G+D:s huvudkontor i München

Foto: Giesecke+Devrient

Vom Geldschein zur E-Krone: G+D sieht Veränderungen als Chance

Sind die Währungen der Zukunft digital? Die schwedische Zentralbank (Riksbanken) untersucht derzeit die Voraussetzungen für die mögliche Einführung einer sogenannten E-Krone – ein Projekt, das im In- und Ausland viel Aufmerksamkeit erregt hat. Im Rahmen des Projekts spricht man unter anderem auch mit Giesecke+Devrient (G+D), einem traditionsreichen deutschen Unternehmen mit über 11.000 Mitarbeitern weltweit, das Zahlungsmittel und Sicherheitslösungen anbietet. In unserem Interview berichtet Bo Fjelkner, Geschäftsführer von G+D Schweden, mehr über das Interesse des Unternehmens an der E-Krone und warum sich Schweden und Deutschland bei der Entwicklung neuer Zahlungslösungen perfekt ergänzen könnten.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Sie sind eines von insgesamt 19 Unternehmen, die von der schwedischen Zentralbank zu Dialoggesprächen über eine technische Lösung für eine mögliche E-Krone eingeladen wurden. Wie kommt es, dass Sie an einer Zusammenarbeit mit der Notenbank im Rahmen dieses einzigartigen Projekts interessiert sind?

Bo Fjelkner: G+D wurde 1852 gegründet, aufbauend auf neuem Denken und Innovationen für sichere Wertpapiere. In den 1970er-Jahren haben wir die Entwicklung der ersten Smartcards vorangetrieben, zu denen wir die ursprünglichen Patente besitzen. Anfang der 1990er-Jahre lieferte G+D außerdem die erste SIM-Karte der Welt. Seitdem arbeiten wir an der Digitalisierung dieser Bereiche. In unserer Niederlassung in Stockholm haben wir zum Beispiel bereits 2010 die ersten Versuche mit eSIM durchgeführt, wobei es sich um eine digitalisierte Form der SIM-Karte handelt. Unsere mobilen Zahlungslösungen werden seit 2007 genutzt. Als die schwedische Zentralbank ihre Pläne für eine E-Krone bekannt gab, ist sie daher bei uns auf offene Ohren gestoßen. Das Projekt berührt vieles, wofür G+D steht: Innovation, Sicherheit und Digitalisierung. Außerdem hatte unser CEO Ralf Wintergerst zuvor bereits den G+D Think Tank initiiert, dessen erstes Projekt sich just um digitale Währungen drehte.

Welche Lösung schlagen Sie für eine neue digitale Währung wie die E-Krone vor?

Seit über 160 Jahren vertraut man uns bei G+D, wenn es um die Herstellung von Zahlungsmitteln und Wertpapieren geht. Wir haben also große Erfahrung darin, geheime Informationen, die in den falschen Händen viel Schaden anrichten könnten, zu verwalten und zu schützen. Daher lassen wir die Empfänger unserer Vorschläge entscheiden, was sie davon öffentlich machen wollen. G+D hat auf die Anfrage der Riksbank eine übergreifende Antwort geliefert, die für alle einsehbar ist. Was wir sagen können, ist, dass die Notenbank ohne Zweifel eine solide Vorstudie durchgeführt hat, in der sie ihre einzigartige Situation und die gebotenen Möglichkeiten berücksichtigt.

Was glauben Sie, wie groß ist die Chance, dass es künftig tatsächlich eine E-Krone geben wird?

Ich wäre schon überrascht, wenn sie nicht irgendwann eingeführt wird, und als Schwede kann ich nicht anders als auch ein wenig stolz auf die Riksbank zu sein.

Im Auftrag zahlreicher Zentralbanken auf der ganzen Welt kümmert sich G+D unter anderem um den Druck, die Distribution und die Vernichtung von Banknoten. Wie sehen Sie da die Entwicklung, die immer mehr in Richtung bargeldloses Bezahlen geht – besonders hier in Schweden, das die erste bargeldlose Gesellschaft der Welt werden könnte?

Seit der Firmengründung hat man bei G+D in Veränderungsprozessen immer vor allem die Chancen gesehen. Man glaubt vielleicht, dass ein Unternehmen, das aus der Herstellung von physischen Wertpapieren entstanden ist, sich auch daran festklammern würde – aber so denken wir nicht hier bei G+D. Auf die gleiche Art und Weise wie wir die Transformation von der SIM-Karte zur eSIM vorantreiben, sehen wir unsere Rolle auch im Transformationsprozess hin zu digitalen Währungen. Letztendlich geht es hier um Sicherheit und Vertrauen, wofür wir seit über 160 Jahren Experten sind.

In Deutschland hat man eine ganz andere Einstellung zu Bargeld als in Schweden. Warum unterscheiden sich unsere beiden Länder so deutlich bei diesem Thema?

Wenn wir einmal 10 oder 20 Jahre zurückblicken, erinnern sich viele noch daran, wie dominant das Zahlen mit Bargeld auch hier in Schweden war. Was vielleicht weniger bekannt ist, ist, dass die Zentralbank in den 1990er-Jahren einige Entscheidungen zum Umgang mit Bargeld betroffen hat, die die Entwicklung von elektronischen Zahlungssystemen und deren Digitalisierung vorangetrieben haben. Die heute sichtbaren Unterschiede sind also vielleicht mehr mit der Tatsache verbunden, dass Schweden bei diesem Thema früher angefangen hat.

Was können Schweden und Deutschland voneinander lernen, wenn es um die Zahlungs-und Sicherheitslösungen der Zukunft geht?

Im Bereich Zahlungslösungen liegt Schweden weit vorne. Von diesem Know-how kann Deutschland profitieren und gleichzeitig die eigene Erfahrung, was die Entwicklung komplexer Sicherheitssysteme angeht, einbringen. Genau diese Kombination aus Innovation und durchdachten Lösungen schafft die Grundlage für neue Dinge, die auf dem Weltmarkt den Durchbruch schaffen können. Dies gilt auch für mehrere andere Bereiche und hier spielt das German Swedish Tech Forum eine wichtige Rolle, um erfolgreiche Formen der Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Welchen Nutzen ziehen Sie als Unternehmen aus der Mitgliedschaft in der Deutsch-Schwedischen Handelskammer?

G+D nimmt an den verschiedenen Initiativen der Deutsch-Schwedischen Handelskammer teil, welche großartige Möglichkeiten für den Austausch von Erfahrungen und Kontakten bieten. Eine dieser Zusammenkünfte führte dazu, dass eine Delegation des Bayerischen Wirtschaftsministeriums G+D in Stockholm besucht hat. Dabei haben wir uns unter anderem über die deutsch-schwedischen Unterschiede im Umgang mit Bargeld und die Pläne für eine mögliche E-Krone ausgetauscht. Nun hoffen wir auf weitere interessante Kooperationen im Rahmen des German Swedish Tech Forum und möchten die anderen Mitglieder der Handelskammer dazu aufrufen, mit uns in Kontakt zu treten, wenn man Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit sieht, zum Beispiel beim Thema Sicherheitslösungen.

 

In unserer Serie Mitglied des Monats treffen wir jeden Monat einen Vertreter eines unserer rund 1.150 Mitgliedsunternehmen, der uns einen Einblick in die Arbeit und aktuellen Aktivitäten des jeweiligen Unternehmens gibt.