Blick über die Stockholmer Innenstadt im Winter

Foto: Cecilia Larsson Lantz/imagebank.sweden.se

Stockholm will bis 2040 die „smarteste“ Stadt der Welt sein

16.02.2018

Nach der Kür zu Europas grüner Hauptstadt 2010 hat Stockholm seine Anstrengungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung noch verstärkt. Schwedens Hauptstadt will bis 2040 klimaneutral sein und verfolgt zahlreiche Smart-City-Projekte mit ganzheitlichen Ansätzen für zukunftsträchtige Mobilitäts-, Abfallwirtschafts- und Energieversorgungslösungen. Im öffentlichen Nahverkehr setzt man auf erneuerbare Energien und Elektroantriebe.

In der im Herbst 2015 verabschiedeten „Vision 2040 - Ett Stockholm för alla“ legte die Stadt fest, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein. „Außerdem wollen wir bis dahin die smarteste Stadt der Welt sein“, sagt Stockholms Bürgermeisterin Karin Wanngård.

Die Stromerzeugung soll bereits 2030 ausschließlich auf erneuerbaren Quellen basieren und somit noch zehn Jahre früher als im „Energieabkommen“ (Överenskommelse om den svenska energipolitiken) zwischen der rot-grünen Regierung und der Opposition vom 10. Juni 2016 für ganz Schweden vereinbart.

Nachhaltige Wohnungsbauprojekte in Planung

Stockholm hat in den letzten Jahren eine hohe Zuwanderung verzeichnet und bis 2026 soll die Einwohnerzahl weiter deutlich steigen. Deshalb will die Stadt mehr Wohnraum schaffen. Zu den größten Wohnungsbauprojekten zählen Hagastaden, Stockholm Royal Seaport und Årstafältet. Gebäude und Anlagen sind so gestaltet, dass der Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert wird. Die Energie soll weitestgehend aus erneuerbaren Quellen kommen, unter anderem durch Solaranlagen auf den Dächern. Regenwasser wird nach Starkregengüssen in Sammelflächen zwischengespeichert und später auf Grünflächen umgeleitet.

Die Städtebaumodelle basieren auf verschiedenen Stoffkreisläufen. So wird am Stockholm Royal Seaport die Wärme des Abwassernetzes per Wärmepumpe zum Heizen von Gebäuden verwendet. Brennbare Abfälle werden per Vakuumsauger eingesammelt und über ein unterirdisches Röhrensystem in ein Heizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung weitergeleitet. Um auch mehr Abwärme für das Fernwärmenetz nutzen zu können, will Stockholm verstärkt Rechenzentren anlocken. Allein die Abwärme von Rechenzentren soll bis 2035 ein Zehntel des Heizbedarfs der Metropole decken.

Marktchancen für deutsche Bauunternehmen

Auf dem Sanierungsmarkt besteht erheblicher Modernisierungsbedarf bei Mehrfamilienhäusern in Stadtrandgebieten aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Schwedische Baukonzerne engagieren sich seit einigen Jahren weniger stark bei Sanierungsprojekten und überlassen das Feld vielmehr spezialisierten kleineren Firmen, verlautet es aus Branchenkreisen. Deutsche Unternehmen, die insbesondere größere Modernisierungsvorhaben durchführen, hätten danach aufgrund der begrenzten Anzahl einheimischer Wettbewerber in Schweden generell gute Marktchancen.

Gerade im Zusammenhang mit den gewaltigen Wohnungsbauplänen in Schwedens Hauptstadt fordert so mancher Beobachter, dass der Markt auch für ausländische Unternehmen weiter geöffnet werden müsse, da die heimische Bauwirtschaft in den nächsten Jahren zunehmend an ihre Kapazitätsgrenze stoßen dürfte. Ähnlich war es vor einigen Jahren schon bei größeren Transportinfrastrukturprojekten der Fall.

Mit Informationstreffen im Ausland wirbt die Stadt daher neue Baupartner an. Bislang geben aber erst wenige ausländische Akteure Angebote in Schweden ab, weil sie nicht genug Wissen über und Erfahrung im Umgang mit den speziellen Bauregeln im schwedischen Wohnungsbau haben. Das Zentralamt für Wohnungs-, Bauwesen und Raumplanung Boverket baut nun eine neue Internetseite auf, auf der die Bauregelungen in mehreren Sprachen erhältlich sein sollen.

Nahverkehr setzt auf alternative Antriebe

Im Transportbereich spielen erneuerbare Energien und Energieeffizienz ebenfalls eine herausragende Rolle. Bereits 2030 will Schweden kein Fahrzeug mehr zulassen, das mit fossilen Brennstoffen betrieben wird. Eisenbahnlinien werden mit Strom aus Wind- und Wasserkraft versorgt, sämtliche Busse in der Stockholmer Innenstadt laufen mit erneuerbaren Kraftstoffen. Ferner verteilt Stockholm in den nächsten beiden Jahren 5.000 E-Bikes, die zusätzlich zu herkömmlichen Fahrrädern an rund 300 Stationen ausgeliehen werden können.

In ihrem „Public Transport Plan 2020“ sehen die Stockholmer Verkehrsbetriebe SL einen umfangreichen Ausbau des Schienen- und Busliniennetzes vor. Ziel ist es, die nördlichen und südlichen Teile der Hauptstadt besser zu verbinden und das Stadtzentrum vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Zu den wichtigsten Vorhaben im Bereich Straßenbau zählt die 21 Kilometer lange Umgehungsautobahn „Stockholm Bypass“ (Förbifart Stockholm), von der 18 Kilometer als Tunnel gebaut werden sollen.

Den ausführlichen Artikel über Stockholms Zukunftsprojekte finden Sie bei Germany Trade & Invest.