Die Redner: Erik Brandsma, schwed. Energiebehörde, und Pieter Wasmuth, Vattenfall GmbH.

Ralph-Georg Tischer, Geschäftsführer der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, begrüßte die Teilnehmer von Tyskland i dialog.

Etwa 60 Personen waren zur Diskussion über die deutsche und schwedische Energiewende gekommen.

Pieter Wasmuth zeigte unter anderem, wie die deutsche Energieversorgung derzeit funktioniert.

Erik Brandsma sprach sich für mehr internationale Zusammenarbeit im Energiebereich aus.

Moderator der Veranstaltung war der Journalist Ulf Wickbom.

Tom Bennet, Royal Bank of Scotland, Pieter Wasmuth und Erik Brandsma.

Sabine Froning, Vattenfall, Nina Björstrand, Fores, und Yvonne Ruwaida, Staatssekretärin im schwedischen Umweltministerium.

Michael Bock, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Pieter Wasmuth und Franz Zinsberger, Boehringer Ingelheim.

Alarik Arthur, GDI Consulting, im Gespräch mit Markus Fischer, Vattenfall AB.

Nach der Diskussion waren die Gäste in den Räumlichkeiten der Handelskammer zu deutschem Essen und Getränken eingeladen.

Cecilia Björkman, Crefort, Mats Arnamo, Hexicon Coorperation, und Thorbjörn Bygdén, Visma.

Frans Zinsberger zusammen mit Diana Westling, Pewo Energiteknik, und Michael Bock.

Malin Johansson, Deutsch-Schwedische Handelskammer, im Gespräch mit Erik Brandsma.

Ingemar Wareborn, Vorstand der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, Karl-Heinz Gössling, DSHK, und Alarik Arthur, GDI Consulting

Das Essen kam von Artichoke food & catering

Jules Kappeler, Euler Hermes Sverige, und Lars T Wikholm, LTW Consulting

Energiewende: Komplizierter als die Mondlandung

12.11.2014

Ein fertiges Rezept dafür, wie die Energiewende in Deutschland vonstattengehen soll, gibt es noch nicht. Technik muss weiterentwickelt und viele offene Fragen beantwortet werden. Einige der Zutaten für das Rezept sind jedoch bereits vorhanden, stellte Pieter Wasmuth von Vattenfall bei Tyskland i dialog, dem wirtschaftspolitischen Diskussionsforum der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, fest.

„Die Energiewende in Deutschland ist viel komplizierter als seinerzeit die Mondlandung. Wir müssen ein Rezept finden, das für das gesamte Energiesystem, alle Stromanbieter und Verbraucher funktioniert. Dabei muss man teilweise auf das Trial-and-Error-Prinzip zurückzugreifen“, leitete Pieter Wasmuth, Generalbevollmächtigter der Vattenfall GmbH für Hamburg und Norddeutschland und Vice President Communications Business Region Continental/UK, seine Präsentation zur Energiewende ein.

Die Deutsch-Schwedische Handelskammer hatte ihn am vergangenen Donnerstag eingeladen, den etwa 60 Gästen von Tyskland i dialog einen Überblick über den aktuellen Stand der Energiewende in Deutschland sowie einen Ausblick in die Zukunft zu geben. Einige deutsche Erfolge konnte Pieter Wasmuth bereits präsentieren. So ist beispielsweise der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromproduktion von 2003 bis 2013 von 7,5 auf 23,8 Prozent gestiegen. Den größten Teil seiner Präsentation widmete Wasmuth jedoch den Herausforderungen, für die es bislang noch keine umfassende Lösung gibt.

Energiefrage entscheidend für Industrie

„70 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland gehen auf die Industrie zurück. Allein BASF in Ludwigshafen verbraucht mehr Energie als ganz Dänemark. Für solche Unternehmen ist es besonders wichtig, dass die Energieversorgung rund um die Uhr funktioniert und dass der Strom nicht zu teuer ist. Will man, dass der Standort Deutschland weiterhin attraktiv für die Industrie bleibt, ist die Energiefrage von enormer Bedeutung“, so Pieter Wasmuth.

Eine zentrale Herausforderung im Umstellungsprozess ist die Frage, wie sich Stromproduktion und -nachfrage künftig miteinander vereinbaren lassen. Strom aus Sonnen- oder Windenergie ist nicht immer verfügbar und die Produktionsverhältnisse sind in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich.

