Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer

Schweden strotzt vor Optimismus – zu viel des Guten?

27.09.2017

Schwedens Wirtschaft läuft nach wie vor sehr gut, auch wenn das Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal 2017 inzwischen etwas nach unten revidiert wurde. Immerhin deuten die neuen Regierungsprognosen auch für 2018 noch auf ein Wachstum des BIP in Höhe von circa 2 Prozent hin.

Zwar bewegt sich der Einkäuferindex inzwischen etwas unbeständiger, doch zeigen die meisten Vertreter der Unternehmerschaft stabile Zufriedenheit – wie auch Finanzministerin Magdalena Andersson. Die umfassenden globalen Risiken werden natürlich gesehen, aber ohne die gute Stimmung sonderlich zu trüben.

Kürzlich hat die schwedische Regierung Planung und Haushalt für 2018 vorgestellt. Wie schon angedeutet, ist die Tonlage durchaus positiv gehalten. Für das kommende Jahr prognostizieren die Experten des Finanzministeriums einen leichten Haushaltsüberschuss und eine totale öffentliche Verschuldung von geringen 40,9 Prozent des BIP. Dies deutet in der Tat auf gute haushaltspolitische Disziplin hin.

Geschenke vor den Wahlen 2018

Dennoch merkt man bei einem genaueren Blick auf die einzelnen Haushaltsposten, dass Schweden 2018 Parlamentswahlen abhalten wird. Einige Wahlgeschenke werden deutlich, in erste Linie die Erhöhung des Kindergelds und höhere Nettorenten für Rentner mit geringen Einkommen. Auch werden etliche Gelder für soziale Verbesserungen hinzukommen, die durchaus Sinn machen. Zugunsten der Unternehmerschaft tut sich jedoch relativ wenig – trotz gewisser Steuerentlastungen.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen aus der schwedischen Finanzpolitik für 2018 liegen auf der Hand:

  • 2018 ist Wahljahr in Schweden. Dies geht deutlich aus den Details der Haushaltsplanung für das nächste Jahr hervor.
  • Die Finanzpolitik für 2018 kommt in erster Linie dem privaten Konsum zugute und nur in relativ beschränktem Maße zukunftweisender Investitionstätigkeit. Auch auf umweltpolitische Maßnahmen wird einiges finanzpolitisches Gewicht gelegt.
  • Dennoch zeugt die Finanzpolitik der schwedischen Regierung davon – trotz einiger fragwürdiger Ausgaben – dass man es mit dem Ziel stabiler und gesunder Staatsfinanzen ernst nimmt.

Weitere Reformen wünschenswert

Allerdings hätte man sich weitere, deutlich unternehmerfreundliche Reformen gewünscht. Zudem wären auch konkrete Schritte zur Eindämmung der Immobilienblase nicht fehl am Platze gewesen. Auch hätte die makroökonomische Risikobeschreibung etwas sorgfältiger gestaltet werden können.

Dennoch würde ich den jüngsten Haushaltsplanungen – in meiner Funktion als professioneller Zeugnisaussteller – die Schulnote drei geben: befriedigend, aber verbesserungsfähig.

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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