedische Handelskammer, die täglich Unternehmen beim Markteinstieg in Schweden und Deutschland berät, mit Unterstützung und Kontakten bereit.
„Unseren Erfahrungen nach sind viele Unternehmen, die gerade dabei sind, sich in Berlin oder Brandenburg anzusiedeln, stark am Netzwerken interessiert. Seine eigenen Erfahrungen mit anderen zu teilen, kann einem viele neue Einsichten liefern. Neue Unternehmen, die zu uns kommen, werden oft sofort Mitglied, wenn sie sehen, welches Netzwerk wir ihnen bieten können“, erklärte Andrea Peters von Media.net Berlin-Brandenburg.
Auch „alltägliche“ Aspekte können entscheidend sein
Gelegentlich können jedoch auch erheblich „alltäglichere“ Fragen darüber entscheiden, wo sich ein Unternehmen letztlich ansiedelt und weiterentwickelt:
„Als wir hier in Malmö angefangen haben, war ein wichtiger Faktor, dass die Mieten in der Stadt deutlich günstiger waren als in Stockholm. Außerdem ist es nicht weit zum Flughafen Kopenhagen-Kastrup, von wo aus wir eine gute Anbindung an den Rest der Welt haben. Inzwischen arbeiten wir auch sehr gut mit den örtlichen Hochschulen und Schulen zusammen. Aber viele von denen, die hierher kommen, um bei uns zu arbeiten, fühlen sich einfach wohl in Malmö und leben ein gutes Leben hier“, erklärte Jenny Berg Nilson, Senior Vibe Manager beim Computerspielentwickler Massive Entertainment.
Was können also andere Branchen von der dynamischen Kreativwirtschaft lernen? Sie können die Ideen und Vorschläge ihrer eigenen Mitarbeiter/Mitglieder in höherem Maße nutzen und sich an Kooperationen mit anderen Unternehmen der Branche heranwagen. Außerdem gilt es, sich stets auf dem neuesten Stand zu halten und innovative Lösungen aus der Kreativwirtschaft auszuprobieren, die eine bessere Kommunikation und Interaktion mit Kunden oder Personal ermöglichen.