Für Deutschland ergeben sich hierbei vor allem zwei Herausforderungen: Der Überschuss, der zu bestimmten Zeiten produziert wird, muss gelagert werden und es werden neue Stromleitungen benötigt, die die aus erneuerbaren Energien erzeugte Elektrizität aus dem dafür günstigen Norden nach Süddeutschland transportieren können.

Günstiger durch Zusammenarbeit

Aufgrund der aktuell niedrigen Preise an den internationalen Strombörsen lohnt es sich jedoch für die Akteure auf dem Strommarkt oft nicht, in neue Kraftwerke, Leitungen oder innovative Energielagerungssysteme zu investieren. Dies gilt nicht nur für das Energiewendeland Deutschland, sondern auch für Schweden. Erik Brandsma, Generaldirektor der schwedischen Energiebehörde, der nach Pieter Wasmuths einleitender Präsentation in die Diskussion einstieg, sprach sich daher für eine stärkere internationale Zusammenarbeit im Energiebereich aus:

„Deutschland ist seine Energiewende bislang alleine angegangen, doch nun muss man auch die Nachbarländer mit ins Boot kriegen. Die Energiewende war bisher – auch wenn sie Innovationen hervorgebracht hat – sehr teuer. Daher bin ich der Meinung, dass man für den Energiebereich eine regionale Zusammenarbeit zwischen mehreren Ländern in Betracht ziehen sollte.“

Pieter Wasmuth begrüßte diesen Vorschlag: „Den Klimawandel können wir nur auf globaler Ebene stoppen. Die kostspielige Energieumstellung Deutschlands wird jedoch in weniger entwickelten Ländern nicht funktionieren. Deshalb müssen wir ein breiter anwendbares Rezept finden. Eine nationale Lösung für Deutschland würde nur sehr teuer werden. Durch die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern müssen wir ein kosteneffektiveres Modell entwickeln.“

Stromnetze müssen flexibler werden

Die verschiedenen Länder enger miteinander zu verknüpfen könnte auch dabei helfen, geografische Unterschiede zwischen Stromproduktion und Strombedarf auszugleichen. Beispielsweise könnten Stromüberschüsse aus Deutschland dazu genutzt werden, in Schweden Pumpspeicherwerke zu befüllen. Alternativ ließe sich damit auch Wasserstoff produzieren, den man lagern und in Autos oder Heizungen verwenden kann. Dem heutigen Stromnetz fehlt jedoch häufig die Flexibilität, die für eine dezentralisierte Stromproduktion und effektive Verteilung der erzeugten Elektrizität notwendig ist.

Für innovative Unternehmen, die die Energiewende weiter voranbringen wollen, ergeben sich aus alledem derzeit außerordentlich gute Geschäftsmöglichkeiten in sowohl Deutschland als auch Schweden:

„Für viele ist Deutschland im Energiebereich das Land der Möglichkeiten. Aber wir haben in beiden Ländern, Deutschland und Schweden, zuletzt ein zunehmendes Interesse an einem Austausch von Ideen und Produkten beobachtet“, berichtete Erik Brandsma.

„Das Bedürfnis, die Fragen, die mit der Energiewende zusammenhängen, zu diskutieren, steigt stetig an. Definitiv gibt es hier Geschäftsmöglichkeiten für schwedische Unternehmen. Alle interessierten Unternehmen sind herzlich eingeladen, in das deutsche ‚Labor‘ zu kommen und sich an unserer Suche nach dem richtigen Rezept zu beteiligen“, fügte Peter Wasmuth hinzu.

Der Weg ist noch lang

In jedem Fall ist die Energiewende ein sehr langfristiges Unterfangen. Beide Diskussionsteilnehmer waren sich darin einig, dass sowohl Deutschland als auch Schweden gute Möglichkeiten haben, die Umstellung zu bewältigen und Vorteile daraus zu ziehen.

„Die Energiewende ist etwas, was uns bereits in der Vergangenheit in Atem gehalten hat, womit wir uns aktuell auseinandersetzen und was uns auch in der Zukunft wieder begegnen wird. Unsere beiden Länder verfügen über ein großes Innovationspotenzial und wir sind ausgezeichnet darin, neue Industrien aufzubauen. Einige der Herausforderungen werden wir sehr gut selbst lösen können“, schloss Erik Brandsma ab.