Foto: Femern AS

Fehmarnbelttunnel: Steigende Kosten verzögern Baubeginn

26.02.2015

Der für 2015 geplante Baubeginn des Tunnels unter dem Fehmarnbelt zwischen Deutschland und Dänemark verzögert sich wegen Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Während Politik und Wirtschaft aus Dänemark, Deutschland und Schweden Zustimmung für das Projekt signalisieren, nimmt die Kritik von Umweltverbänden und Anwohnern zu.

Wer heute mit dem Zug von Hamburg nach Kopenhagen reisen will, muss für die Fahrt über Lübeck und Lolland mehr als viereinhalb Stunden einplanen. Ein Großteil des Güterverkehrs zwischen Deutschland und Schweden wird über den längeren Landweg durch den Süden Dänemarks abgewickelt. Der geplante Fehrmarnbelttunnel würde für beide Verkehrsarten erhebliche Verbesserungen bringen. 

Die Bahnfahrt zwischen der Hansestadt und der dänischen Hauptstadt wäre dann in 2:45 Stunden möglich – eine Zeitersparnis von fast 120 Minuten. Bei der Reise mit dem Auto könnten im Vergleich zur heutigen Fährverbindung immerhin 45 Minuten eingespart werden. Und für den Güteraustausch auf der Schiene zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland würde die Strecke durch das Tunnelprojekt um ganze 160 Kilometer kürzer. 

Deutsch-schwedische Handelsbeziehungen profitieren

Sowohl die dänische als auch die schwedische Wirtschaft erhoffen sich von dem Projekt eine weitere Stärkung der Handelsbeziehungen mit den europäischen Partnern. Neben der kürzeren Fahrzeit, der geringeren Umweltbelastung und den niedrigeren Kosten spielen auch das Wetter und die Kapazitäten eine große Rolle. 

Das mit der Planung des Projekts beauftragte staatliche dänische Unternehmen Femern A/Sführte dazu eine Umfrage unter 60 führenden Wirtschaftsvertretern aus Dänemark, Deutschland und Schweden durch. „Mit der festen Fehmarnbeltquerung sparen wir uns einen langen Umweg. Dank der zweigleisigen Bahntrassen über den Großen Belt und Jütland sowie über den Fehmarnbelt wird das Verkehrssystem robuster. Die Kapazität nimmt zu, und es können längere Züge fahren“, sagt beispielsweise Mats Erkén, Geschäftsführender Direktor des schwedischen Logistikunternehmens ScandFibre, welches unter anderem Vertragspartner von DB Schenker ist.

Weltweit längster Tunnel für Straße und Schiene

Erste Überlegungen zum Bau einer festen Fehmarnbeltquerung gab es bereits Mitte der 1990er-Jahre (siehe Chronik rechts). 2008 einigten sich Dänemark und Deutschland schließlich in einem Staatsvertrag darauf, dass Dänemark als Bauherr fungiert, die Kosten trägt und im Gegenzug die späteren Mauteinnahmen erhält.

Für die Hinterlandanbindung des Zug- bzw. Straßennetzes sind die jeweiligen Länder selbst verantwortlich. Wenn alles nach Plan läuft, soll der von der EU geförderte 17,6 Kilometer lange Absenktunnel vom deutschen Puttgarden ins dänische Rødby bis 2021 fertiggestellt sein.

Neue Hindernisse vor Baubeginn 

Danach sieht es im Moment jedoch nicht aus. Bei einem Treffen der Verkehrsminister aus Dänemark und Deutschland, Magnus Heunicke und Alexander Dobrindt, am Dienstag wurde deutlich, dass Dänemark wegen der Steigerung der geplanten Baukosten von anfangs 5,5 auf nun etwa 7,4 Milliarden Euro den Zeitplan wohl nicht einhalten können wird. Grund dafür sind Nachverhandlungen mit dem Baukonsortium, die sich noch hinziehen werden. Außerdem verkündete Dobrindt Verzögerungen beim Ausbau der Hinterlandanbindung auf deutscher Seite, da diese nun komplett neu gebaut und nicht – wie zunächst geplant – die bestehende Strecke ausgebaut wird.

Die Verzögerung birgt jedoch Risiken: Neben fehlender Mauteinnahmen bei einer späteren Eröffnung kommt auch Druck aus der Europäischen Union. Derzeit wird der EU-Haushalt umgeschichtet, sodass das für derartige Projekte verfügbare Geld zu schwinden droht. Darüber hinaus formiert sich zunehmend Protest aus der Bevölkerung und von Umweltverbänden. Diese bezweifeln die Notwendigkeit des Projekts und befürchten negative Auswirkungen für die Umwelt.

Dennoch betonten die Minister bei dem Treffen die gute Zusammenarbeit und bekräftigten den Willen beider Länder, das Tunnelprojekt voranzutreiben und möglichst bald mit dem Bau zu beginnen.

 

Chronik der Fehmarnbeltquerung

1994: Erste Überlegungen zum Bau einer festen Verbindung

2000: Landesregierung von Schleswig-Holstein beschließt Bau

2008: Staatsvertrag zwischen Dänemark und Deutschland

2012: EU fördert das Projekt mit bis zu 1,5 Milliarden Euro

2014: Umweltschützer legen Beschwerde bei der EU-Kommission ein

2015: Steigende Kosten verzögern den Baustart

2021: Geplante Fertigstellung